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OB-Kandidaten in Köln
Parteichef Mandl will für die CDU ins Rennen gehen

Lesezeit 6 Minuten
Karl Alexander Mandl

Karl Alexander Mandl will Kandidat der CDU für die OB-Wahl 2025 werden.

Der 52-Jährige war selbst Teil der Findungskommission. Bei der SPD ist ein Sportfunktionär Favorit.

Es gebe keinen Favoriten, völlig ergebnisoffen werde die Findungskommission der CDU arbeiten, sagte der Kölner CDU-Parteichef Karl Alexander Mandl Ende vergangenen Jahres. „Verantwortliche in unserer Partei sondieren, welche Personen in Frage kämen, führen Gespräche, und dann gehen wir in einen Prozess“, sagte er der Kölnischen Rundschau im Dezember. Was ausdrücklich nicht vorgesehen war: dass die achtköpfige Kommission einen aus ihrer Mitte zum OB-Kandidaten für die nächste Kommunalwahl vorschlägt.

Doch offenbar passiert nun genau das. Sein Name: Karl Alexander Mandl.

Nach Informationen der Kölnischen Rundschau will Mandl selbst antreten und sich um das höchste Amt im Rathaus bewerben. In der Partei ist es noch ein gut gehütetes Geheimnis, erst am kommenden Montag tagt der Vorstand der Partei turnusgemäß. In den Tagen danach soll Mandls Entschluss öffentlich gemacht werden. Weniger geheim blieb das holprige Auswahlverfahren der letzten Monate. Die Kommission, in der unter anderem Alt-OB Fritz Schramma und Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet mitwirkten, tat sich schwer, eine geeignete Kandidatin oder einen Kandidaten mit Format zu finden. Man habe viele Personen angesprochen, deutete Schramma zuletzt an, doch die Aufgabe gelte als große, für manche wohl zu große Herausforderung. Die meisten hätten abgewunken, berichtete Schramma. Köln eile längst der Ruf voraus, eine unregierbare Stadt zu sein.

Es könnte zwei Gegenkandidaten in der Partei geben

Eine Erfahrung, die auch andere Parteien bei ihrer Kandidatensuche gemacht haben. Übrig blieben bei der CDU dem Vernehmen nach zuletzt zwei Namen. Doch weil dann offenbar noch eine Absage folgte und man nicht wirklich überzeugt war, soll Mandl (52) sich entschlossen haben, selbst ins Rennen zu gehen. Damit widerspräche sich der Kölner Parteichef selbst: Er hatte betont, Kommissionsmitglieder könnten nicht zu Kandidaten werden. Mandl sagte am Mittwoch auf Anfrage der Rundschau nur: „Wir werden mit unseren Vorstellungen in die Gremien der Partei gehen.“ Dass der Kandidat nicht aus der Findungskommission kommen dürfe, sei die Vorgabe zu Beginn des Prozesses gewesen. „Danach habe ich mich nicht mehr dazu geäußert.“ Einer wäre zu gerne als Sieger aus dem Kandidatenrennen hervorgegangen: Oliver Kehrl. Der frühere Landtagsabgeordnete der Union hat seine Ambitionen mehr oder weniger unverblümt zum Ausdruck gebracht. Aber die Kommission wollte ihn offenbar nicht. Intern soll er angekündigt haben, bei der Aufstellungsversammlung am 30. November aufzustehen und sich selbst als Kandidat zu benennen.

Dies könnte auch für ein weiteres CDU-Mitglied gelten: Hendrik Biergans. Er sagt auf Anfrage, zu Gerüchten wolle er sich nicht äußern. Er sagt auch: „Ich halte mich für einen Kandidaten, der imstande ist zu einen und die Partei schlagkräftig nach vorne zu bringen.“ Das klingt wie eine Kampfansage. Biergans ist 44 Jahre alt, er war in den letzten Jahren im Ortsverband Innenstadt und in der Zukunftskommission der Partei aktiv. Eine Kampfkandidatur ist ein Szenario, das Parteichef Mandl kaum gefallen dürfte. Der Findungsprozess sollte doch mit einer harmonischen Kandidatenbestätigung enden. Kehrl hatte sich zuletzt mit eigenen Veranstaltungen positioniert, „Aufbruch für Köln“ war ein parteiinterner Abend überschrieben. Der Anspruch geht – unschwer zu erkennen – deutlich über Kehrls Wahlkreis im Kölner Süden hinaus. Der Unternehmer ist seit der Wahl Mandls zum Parteivorsitzenden kooptiertes Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes. Eine Kandidatur wäre ein Affront gegenüber Mandl. Kehrl war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Wir brauchen wieder eine klare Aufbruchstimmung in Köln.
Karl Alexander Mandl, im Dezember im Rundschau-Interview

