Das Café des Museums ist für viele eine Fluchtort in der City.
Copyright: Holtmann
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Köln – In zwei Wochen öffnet die Ausstellung der Schweizer Fotokünstlerin Hélène Binet im Musseum für Angewandte Kunst (MAKK). Ihre Bilder zeigen die Kirchenbauten des Architekten Gottfried Böhm im Licht- und Schattenspiel, die Aufnahmen versprechen einen neuen Zugang zu Skulptur und Ästhetik der Bauten. Den können auch die Besucher zum Museum selbst gebrauchen: Es ist seit 2017 Dauerbaustelle, der Wechsel der Fenster dauert noch bis 2022, der Innenhof ist derzeit gesperrt. Es gibt keinen Shop und kein Museumscafé mehr. Beides gehört für viele Kulturfreunde zum Kunstbesuch dazu.
Oase der Ruhe
Das Café des MAKK ist üblicherweise eine Oase der Ruhe in der Stadt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete die Terrassenplätze im Hof kürzlich als ihren Kölner Lieblingsort. Bis März hat Gastronom Michael Holtmann das Café geführt, sein Pachtvertrag lief aus, dann kam der Corona-Lockdown. Die Ausschreibung für die Nachfolge blieb erfolglos.
Seit März hat das Museumscafé geschlossen.
Copyright: Thomas Banneyer
Das Museum wollte die Zwangspause im Frühjahr zur Sanierung nutzen. Die Theke ist ein Relikt der 80er Jahre, die Leitungen sind nicht jünger. Da in dem denkmalgeschützten Bau wenig Platz für den Gastronomiebetrieb ist, war die Durchlüftung schon immer suboptimal. Der Duft einer Quiche oder einer herzhaften Suppe zog gerne Mal bis in die Ausstellungsräume im Obergeschoss. Im Frühjahr startete das Museum eine Ausschreibung für die Gastronomie, geplanter Neustart: September. Vorgesehen war eher kalte Küche: Frühstück, Kaffee und Kuchen. Nur Bewerber gab es keine. Die Corona-Krise war nicht gerade hilfreich.
Michael Holtmann hat das Café 13 Jahre lang betrieben. Er hätte seinen Hut wieder in den Ring geworfen, aber er sagt: „Unter den Bedingungen macht es keinen Sinn.“ Ohnehin sei es in der Woche schwierig gewesen, genügend Umsatz zu machen. „Nur mit Kaffee und Kuchen geht das nicht.“ Zudem sei eine Anhebung der Miete vorgesehen gewesen. „Irgendwann ist es dann nicht mehr attraktiv.“
Das MAKK bleibt also eine Baustelle. Die biblisch anmutende Aufgabe des Fenstertauschs (siehe Infotext) hat den Innenhof erreicht, der Bereich ist komplett gesperrt. Vor dem nächsten Frühjahr wird es keinen Café-Betrieb geben können.
„Wir planen nun einen Neuanfang und wollen natürlich so schnell wie möglich wieder starten“, sagt Museumschefin Dr. Petra Hesse. Sie sieht das auch als Chance, um es „neu und besser zu machen“. Der Platz für die Küche ist eng, da sei Kreativität gefragt.
Leere im Foyer
Verwaist ist auch das Foyer seit vor gut zweieinhalb Jahren Barbara Baur und Horst Kugler ihren Museumsshop geschlossen haben. Sie führten das Geschäft ein Vierteljahrhundert, vor der Schließung klagte Kugler, dass die Kunst- und Designinteressierten im Quartier immer weniger würden. Attraktive Geschäfte in der Nachbarschaft wie Messing Müller haben sich längst verabschiedet. Nun stößt der Besucher im Eingang auf geschlossene Schrankfronten. Holtmann sagt, das mache es auch für den Cafébetrieb nicht einfacher. Es sei wenig Bewegung im Haus. „Und jetzt ist das Geschäft schon einmal komplett am Boden.“ Er selbst hat früher die Gastronomie im Museum Ludwig geführt, hat heute das „Bistro 48“ im Kunsthaus Lempertz an der Cäcilienstraße und setzt auf Catering. Hesse sagt, in der Corona-Krise sei der große Eingangsbereich ganz hilfreich. Auch für den Shop werde es eine neue Ausschreibung an der gleichen Stelle geben.
Das Sanierungsdrama
267 Fenster müssen im Museum für Angewandte Kunst ausgetauscht werden. Die Arbeiten haben 2017 begonnen und sollten 2020 beendet sein. Im Frühjahr kam die Hiobsbotschaft: Architekt und Baufirma hatten laut Stadt fehlerhaft gearbeitet, beiden wurde gekündigt. Das machte einen Teil der Preisexplosion aus: Die Kosten stiegen von 3,7 auf 9,6 Millionen Euro, eine Steigerung um fast 160 Prozent.
Die Stadt führte dies auch auf gestiegene Baukosten sowie modifizierte Vorgaben des Brandschutzes zurück. Teurer wurde der Bau auch, weil die städtische Gebäudewirtschaft das Projekt 2018 übernahm.
2022 sollen die Arbeiten nun abgeschlossen sein, nach dann fünf Jahren Bauzeit. Durch den fehlerhaften Einbau der Fenster ist es laut Verwaltung zu erheblichen Schäden an Mauerwerk, Fugen und Innenputz gekommen. (mft)