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OB-Kandidatur in KölnSo ist die Stimmung in der CDU nach Mandls Ankündigung

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Karl Alexander Mandl

Will Oberbürgermeister in Köln werden: Karl Alexander Mandl

Nach dem Rundschau-Bericht legt der Parteichef in einem Schreiben an den Vorstand seine Gründe dar.

Nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte, erklärte sich der Parteichef. In einer Mitteilung an den CDU-Parteivorstand legte Karl Alexander Mandl dar, warum er nun selbst als OB-Kandidat antreten will. Die Kölnische Rundschau hatte am Mittwoch die Pläne enthüllt. „Nach intensiven Gesprächen mit Kandidatinnen und Kandidaten zeichnete sich Anfang August ab, dass sich die Vorschlagskommission auf keinen gemeinsamen Vorschlag wird einigen können“, heißt es in dem Schreiben an die Parteispitze, das der Rundschau vorliegt.

Im Sommer also schon hatte das Umdenken eingesetzt. Ins Leben gerufen wurde die Kommission, um einen Kandidaten zu finden, der nicht Teil des Gremiums ist. „In dieser Zeit wurde ich von Kommissionsmitgliedern sowie von zahlreichen weiteren Parteimitgliedern angesprochen, für mich zu prüfen, ob ich nicht doch für eine Kandidatur bereitstünde“, schreibt Mandl. Diese „für mich überraschende Wende“ habe zu ernsthaften Überlegungen in den Sommerferien geführt. „Am Ende stand meine Bereitschaft, zu kandidieren. Ich hatte dies zuvor stets ausgeschlossen und nicht zuletzt deswegen die Kommission ins Leben gerufen und mich am Auswahlprozess beteiligt.“

Ich biete der Partei nunmehr an, mich über mein Amt als Kreisvorsitzender hinaus auch als Kandidat einzubringen und bekunde meine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters für die CDU Köln.
Karl Alexander Mandl

Einmütig ist die Entscheidung der achtköpfigen Kommission offenbar nicht ausgefallen. Ihr gehörten unter anderem die Bundestagsabgeordnete Serap Güler, Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet und Alt-OB Fritz Schramma an. Jedenfalls sprach sich die Kommission am Ende nicht für Mandl aus. „Die Kommission hat ihre Arbeit mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass sie kein Votum für eine Kandidatin oder einen Kandidaten geben wird“, teilt der Parteichef mit.

Am Montag wird der Parteivorstand die Personalie beraten. Mandl wählt fast staatstragende Worte, um sich in den Dienst der Union zu stellen: „Ich biete der Partei nunmehr an, mich über mein Amt als Kreisvorsitzender hinaus auch als Kandidat einzubringen und bekunde meine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters für die CDU Köln. Ich trage damit dem Ergebnis der Kommission wie auch meiner Verantwortung als Kreisvorsitzender Rechnung.“

Er will also. Aber will die Partei auch ihren Vorsitzenden?

Offen reden will kaum einer am Tag danach. Doch hinter vorgehaltener Hand fehlt es nicht an deutlicher Kritik. „So etwas macht man nicht“, sagt ein ranghoher Vertreter, der nicht genannt werden will. Das Verfahren der Kommission sei letztlich gescheitert. Mandl hätte dann aber schon vor zwei Monaten sagen können, dass er selbst kandidieren will. „Dann hätte man mehr Zeit gehabt, um ihn bekannt zu machen.“ Denn die fehlende Prominenz des 52-Jährigen sei schon ein Problem. Viele halten ihn für zu wenig vernetzt in Köln, ihm fehle die Verwaltungserfahrung und die Fähigkeit, Menschen mitzureißen. Einhellige Begeisterung hört sich anders an. Ein anderer sagt, es habe sich bei dem Gremium wohl eher um eine „Selbstfindungskommission“ gehandelt. Das Spiel werde nun neu eröffnet.

„Nur mit großer Geschlossenheit werden wir im Wahljahr 2025 erfolgreich sein“

„Nur mit großer Geschlossenheit werden wir im Wahljahr 2025 erfolgreich sein“, schreibt Mandl an die Unionsspitze. Doch dass die Kölner CDU geeint in einen Wahlkampf gezogen ist, liegt nun schon etwas länger zurück. Mit Oliver Kehrl könnte es einen geben, der dem Parteichef Ende November bei der Aufstellungsversammlung die Stirn bietet. Der frühere Landtagsabgeordnete wollte sich am Donnerstag auf Anfrage nicht äußern, seine Ambitionen hat er immer mal wieder zum Ausdruck gebracht. Ein älteres Zitat lautet: „Wenn sich Möglichkeiten ergeben, werde ich mich der Verantwortung stellen.“

Und Bernd Petelkau? Er war Vorgänger von Mandl als Parteichef, wurde im März vergangenen Jahres abgewählt. Es war knapp, Mandl bekam eine Mehrheit von 54 Prozent, Petelkau ist weiter Fraktionschef im Stadtrat. Der Burgfrieden hält seitdem, doch wirklich befriedet wirken die Lager nicht. „Man muss schon viel Fantasie aufbringen, um sich einen gemeinsamen Wahlkampf vorzustellen“, sagt einer, der die Grabenkämpfe seit vielen Jahren kennt. Petelkau sagt knapp: „Wir werden uns ab Montag mit der Personalie befassen und dann eine gemeinschaftliche Entscheidung treffen.“ Auch für ihn sei die Entscheidung Mandls überraschend gekommen, er habe davon aus der Rundschau erfahren.

Wie geht es in der Kölner CDU weiter?

Die Partei muss in diesem Jahr auch über die Listenplätze für die Kommunalwahl 2025 entscheiden. Und wie in jeder Partei geht es spätestens dann um die persönlichen Interessen. Petelkau will offenbar Fraktionschef bleiben. Das dürfte am besten an der Seite eines Parteichefs gelingen, der auch OB werden will. Die Frage ist, wie viel Gefolgschaft ein Oliver Kehrl hinter sich versammeln könnte. Und ob noch jemand anders zur Kandidatur neigt. Indirekt angedeutet hat dies bereits Hendrik Biergans. Doch dem Innenstadtpolitiker dürfte die Gefolgschaft fehlen. Vielleicht kommt auch noch jemand anders aus der Deckung. Die CDU war zuletzt immer für eine Überraschung gut. Mindestens.

Ernüchternd, stellen mehrere Parteimitglieder fest, sei, dass kein Kandidat mit Format zu finden gewesen sei. „Ärgerlich und schade“ sei das, denn die Chance, den OB zu stellen im kommenden Jahr sei gut. In ganz Deutschland sei bekannt, dass Köln ein schwieriges Pflaster sei. „Aber hat man auch die richtigen Leute gefragt?“

Karl Alexander Mandl sagt: „Ich bin mir der Bedeutung für die Partei und für mich persönlich bewusst und bitte um Ihre und eure Unterstützung. Zum Wohle unserer Heimatstadt Köln.“