Nach Hinweisen auf einen möglichen islamistischen Anschlag zu Weihnachten oder Silvester hat die Polizei die Kontrollen rund um den Dom verstärkt.
Bedrohungslage am Kölner DomSo geht es zurzeit zu den Gottesdiensten zu
Dompropst Guido Assmann ist ersichtlich um Entspannung bemüht. „Die Gottesdienstbesucher nehmen die Sicherheitsmaßnahmen mit viel Verständnis und großer Gelassenheit auf“, sagt der oberste Dienstherr am Dom. Die Kathedrale sei zurzeit der sicherste Ort Kölns, so Assmann. Doch diese Sicherheit zu Heiligabend hat ihren ersichtlichen Preis. Drängelgitter werden gegen Mittag vor dem Hauptportal aufgebaut.
Vor dem Eingang in die Kathedrale haben sich Einsatzkräfte der Polizei in Zweierreihen aufgebaut. Touristen werden abgewiesen. Nur Gottesdienstbesucher kommen durch. Und die müssen sich nach dem Eingangsportal Taschenkontrollen unterziehen. Es ist ein Weihnachten am Dom, dass sich wohl alle - die Gläubigen, die Polizei und auch Assmann - anders gewünscht hatten.
Explizite Bedrohung für den Dom
Was ist passiert? Bei internationalen Sicherheitskräften soll laut Medienberichten ein expliziter Hinweis auf eine mögliche Bedrohung vor allem zu Silvester im Kölner Dom eingegangen sein. „Wir haben diese Bedrohungslage auf Weihnachten vorgezogen“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Weiter will er sich nicht zu der Terrorwarnung äußern.
In der Nacht zu Sonntag durchstreiften über ein Dutzend Spürhunde das Gotteshaus. Teils wurden die Spezialisten auf vier Pfoten aus Niedersachsen nach Köln gebracht. Alles wurde unter die Nase genommen. „Wir waren auch auf den Balustraden und Türmen“, berichtet Baldes.
Männer im Domumfeld aufgegriffen
Tatsächlich wurden am Dom zwei Männer ausgemacht, die sich in Bereichen befanden, in denen sie nicht hätten sein dürfen, heißt es aus Polizeikreisen. Festgenommen wurden sie nicht, aber die Personalien aufgenommen. Als sicher war, dass im Dom kein Sprengstoff versteckt wurde, wurde die Kathedrale „versiegelt“.
Nur noch zu den Gottesdiensten geht es rein und raus - und dann nur für kontrollierte Personen. Unter diesen Bedingungen können alle Weihnachtsmessen wie vorgesehen stattfinden.
Am Samstagnachmittag habe von der Bedrohungslage erfahren, sagt Dompropst Assmann. „Ja, im ersten Moment musste ich schlucken. Aber jetzt bin ich dankbar dafür, dass wir hier so geschützt werden.“ Auch in den Gottesdiensten selbst wird Wert auf weitgehende Normalität gelegt.
Weihbischof Rolf Steinhäuser ging zur Einführung des von ihm zelebrierten Gottesdienstes am Sonntagmittag auf die ungewohnte Lage ein. Doch bei der Predigt spielte die Bedrohungslage keine Rolle mehr. So soll es laut Assmann bei allen Gottesdiensten gehalten werden.
So reagieren Gottesdienstbesucher
Doch ausblenden lässt es sich nicht so einfach, was dieses Weihnachten am Dom geschieht. „Ist es nicht schrecklich, dass es so weit gekommen ist?“, fragt eine Gottesdienstbesucherin nach einer Messe.
Eine andere erwidert: „Die Engel haben in der Heiligen Nacht den Hirten zugerufen, fürchtet euch nicht. So will ich es auch halten.“ Es sei gut, dass die Polizei vor Ort sei, bestätigte eine ältere Dame am Haupteingang. Aber traurig, dass dies nötig sei. Dennoch, die Gottesdienste sind allesamt gut besucht. Dompropst Assmann kann nicht ausmachen, dass wegen der Lage weniger Gläubige kämen.
Wie es an den weiteren Weihnachtstagen am Dom zugehen wird, das weiß auch Guido Assmann nicht mit Gewissheit zu sagen. Werden an allen Tagen die Sicherheitsvorkehrungen vollumfänglich aufrecht erhalten? „Wir sind in engen Absprachen mit den Sicherheitsbehörden“, sagt der Dompropst. Die hätten das Heft des Handels in der Hand, seien zuständig.
Klar ist, die Polizei nimmt nun schon Silvester fest in den Blick, denn dieser Tag spielte in der Terrorandrohung ja wohl die Hauptrolle. Zwar sei die Polizei ohnehin mit starken Kräften zu Silvester im Einsatz, im Hinblick auf die konkrete Bedrohung werde man allerdings noch weitere Beamte anfordern. Hinweise auf andere Ziele als den Dom gebe es aber nicht, sagt Polizeisprecher Baldes.
Der Hinweis auf eine mögliche islamistische Gefährdung kam laut Medienberichten von einem ausländischen Nachrichtendienst. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Mehrere Personen in Europa planten möglicherweise Terroranschläge zum Jahresende an mehreren Orten in Europa.
Auch konkrete Namen von möglicherweise beteiligten Personen ergäben sich aus dem Hinweis. Sie befänden sich in Österreich, Spanien und Deutschland. Konkret stehe ein Mann aus dem Saarland im Visier. Er sei Samstagabend festgenommen worden. Auch in Wien seien Festnahmen durchgeführt worden.