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Abschied aus MüngersdorfLukas Podolski sagt „Danke“ und weint

Lesezeit 5 Minuten
Abschiedsspiel Lukas Podolski,10.10.2024, Bild: Herbert Bucco

Lukas Podolski verabschiedet sich mit Tränen in den Augen aus Müngersdorf.

Lukas Podolski hat vor 50.000 Zuschauern einen emotionalen Abschied aus seinem Wohnzimmer „Müngersdorfer Stadion“ genommen.

Die Uhr im Rheinenergiestadion zeigte am 10.10. 2024 22.10 Uhr, als der letzte große Auftritt von Lukas Podolski an diesem Abend im Müngersdorfer Stadion seinen Lauf nahm. Die Rückennummer Zehn beim 1. FC Köln ist nun einmal für immer und ewig verbunden mit „Prinz Poldi“. Einer der bekanntesten Fußball-Söhne der Stadt, der den Geißböcken 2006 und 2012 zweimal verloren ging und am Donnerstag nach zwölf Jahren in der Fremde zurückkehrte, um „Danke“ zu sagen. „Danke“ für die Ausbildung im Nachwuchs seines Herzensclubs, für 181 Spiele in „Rut un Wiess“ und die Unterstützung von Fans und Weggefährten.

In einem Meer von Handylichtern, zu den Klängen des „Kölschen Jung“ von Brings und dem Jubel der Zuschauer ging es für Podolski auf die Ehrenrunde durch sein Wohnzimmer. Sie endete mit reichlich Tränen von Podolski vor der Süd, wo die Fans ein Banner für ihn aufgehängt hatten: „Poldi, Stück des Vereins, Kind der Kurve, Teil der Stadt!“ Poldi setzte sich auf mit einem Bengalo auf den Zaun, ließ sich feiern, nahm ein Geschenk von den FC-Ultras entgegen und gab mit Megafon den Vorsänger für „1. FC Köln“-Sprechchöre. Da spielte das 3:5 (0:5) der Geißböcke in der vorangegangenen Partie gegen „Poldis 11“ längst keine Rolle mehr.

1. FC Köln unterliegt Poldis 11 mit 3:5

Lukas Podolski gönnte sich schon vor dem Anpfiff mal eine kleine Ehrenrunde und ließ sich von der Süd- und der Nordkurve warmfeiern. Vorstand und Geschäftsführung überreichten dem 39-Jährigen ein Bild des jungen Kölner Künstlers Jakob Schwab und dann konnte es losgehen. Die von den kölschen Bands Höhner, Cat Ballou und Brings angeheizte Stimmung unter den 50.000 Zuschauern im ausverkauften Rheinenergiestadion war prächtig.

Der erste sportliche Auftritt des Hauptdarstellers ließ nicht lange auf sich warten. Podolski packte im schwarzen Trikot von „Poldis 11“ gleich nach vier Minuten seine linke Klebe aus und gab FC-Torwart Matthias Köbbing das Nachsehen.

Der Weltmeister von 2014 hatte zwar gerufen, wirklich viele seiner prominenten Mitspieler aus den Jahren bei Bayern München, Arsenal London, Inter Mailand, Galatasaray Istanbul und der deutschen Nationalmannschaft fanden aber nicht den Weg nach Müngersdorf. Nur Manuel Neuer, Per Mertesacker, Benedikt Höwedes, Matthias Ginter, Christoph Kramer, Ron-Robert Zieler und Roman Weidenfeller standen als bekannte Weggefährten im Kader von „Poldis 11“, die von den ehemaligen Bundestrainern Joachim Löw und Hansi Flick gecoacht wurden.

Poldi war schon einer der bekanntesten Stürmer, die wir in Deutschland hatten - und einer der bekanntesten.
Joachim Löw, Ex-Bundestrainer

„Poldi war schon einer der bekanntesten Stürmer, die wir in Deutschland hatten — und einer der bekanntesten“, adelte Löw seinen „Liebling“ Podolski, den er bei den Weltmeisterschaften 2006 (als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann), 2010 und 2014 begleitete .

Das „Danke-Spiel“ war in der ersten Hälfte eine einseitige Angelegenheit, auch wenn Podolski nach zehn Minuten das einzige Mal an diesem Abend „im Abseits“ stand und sein zweites Tor keine Anerkennung fand. Die Profis vom polnischen Erstligisten Gornik Zabrze, für den Poldi seit 2021 spielt und wo er noch bis 30. Juni 2025 unter Vertrag steht, nahmen die Sache recht ernst und schenkten dem von Erich Rutemöller und Frank Schäfer betreuten Geißböcken bis zur Pause vier weitere Treffer ein.

Der Stimmung unter den Kölner Fans, die es sich nicht nehmen ließen den Gladbacher Kramer mit Pfiffen zu bedenken, tat das 5:0 nicht gut. Es war merklich ruhig geworden. Die Hoffnungen ruhten auf der zweiten Halbzeit. „Poldi ist noch total im Saft und dynamisch. Er muss das Ding für die Kölner in der zweiten Halbzeit drehen“, gab Per Mertesacker dem Prinzen mit auf den Weg.

Ein letztes Mal in rut und wiess

Podolski zog in der Kabine Köln-Fußballstiefel an und streifte sich unter dem Applaus der Zuschauer ein letztes Mal das rot-weiße FC-Trikot über. Von seinen sagenhaften 273 Toren in 798 Pflichtspielen für insgesamt acht Clubs und die deutsche Nationalmannschaft (130 Einsätze) erzielte der gebürtige Pole 86 für den FC.

51 Minuten waren gespielt, als Höwedes Podolski auf dem Weg zum Tor im Strafraum von den Beinen holte. Schiedsrichter Sven Jablonski pfiff Elfmeter und sprühte die Nummer zehn neben den Punkt. Podolski knallte den Ball vor der Süd zum 1:5 humorlos in die Maschen und löste wie in alten Zeiten das Trömmelchen aus und Bengalo-Feuer aus.

Sprechchöre von der Südtribüne

Im Nu war wieder Stimmung in der Bude. Simon Terodde traf zum 2:5 (53.) und dann bereitete Podolski sogar das 3:5 durch Matthias Scherz herrlich vor (55.). Zu mehr reichte es nicht, weil Podolski das 4:5 liegen ließ (58.) und das Spiel um zehn Minuten nach zehn ein vorzeitiges Ende fand.

„Ich wollte immer ein Junge von der Straße sein. Mir war es immer wichtig, diesen Wert zu halten. Das Wichtigste waren immer die Fans. Es war mir eine große Ehre, für diesen Verein aufzulaufen. Ein Traum, den ich gelebt habe und den mir keiner mehr nehmen kann“, sagte sich Lukas Podolski im strömenden Regen unter dem frenetischen Beifall der Zuschauer. Die Süd antwortete mit „Lukas Podolski“-Sprechchören. „Überall, wo ich war, hatte ich den FC im Herzen dabei. Einmal Kölner, immer Kölner. Vielen Dank an alle, wir sehen uns wieder“, verabschiedete sich „Prinz Poldi“.