Trotz enttäuschender Besucherzahlen und Unmut der Einwohner über Verkehrssperrungen hält Köln an seiner Public-Viewing-Fläche auf der Rheinuferstraße fest.
Public Viewing in KölnNur 1500 Fans auf der Rheinuferstraße – lohnt das den Aufwand?

Ganz gemütlich: Fans schauen das England-Spiel auf der spärlich gefüllten Rheinuferstraße.
Copyright: Costa Belibasakis
Wenig Fans, großer Aufwand: Die Public-Viewing-Fläche auf der Rheinuferstraße war am Dienstagabend nur mit 1500 Fans gefüllt. Es waren offenbar vor allem deutsche Anhänger des Fußball-Sports gekommen. So war das von der Stadt Köln nicht gedacht und beabsichtigt. Die Fläche war für die Bewältigung des Massenansturms der Briten vorgesehen.
Vor der Europameisterschaft wurde den Verantwortlichen in Köln von den englischen Behörden mitgeteilt, dass 100 000 Fans kommen, dann wurde auf 50 000 Anhänger reduziert — nun waren es rund 40 000 Engländer. „Wir sind mit der Situation am Dienstagabend nicht zufrieden“, ist von der Stadt zu hören. Bereits beim Schottenspiel waren nur rund 20 000 Fans auf der Meile, ausgelegt ist die Fläche für 50000 Menschen.

Viel Platz und eine große Leinwand auf der Rheinuferstraße
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Auch die Autofahrer und Bürger dieser Stadt dürften mit der Situation am Dienstag und am Mittwoch nicht zufrieden sein. Die Rheinuferstraße wurde, wie vor dem Schottenspiel, gegen 8 Uhr in der Frühe gesperrt und erst Stunden später wieder geöffnet. Doch wenn die Planungen für ein derartiges großes Projekt angelaufen sind, gebe es kein Zurück mehr, hieß es weiter.
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„Trotz guter Planungen und zahlreichen Hinweisen auf die zusätzliche Public-Viewing-Fläche in der ganzen Stadt und über die digitalen Medien war es schwierig, exakte Vorhersagen darüber zu machen, wie viele Fans am Ende tatsächlich anreisen und wo sie das Spiel verfolgen“, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Und weiter: „Bis kurz vor Öffnung der Public-Viewing-Fläche war nicht von einer geringen Auslastung auszugehen“.

Public Viewing am Rheinufer
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Die Stadt hatte am Dienstag zwei Sektoren geöffnet, statt drei Sektoren. Durch die zwei geöffneten Sektoren war die Rheinuferstraße von der Dagobertstraße bis zur Goldgasse gesperrt. Die Stadt hält angesichts der Euphorie um das deutsche Team an der Rheinuferstraße als Ausweichfläche fest. Das heißt: Am Wochenende wird es wieder umfangreiche Sperrungen der Verkehrsachse geben. Deutschland spielt am Samstag um 21 Uhr gegen Dänemark. Und: Die Verantwortlichen sind in Gesprächen, ob die Rheinuferstraße auch am 30. Juni für das Anschauen des Achtelfinales gesperrt wird.
Public Viewing am Rheinufer: 4,4 Millionen Euro
Für die Realisierung des Projektes hatte die Stadt kurz vor der EM noch einmal 4,4 Millionen Euro bewilligt. Grund seien die Kostensteigerungen rund um das Public Viewing, hieß es Mitte Juni. „Wir haben 26 Flächen geprüft. Nur das Rheinufer erfüllt die erforderlichen Kriterien wie Kapazität und Lage. Es ist eine Sicherheitslösung“, erklärte der EM-Beauftragte Gregor Timmer vor den Spielen bei einer Anwohnerversammlung.
Auch die Deutzer Werft sei geprüft worden. Dort lasse der Bebauungsplan nur zwei Großevents zu, die seien mit der Kirmes im Frühling und im Herbst schon verplant. „Die Auswertungen zeigen, dass Köln das am stärksten angesteuerte Ziel ist“, stellte Timmer vor den Spielen fest. Allein von 300 Flügen, die zum Turnierbeginn aus England abheben, werden rund 250 in Köln landen. Laut Flughafen Köln/Bonn seien zum normalen Betrieb 140 zusätzliche Flüge nach Köln geplant. Allein auf diesem Weg sollen rund 30 000 Fans nach Köln kommen. Der Rest wurde über Bahn und Auto erwartet. In die Prognose seien auch Hotel-Buchungen und Zugreservierungen eingeflossen.
Die Polizei war auch überrascht über den geringen Zulauf auf der Fläche am Rhein. Mit dem Verlauf des Tages war die Behörde aus polizeilicher Sicht weitgehend zufrieden. Gegen 19.30 Uhr kam es allerdings zu einem Zwischenfall mit slowenischen Fans. An der Haltestelle Heumarkt wollte die Slowenen einen englischen Fan angreifen. Die Polizei konnte rechtzeitig einschreiten und nahm die Angreifer fest. Die drei Männer müssen sich nun einem Strafverfahren wegen versuchter gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung stellen. Der Vorfall ereignete sich, als sich tausende Fans beider Mannschaften auf dem Weg zum Stadion befanden.