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Verkehrslage an AdventswochenendenHandelsverband Köln spricht von „nicht hinnehmbaren Zuständen“

Lesezeit 4 Minuten
Autos stehen auf der Brücke aneinander gestaut. Eine Straßenbahn fährt an den Autos vorbei.

Auf der Deutzer Brücke stauen sich die Autos, die in die Kölner Innenstadt fahren möchten.

Schlechtes Verkehrskonzept und lange Warteschlangen verärgern Handelsverband und Reisebusunternehmen während der Adventswochenenden in Köln.

Es waren deutliche Worte vom Handelsverband zu der Verkehrslage an den Adventswochenenden in Köln. Von nicht hinnehmbaren Zuständen sprach Geschäftsführer Jörg Hamel. Dabei hatte er nicht nur das Verkehrschaos im Umfeld der Trankgasse am Dom an den ersten beiden Adventswochenenden im Blick, von dem die Rundschau berichtet hatte. Was seinen Protest zudem hervorruft, sind die von ihm geschilderten Zustände am Messeparkplatz 22. Dort halten die Reisebusse der Touristen, die Köln und seine Weihnachtsmärkte besuchen wollen.

Das Konzept des Mobilitätsdezernates sieht vor, dass die Gäste dort auf Shuttlebusse der Kölner Verkehrs-Betriebe umsteigen. Doch das Konzept geht laut Hamel nicht auf. Über hunderte von Metern hätten sich Warteschlangen vor den Shuttlebussen gebildet. Der Handelsexperte fordert „Abhilfe“ zu schaffen. Für diese Abhilfe soll ein Konzept sorgen, mit dem vor rund zwei Jahren CDU und Grüne das Mobilitätsdezernat beauftragt hatten. Doch bis heute stockt die Umsetzung.

Drei Treffen in zwei Jahren

Bei Teresa De Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU, rennt Hamel offene Türen ein. Aus ihrer Feder stammt der gemeinsamen Antrag mit den Grünen. Zugegeben, die Grünen trugen das Konzept nur halbherzig mit. Ihre Unterschrift unter dem Antrag war vor allem der Bündnisräson geschuldet. Sah das Konzept doch vor, dass die Reisebusse direkt die Innenstadt ansteuern sollten. Dann aber nicht mehr einen zentralen Sammelpunkt, sondern mehrere dezentrale Reisebushaltestellen.

Doch was ist aus diesem Antrag geworden? „Es hat drei Treffen zusammen mit der IHK gegeben“, berichtet De Bellis. Dabei seien vorerst zwei theoretische Reisebus-Haltepunkte benannt worden: einer am Maritim-Hotel und einer am Rheinufer. „Damit zeigte sich sowohl die Busbranche als auch der Handel schon mal zufrieden“, sagt die Politikerin. Doch bei diesem Projektentwicklungsstand blieb es dann auch. „Das Dezernat will dieses Konzept nicht, die halten an ihrem fest, weil das sich angeblich bewährt habe“, ist sich De Bellis sicher.

KVB-Busse haben weniger Kapazität

Das „bewährte“ Konzept besteht eben darin, dass die Reisebusse den Messeparkplatz anfahren und die Touristen dort in KVB-Busse „umgeschichtet“ werden. Ein Problem dabei: Die KVB-Busse haben oftmals nicht die gleiche Kapazität wie die Reisebusse. So kommt es zu den von Hamel beschriebenen Warteschlangen. Für die verkehrspolitische Sprecherin der CDU ist da schon der erste Knackpunkt des städtischen Konzeptes. „Wieso dürfen die Reisebusse nicht gleich den zentralen Haltepunkt am Heumarkt anfahren?“, fragt De Bellis. Wie die Shuttlebusse könnten sie auf die vorgesehene Strecke über die Deutzer Brücke verpflichtet werden, die an den Samstagen der Adventswochenenden in Fahrtrichtung Innenstadt nur den Bussen vorbehalten ist. „Vergleichbares gibt es auch in anderen Großstädten. Dort bekommen die Reisebusse zur Entflechtung noch ein Zeitfenster zugewiesen. Aber Köln kriegt das wieder einmal nicht hin.“ Ihr gegenüber argumentiere das Dezernat, für so etwas habe es kein Personal, sagt De Bellis.

Einen Unwillen macht auch Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein und Kenner der Kölner Verhältnisse, im Dezernat aus. „Es gibt dort kein Interesse an funktionierenden Konzepten für den motorisierten Verkehr, man lässt es lieber eskalieren“, so sein Urteil.

Auch für die IHK ist das Mobilitätsdezernat unter der Leitung von Ascan Egerer entwicklungsunwillig. Dr. Kristel Degener, Leiterin Wirtschaft und Politik: „Wieder einmal steht Köln an den Advents-Wochenenden still. Wir haben bis heute keine detaillierte Evaluation des städtischen Konzeptes, das im Vorjahr zum ersten Mal umgesetzt wurde, erhalten. Auch da haben wir ja schon erlebt, wie der Verkehr an den Wochenenden zusammenbrach. Immer wieder bieten wir an, an einem funktionierenden Konzept mitzuarbeiten. Doch unsere Vorschläge und Ideen, die wir gemeinsam mit der Politik erarbeitet haben, werden von der Verwaltung konsequent ignoriert.“

Was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass das Mobilitätsdezernat keinen grundlegenden Handlungsbedarf sieht. Gespräche mit den Fahrern der Reisebusse hätten ergeben, diese seien zufrieden mit dem Konzept der Stadt, so ein Stadtsprecher. Das dritte Adventswochenende sei erfahrungsgemäß das mit der größten Besucherzahl. „Mit einem gut besuchten P22 hatte das Dezernat für Mobilität der Stadt Köln gerechnet“, so der Stadtsprecher weiter. Dass es zu den langen Warteschlangen an den Shuttlebussen gekommen sei, habe aber daran gelegen, dass sich viele Reisebusfahrer nicht an ihr Zeitfenster für die Anfahrt des Parkplatzes gehalten hätten. Entspannung sei schon für das vierte Adventswochenende in Sicht, das erfahrungsgemäß weniger Besucher anziehe.