Verspätungen und AusfälleJetzt soll ein Berater die KVB flott machen

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Mit diesen Bahnen wollen die KVB in die Zukunft fahren. Doch es gibt Lieferschwierigkeiten.

Mit diesen Bahnen wollen die KVB in die Zukunft fahren. Doch es gibt Lieferschwierigkeiten.

Die Misere bei den KVB hat Folgen: Der Aufsichtsrat will eine Neustrukturierung des Vorstands. Das Führungsteam zieht nicht an einem Strang.

Die Unzufriedenheit ist groß mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB). Es ist nunmehr ein Jahr her, dass der Betrieb damit begonnen hatte, seinen Fahrplan auszudünnen. Auf Druck aus Politik und Aufsichtsrat. Denn rund lief es damals schon lange nicht mehr. Ausfälle machten die Fahrt mit den KVB zum Lottospiel. Damit sollte eigentlich Schluss sein, wurde der Fahrplan doch ausgedünnt, um Zuverlässigkeit herzustellen. Doch davon kann keine Rede sein. „Man hat das Gefühl, es ist eher noch schlimmer geworden“, beschrieb Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher der FDP, kürzlich die Lage. Es verfestigt sich der Eindruck, aus eigener Kraft ist der vierköpfige Vorstand nicht in der Lage, den Betrieb zu stabilisieren. Darum gibt es jetzt wieder Druck. In einer Sondersitzung hat der Aufsichtsrat beschlossen, dass eine Unternehmensberatung der KVB-Chefetage sagen soll, wie sie sich umstrukturieren muss.

Was sind die Gründe für die schlechte Betriebsqualität?

An Entschuldigungen fehlt es nicht: Wie so viele Betriebe leiden auch die KVB unter Personalmangel. Neu bestellte Bahnen kommen einfach nicht. Die Hersteller vermelden mittlerweile Verzug von bis zu 36 Monate. Alte Bahnen müssen darum „aufgemöbelt“ werden, um den Betrieb am Laufen zu halten. Doch zur Wahrheit gehört auch. Die KVB leiden unter einem hohen Krankenstand – und das nicht erst seit gestern. Eigentlich ist der Betrieb seit der Pandemie nicht mehr „gesundet“. Wie hoch genau der Krankenstand ist, kommunizieren die KVB nicht offen. Der schwanke von Tag zu Tag, so ein Sprecher. Auf Corona oder eine Grippewelle kann sich der Betrieb dabei jedenfalls nicht mehr berufen. Stattdessen hat eine Befragung der Mitarbeiter ergeben, es gibt Unzufriedenheit in der Belegschaft. Offiziell dürfen die Mitarbeiter mit Medien nicht reden. Inoffiziell berichten sie von einem Teufelskreis. Durch die fehlenden Kollegen wächst der Arbeitsdruck auf die Diensthabenden. Was wiederum die Krankenquote nach oben treibt. Der Vorstand hat die Dienstpläne modifiziert. Verkürzt gesagt können die Fahrerinnen und Fahrer ihre Dienste so planen, dass sie zusammenhängender Freizeit haben. Doch die Personaldecke bleibt zu kurz, wo immer auch an ihr gezogen wird.

Sind die KVB schlechter als andere Verkehrsbetriebe?

Es ist zugegebener Maßen eine stürmische See auf die die KVB da gerade segeln. Nur, anderen Verkehrsbetrieben bläst der gleiche Wind ins Gesicht. Manche von ihnen halten aber besser Kurs. In der ADAC-Studie „Mobil in der Stadt“ belegt Köln unter den 15 größten Städten Deutschlands den vorletzten Platz. Pendler zeigten sich nicht zuletzt unzufrieden mit dem ÖPNV. Düsseldorf liegt immerhin im Mittelfeld. Dennoch gibt sich der Betrieb gerne selbstbewusst. Andere Verkehrsbetriebe hätten Angebote einstellen müssen, die KVB nicht, ist ein gern verwendetes Argument. Aber ein reduzierter Fahrplan, nach dem dann doch nicht verlässlich gefahren wird: Ist so etwas nicht eine Teileinstellung des Angebots?

