Vor dem Abschiedsspiel von Lukas Podolski im Oktober 2024 kam es in der Innenstadt zu einem Messerangriff. Ein polnischer Fußballfan wurde auf der Hohe Straße lebensgefährlich verletzt.
Messerattacke vor Poldi-Abschiedsspiel17-Jähriger sitzt in Köln auf der Anklagebank
Auf einmal war Krawall rund um den Dom: Polnische Hooligans strömten am 10. Oktober 2024 aus dem Hauptbahnhof, pöbelten Passanten an und warfen Flaschen auf Polizisten. Für das Abschiedsspiel von Lukas Poldolski reisten seine Anhänger nach Köln. Ein Tatort an diesem Nachmittag war der Bahnhofsvorplatz. Der zweite Tatort war die Hohe Straße. Am Eingang der Einkaufsmeile, direkt am Wallrafplatz, kam es zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen polnischen Fußball-Chaoten und zwei 17-Jährigen, die sich gerade mit seinem Bekannten in der Stadt aufhielten. Im Streit zückte ein zur Tatzeit 17-Jähriger ein Messer und stach einem Fan (32) in den Oberkörper.
Zuvor war es zu einer „verbalen Auseinandersetzung“ gekommen, wie in der Anklage der Staatsanwaltschaft heißt. Die Polizei teilte nach der Tat mit, dass die Aggression von den polnischen Fans ausgegangen sein soll und anschließend der 17-Jährige zum Messer griff. Welche Worte genau gefallen sind, ist in der Anklage nicht vermerkt. Der Fall wird nun juristisch aufgearbeitet. Wie die Rundschau erfuhr, startet der Prozess am kommenden Donnerstag vor dem Kölner Amtsgericht. Start der Verhandlung ist um 12 Uhr. Noch am Donnerstag soll ein Urteil gefällt werden. Die Verhandlung wird wegen des Alters des Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das Amtsgericht will sich im Anschluss äußern.
17-Jähriger nach der Tat festgenommen
Einer der beiden 17-Jährigen wurde kurz nach dem Vorfall mit Blut an der Kleidung am Dom festgenommen; der andere, der mutmaßlich zugestochen hat, konnte zunächst flüchten und wurde später im Ruhrgebiet festgenommen. Der Gesuchte war zuletzt in einer Unterkunft für unbegleitete Flüchtlinge in Düsseldorf gemeldet. Bundespolizisten stellten den 17-Jährigen aus Marokko in einer Bahn in Essen. Wie die Polizei bekannt gab, kam der Jugendliche zunächst wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustands nach Kokainkonsum in eine Klinik und kam dann ins Kölner Polizeigewahrsam. Dort erließ ein Amtsrichter einen Haftbefehl wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen den Festgenommenen.
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Nach der Tat hatte der Jugendliche seine Bekleidung verändert, um nicht erkannt zu werden. Der 17-Jährige ist den Polizeibehörden unter anderem wegen Körperverletzung, Diebstahl, Ladendiebstahl und Aggression gegen Amtspersonen bekannt.
Lukas Podolski besuchte den verletzten Fan am Krankenbett. „Es tut mir sehr leid, dass so etwas passiert ist. Von meiner Seite gibt es volle Unterstützung. Gute Besserung“, kommentierte der ehemalige Fußball-Nationalspieler auf der Social-Media-Plattform X. Ein Foto zeigt Podolski, der ein Köln-Trikot mit seinem Namen und der Rückennummer zehn in die Kamera hält, am Krankenbett. Der ehemalige FC-Profi Podolski war im ausverkauften Kölner Stadion ein letztes Mal im Trikot seines „Herzensclubs“ aufgelaufen. Zahlreiche Fans seines derzeitigen Vereins Górnik Zabrze hatten deshalb die Reise in die Domstadt angetreten. Nach den Vorfällen am Dom hatte die Polizei die Ermittlungskommission „Abschied“ gegründet.
Bei den Ausschreitungen waren 14 Polizisten verletzt worden. Laut Staatsanwaltschaft wird gegen mindestens acht polnische Staatsangehörige wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruch und wegen des Angriffs auf Polizeibeamte ermittelt, hieß es im Oktober 2024. Nach einer Pyro-Aktion im Anschluss an das Abschiedsspiel drohte Lukas Podolski ein „Knöllchen“ durch die Stadt Köln, aber nach einer Prüfung des Sachverhaltes wurde davon abgesehen.