Der frühere Coach ist Teil des Teams „FC Zukunft “- Theater macht er (auch) an anderer Stelle.
Peter Neururer im Theater„Ich hätte den Fußball-Nobelpreis verdient“
Wenn er in den Medien zu sehen ist, hagelt es regelmäßig Lacher: Peter Neururer ist eine Kult-Figur der Bundesliga, ein eloquenter Fachmann des Fußballs, der jedoch vor allem für lustige Anekdoten und Sprüche bekannt ist. Nun bringt er diese auch noch auf die Bühne: Am Dienstag Abend gastierte er mit seinem ersten deutschlandweiten Bühnenprogramm „Schweigen ist feige“ in der Volksbühne am Rudolfplatz – und feierte seine Premiere in Köln.
Dass er zur Domstadt und zum FC eine besondere Beziehung hat, ist bekannt. Pikanterweise präsentierte sich Neururer am Dienstag auch als Teil des Teams „FC-Zukunft“, welches unter Anleitung vom früheren FC-Spieler Dieter Prestin beim 1. FC Köln die aktuelle Führung entmachten möchte. Davon war in der Volksbühne jedoch keine Rede: Der 69-Jährige erschien pünktlich und gut gelaunt auf der Bühne, um anschließend knapp 120 Minuten über sein Leben und seine Fußball-Vita zu referieren. Auf den Brettern tigerte der Fußballlehrer voller Elan auf und ab, und unterhielt sein vorwiegend männliches Publikum mit den besten Geschichten seiner Laufbahn.
Dabei sparte er auch die komplizierten Anfänge nicht aus: Bundesliga-Trainer zu werden war stets sein Traum, jedoch war es kein einfacher Weg dorthin. In Köln studierte er und kellnerte er, fuhr zu möglichst vielen Heim- und Auswärtsspielen seines Traumvereins – dem FC – und bereitete sich zunächst auf eine Tätigkeit als Lehrer vor. Sportlehrer, Sportwissenschaftler, Geschichtslehrer, Deutschlehrer, Tennislehrer – das alles darf Peter Neururer sich nennen. Dennoch litt er stets unter Geldknappheit.
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Dies wurde zunächst auch bei seiner ersten Trainerstelle nicht besser. Er landete dank Horst Hrubesch bei Rot Weiß Essen, erhielt dort jedoch gerade einmal 3700 D-Mark brutto. „Eine Null zu wenig! Ich habe mich auch danach öfter noch im Bundesliga-Business verarschen lassen“, gab der Kult-Trainer zu. Danach führte es ihn über Aachen auf Schalke, wo er unter dem autokratisch regierenden Präsidenten Günter Eichberg zwar wohlhabend, jedoch auf dem Höhepunkt seines Erfolges auch gefeuert wurde. Eichberg duldete keine Götter neben sich und entließ Neururer, nachdem dieser unter anderem das Geschenk eines Porsche Turbo nicht angenommen hatte und an die Fans weiterverschenkte. Noch zwei Jahre zuvor hatte Eichbergs Frau nachts im grünen Bademantel dem Jung-Trainer die Tür aufgemacht und war so begeistert, dass sie noch vor den Verhandlungen festlegte: „Den nehmen wir!“
Neururer verriet sein Erfolgsrezept: „Wenn du schon du schon keinen klassischen Trainer-Hintergrund hast, musst du auffällig sein: Mit der Ansprache, mit Präsenz und mit eindrucksvoller Spielweise.“ Seine Sprüche sind seit Jahren legendär: Wenn man nach dem Fußballwissen ginge, wäre er bald bei Real Madrid, soll „König Peter“ gesagt haben. Oder: „In Köln rauszufliegen ist keine Schande. Ich habe meinen Vertrag sogar zweimal verlängert - wer hat das denn in Köln sonst noch geschafft. Einen Fußball-Nobelpreis gibt es ja nicht. Aber eigentlich hätte ich ihn verdient!"
Dafür liebt ihn sein Publikum – auch in der fast ausverkauften Volksbühne lauschten ihm knapp 400 Zuschauer. Mit Bierchen und Stimmung wie in der Südkurve feierten sie Anekdote um Anekdote. Der etwas ruhigere zweite Teil des Abends geriet zur Fragerunde – die Zuschauer waren aufgefordert worden, Neururer ein paar Fragen auf Karten zu stellen. Moderator Cenk stellte diese vor und gab die „Gelegenheit, den Menschen Peter Neururer kennen zu lernen“. Zur Nationalmannschaft hat der Ex-Coach eine klare Meinung: „Zweifelsfrei hat unsere Mannschaft eine Qualität, von den einzelnen Spielern ausgehend, um Europameister zu werden.“ Allerdings dürfe man nicht mehr den Fehler machen, viel zu experimentieren und gestandene Spieler außen vor zu lassen.
Auf die Frage nach seinen schwierigsten Spielern nannte er unter anderem die kölsche Stürmerlegende Toni Polster. Dieser sei genial im Strafraum gewesen, „aber läuferisch in der Kreisklasse – und der haute immer freche Sprüche raus“. Trotzdem sei man grundsätzlich gut ausgekommen. Das verrückteste Kabinenerlebnis widerfuhr ihm beim VfL Bochum, als er nur mit Unterhose bekleidet forderte, man solle einen ihm unbekannten Mann sofort aus der Kabine entfernen – es handelte sich um den NRW-Ministerpräsidenten.
Alles in allem war es eine gelungene Premiere für den Neuling auf der Theaterbühne, auch wenn so manche Anekdote etwas kürzer und der Austausch mit dem Publikum etwas länger gehalten werden könnte. Zum Schluss nahm der sichtlich bewegte Neururer ein Selfie-Video mit seinem Publikum auf und freute sich auf ein baldiges Wiedersehen – bereits am 30. September an gleicher Stelle für seinen nächsten Auftritt.