Rumort hatte es zuletzt schon bei der Aufstellungsversammlung für die Bundestagswahl im Süden. Den Wahlkreis 93/Köln II gewann durchaus überraschend Daniel Otte. Kehrl hatte sich hinter dessen Kandidatur gestellt. Es soll hitzig zugegangen sein an dem Tag. Mandl hatte im März des vergangenen Jahres den Machtkampf gegen den langjährigen Parteichef Bernd Petelkau knapp gewonnen. Petelkau blieb danach Fraktionschef im Stadtrat. Mindestens bis zur Kommunalwahl 2025 sollte der Burgfrieden in der Partei halten — doch nun fürchten manche in der Partei, dass die Grabenkämpfe unter neuen Vorzeichen wieder aufbrechen könnten. Und wofür steht der Parteichef der Kölner Union? Bis zum November war Mandl Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung in Köln, dem marktliberalen Flügel der CDU. Eine starke Wirtschaft und gute Bildung nannte er im Rundschau-Gespräch als zentrale Themen mit Blick auf die Wahl im kommenden Jahr. Gleich wichtig seien der Wohnungsbau, Sauberkeit und Sicherheit und „die Beantwortung der Frage schlechthin: Wie können wir in unserer Stadt die Menschen mobil halten?“.

Mandl sagte mit Blick auf die Kommunalwahl: „Wir wollen ein Programm aufstellen, mit dem die Menschen die Hoffnung auf eine bessere Verkehrssituation haben können.“ Dazu zählt ohne Frage der Ausbau der Ost-West-Stadtbahnachse in der Tunnelvariante, die CDU ist klar dafür. Auf die Frage, warum in Köln so wenig vorwärts gehe, sagte er Ende 2023: „Das Gefühl trügt nicht. Wir brauchen wieder eine klare Aufbruchstimmung in Köln und müssen sagen: Wir packen jetzt wirklich unsere Projekte an und bringen unsere Stadt nach vorne.“

Die Suche der anderen Parteien

Die Kandidatensuche läuft auch bei anderen Parteien: Grüne und SPD führten zwischenzeitlich Gespräche über eine gemeinsame Kandidatin: Stadtkämmerin Dörte Diemert (parteilos). Doch auf Seiten der SPD gab es Bauchschmerzen. Es müsse Anspruch der Sozialdemokraten sein, einen eigenen Kandidaten in Rennen zu schicken, ließ ein Kölner Spitzengenosse seine Parteifreunde wissen. Und wieso ausgerechnet die Kämmerin, die mit dem Haushalt noch schmerzvolle Einsparungen, auch im Sozialbereich, zu verkünden haben wird? Man entschloss sich gegen eine gemeinsame Kandidatur. Diemert erklärte auf Anfrage: „Ich stehe nicht für eine Kandidatur zur Verfügung.“

Stadtkämmerin Professorin Dr. Dörte Diemert

Kämmerin Dörte Diemert steht nicht für eine Kandidatur zur Verfügung.

Bei der SPD wird seit Wochen Torsten Burmester (F. unten) als möglicher Kandidat gehandelt. Der 61-jährige Kölner ist Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes. Er war lange Jahre Abteilungsleiter im Düsseldorfer Schul- und Wirtschaftsministerium und bis 2022 Generalsekretär des Deutschen Behindertensportverbandes. Von 2002 bis 2005 war er Referent von Bundeskanzler Gerhard Schröder im Kanzleramt. Er äußerte sich auf Anfrage der Rundschau nicht. Bis Ende des Jahres wollen die Sozialdemokraten ihren Kandidaten benennen.

Torsten Burmester, Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbunds

Torsten Burmester, Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbunds, soll Favorit bei der SPD sein.

Die Grünen als stärkste Ratsfraktion suchen ebenfalls einen Anwärter oder eine Anwärterin. Fraktionschefin Christiane Martin hat dankend abgewunken. Der Landtagsabgeordneten Berivan Aymaz werden zwar Ambitionen auf das Amt nachgesagt, sie soll aber nicht die volle Unterstützung in der Partei haben. Entschlossener sind da andere: Der frühere Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter hat wie Marcel Hövelmann von der Ratsgruppe Gut und Volker Görzel von der FDP gesagt: Ich will OB werden. Auch Gastronom Roberto Campione plant nach 2020 eine erneute Kandidatur. Er will mit einem Kompetenzteam ins Rennen gehen und nächste Woche Details verkünden. (mft)