AboAbonnieren

Männer mieteten TransporterNeue Details zur Entführung von Kölner Ärztin - Nachbarn glaubten an Umzug

Lesezeit 3 Minuten
Schwarze Kabelbinder hängen an einem Fenstergriff (Symbolbild).

Schwarze Kabelbinder hängen an einem Fenstergriff (Symbolbild).

Im Kühlschrank des Hauses sollen mehrere Portionen Essen vorbereitet gewesen sein, um die Frau während ihrer Geiselhaft zu ernähren.

Die Entführung einer Ärztin (51) am vergangenen Freitag scheint von den beiden Tatverdächtigen (39 und 51) generalstabsmäßig geplant gewesen zu sein. Das erfuhr die Rundschau am Donnerstag aus Justizkreisen. Die Frau war am vergangenen Freitag in ihrer Praxis überwältigt, betäubt und in einer Metallkiste in die Wohnung eines der beiden Tatverdächtigen nach Niehl gebracht worden. Am Samstag hatten die Täter die Frau dann dem Vernehmen nach freigelassen, nachdem sie ein Schriftstück unterschrieben haben soll, in dem sie zusicherte, sich nicht an die Polizei zu wenden. Das trat die Frau dennoch, die Polizei nahm die beiden Männer wenig später in der Wohnung fest. Seither sitzen sie in Untersuchungshaft.

Nun wurden weiter erschreckende Details der verstörenden Tat bekannt: Wie die Rundschau erfuhr, hatte der ältere Tatverdächtige sich einen Termin am Freitagabend bei der Ärztin geben lassen. Er soll erstmals zu der Ärztin gegangen sein. Kurz nachdem er die Praxis betreten hatte, soll es ein zweites Mal an der Praxistür geklingelt haben, die Frau soll die Tür geöffnet haben. Dort soll dann der jüngere Tatverdächtige, ein ehemaliger Patient der Frau, gestanden haben und eine Metallkiste mit sich geführt haben. Unmittelbar nach dem Öffnen der Tür, soll dann der ältere Tatverdächtige das Opfer von hinten angegriffen und gepackt haben.

Die 51-Jährige soll sich heftig gewehrt und dem Älteren in den Finger gebissen haben. Dennoch konnten die Männer die Frau überwältigen und mit Chloroform betäuben. Anschließend wurde die Frau in die Metallkiste gelegt. Die Kiste mit ihrem betäubten Opfer darin, sollen die Männer dann in einen gemieteten Transporter verstaut und in die Wohnung eines der beiden Verdächtigen nach Niehl gebracht haben. Beim Transport der Kiste in die Wohnung müssen die Täter ziemlichen Lärm gemacht haben, so dass Nachbarn zunächst davon ausgegangen seien, es handle sich um einen Umzug. Auch Menschen auf der Straße hatten bei dem Transport der Kiste offensichtlich kein Verdacht geschöpft. Die Tat geschah in einem belebten Viertel im Linksrheinischen.

Auch in der Wohnung sollen zahlreiche Vorbereitungen für die Entführung getroffen worden sein. So soll das Badezimmer mit Malerfilz ausgeklebt und die Deckenbeleuchtung abgehängt gewesen sein. In dem Badezimmer soll die Frau dem Vernehmen nach auch nach der Betäubung aufgewacht sein. Im Kühlschrank sollen mehrere Portionen Essen vorbereitet gewesen sein, um die Frau während ihrer Geiselhaft zu ernähren. Zudem soll der Frau ein Zugang mit einer Kanüle gelegt worden sein. Ob die Täter der Frau durch diese auch Substanzen verabreichten, blieb zunächst unklar. Zudem soll der ältere Verdächtige sich in der Wohnung nur vermummt dem Entführungsopfer gezeigt haben. Außerdem wollten die Männer mit der Frau einen Sexfilm drehen, wie es im Haftbefehlsantrag steht.

Männer forderten Schadensersatz von 1,5 Millionen Euro

In der Wohnung soll laut Rundschau-Informationen auch ein Computer oder Laptop von den Strafverfolgungsbehörden sichergestellt worden sein. Auf diesem soll sich ein Schreiben vorformuliert und abgespeichert gewesen sein, mit dem das Opfer Behandlungsfehler gegenüber dem jüngeren Tatverdächtigen einräumen sollte. „Das Schreiben war mit juristischen Vorkenntnissen verfasst“, hieß es aus Justizkreisen.

So soll für die Zahlung von 1,5 Millionen Euro Schadensersatz für die angeblichen Behandlungsfehler eine Zahlungsfrist festgesetzt worden sein. Das Schreiben habe das Opfer dann handschriftlich abschreiben und unterschreiben müssen. Dem Vernehmen nach habe der jüngere Tatverdächtige „diese Summe für angemessen gehalten“. Zudem soll die Frau mit Unterschrift zugesichert haben, nicht die Polizei zu informieren, wenn die Täter sie freiließen. Das taten die Männer, die 51-Jährige verständigte dennoch die Polizei. Wenig später stürmte die Polizei die Wohnung und nahm die beiden Männer fest. Eine Haftrichterin ordnete Untersuchungshaft wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung an, hieß es weiter.