Warum braucht es Unternehmensberater?

Mögen die KVB auch schlechter laufende Betriebe als Schutzschild benutzen, ihr Ansporn müsste es eigentlich sein, sich an den besser laufenden zu orientieren. Was die Frage aufwirft, warum läuft es denn bei den KVB nicht besser? Darüber sagt der Beschluss des Aufsichtsrates, dem Vorstand nun eine Unternehmensberatung an die Seite zu stellen, viel aus. Dem liegt zu Grunde, dass die große Mehrheit im Aufsichtsrat einerseits der Meinung ist, der Vorstand muss neu strukturiert werden und andererseits zu der Erkenntnis gekommen ist, aus eigener Kraft ist er dazu nicht in der Lage.

Warum kann der Vorstand das nicht alleine?

Nun sitzen im Vorstand der KVB vier hochdotierte ÖPNV-Manager: Thomas Schaffer ist für die Finanzen zuständig, Jörn Schwarze für die Technik, Peter Densborn für das Personal und Stefanie Haaks hat den Vorsitz inne. Zusammen brachten es die vier im Jahr 2021 inklusive Altersvorsorge und Boni auf Bezüge von über drei Millionen Euro. Die hohen Gehälter werden auch damit begründet, dass sich die Bezahlung annähernd an Gehältern in der freien Wirtschaft orientieren müssten. Aber warum sind diese hochbezahlten Manager nicht in der Lage, ihren Betrieb effektiver zu strukturieren?

Die Antwort auf diese Frage ist erschreckend einfach: Sie können nicht miteinander. Erstmals offen zu Tage trat das 2021, als die Rundschau darüber berichtete, dass sich der KVB-Vorstand auf Geheiß des Aufsichtsrates einem Mediationsverfahren unterziehen musste. Dadurch sollten die Konflikte auf der KVB-Führungsetage bereinigt werden. Das Verfahren sei erfolgreich abgeschlossen worden, ließ der Aufsichtsratsvorsitzende Lino Hammer (Grüne) vermelden. Doch zwei Jahre später wurde offensichtlich, dass die vier Vorstände vielleicht gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatten, sich aber berappelt hatten.

Gibt es immer noch Streit im Vorstand?

Schaffer geriet wegen einer Dienstwagenaffäre in die Schlagzeilen. Seine Oberklassen-Limousine auf KVB-Kosten stellte er überwiegend seiner Familie zur Verfügung, dienstlich nutzte er sie fast gar nicht. Zwar bescheinigte ihm eine interne Untersuchung, dass er damit nicht gegen seinen Vertrag verstoßen habe. Doch den moralischen Fehler in seinem Handeln erkannte der Finanzvorstand, dessen Bezüge auf den Monat heruntergebrochen über 20 Mal höher sind als das Einstiegsmonatsgehalt eines Stadtbahnfahrers, erst auf öffentlichen Druck. Er gab seinen Dienstwagen zurück. Im Laufe der Rundschau-Recherche zu dieser Affäre wurde klar, es wird weiterhin gestritten im Vorstand – unter anderem über Schaffers Dienstwagennutzung.

Hat auch der Aufsichtsrat versagt?

Auch wenn Schaffer sich für sein Verhalten bei der Belegschaft entschuldigte, der Schaden war da – in der Belegschaft und in der Öffentlichkeit. Von da an galt es im Aufsichtsrat als ausgemacht, Schaffer muss vor Vertragsende im Jahr 2025 gehen. Nach Informationen der Rundschau hat der Aufsichtsratsvorsitzende Lino Hammer mit Schaffer darüber mehrfach verhandelt. Immer ohne Ergebnis. Was das Gerücht nährt, die Grünen halten ihre schützende Hand über dem Finanzvorstand. Dabei gab es die Idee, den Abgang Schaffers zu nutzen, um den Vorstand der KVB neu zu strukturieren. Nun soll das eine Unternehmensberatung leisten. Die Zielsetzung klingt vordergründig einfach: „Die Betriebsqualität muss besser werden“, benennt sie ein Aufsichtsratsmitglied.

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