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Kölnisches StadtmuseumFörderverein fordert Neuausschreibung der Leitungsstelle

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Historische Mitte

Blick auf die Historische Mitte, die das Stadtmuseum beherbergen soll

Das Verfahren zur Neubesetzung der Leitung Stadtmuseum droht endgültig zu scheitern. Der Förderverein stellt sich gegen den Kandidaten.

Der Förderverein des Kölnischen Stadtmuseums hat sich für die Neuausschreibung der Leitungsstelle des Stadtmuseums ausgesprochen. Nach der gestrigen Vorstandssitzung teilte der Verein mit: "Der Vorstand des Vereins ist der Überzeugung, dass das Museum, das vor großen Herausforderungen steht, eine geeignete, erfahrene und hochprofessionelle Persönlichkeit für diese Aufgabe benötigt. Das bisherige Verfahren konnte bedauerlicherweise nicht entsprechende Kandidatinnen und Kandidaten finden." Der Verein empfehle, nun mit entsprechender Besonnenheit an die Besetzung heranzugehen. Derzeit befinde sich das Museum unter der Interimsführung von Vize-Direktorin Silvia Rückert "auf Kurs", und die Belegschaft ist hoch motiviert am neuen Standort im Haus Sauer. „Daher ersucht der Gesamtvorstand der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums die OB Henriette Reker und Kulturdezernent Stefan Charles, das Ausschreibungsverfahren neu zu starten.“

Scharfe Kritik an geplanter Wahl

Nachdem bekannt geworden war, dass die OB Philipp Hoffmann als Leiter des Stadtmuseums vorschlägt, hatte Thomas Müller, Vorstandsmitglied des Vereins, das Ergebnis und das Verfahren selbst scharf kritisiert. Der Vorsitzende des Fördervereins, Turadj Zarinfar, hatte sich diplomatischer geäußert.

Das Votum des Vereins „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums“ ist von Bedeutung, da der Verein traditionell eng und vertrauensvoll mit dem Leiter des Hauses zusammenarbeitet. Der Verein teilte weiter mit: „Aus Sicht des Vereins können sowohl die Stadt Köln als auch das Museum und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem neuen Verfahren nur gewinnen.“ Die Äußerungen Müllers bedauerte der Vorstand. „Dies entspricht nicht dem Stil der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums.“ Für die Neuausschreibung plädiere der Vorstand, auch da er fürchte, „dass eine aktuelle Besetzung der Direktion auf Basis des bisherigen Verfahrens juristisch nicht haltbar sein wird“. In der Ausschreibung wird eine dreijährige Führungserfahrung gefordert. Hoffmann hat zwei Jahre in Bonn erst das Stadtmuseum geleitet und dann das Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen. In Köln hatte er die Brauchtumsabteilung des Stadtmuseums geleitet. Er ist Geschäftsführer des Vereins Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, der die Schull- un Veedelszöch organisiert.

Bahn der KVB mit Werbung für das Stadtmuseum.

Zug abgefahren? Eine Bahn der KVB wirbt für das Stadtmuseum. Immerhin.

In der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses hatte die Politik geschlossen, mit Ausnahme der CDU, für die Vertagung der Personalie gestimmt. Die FDP betonte, sie wolle Hoffmann Gelegenheit geben, sich in der Fraktion vorzustellen. Die Grünen äußerten sich am Mittwoch zurückhaltend. "Es bleiben bei uns Fragezeichen, was die formalen Voraussetzungen angeht", sagte Fraktionschefin Christiane Martin. Zuvor hatte die kulturpolitische Sprecherin der Partei, Brigitta von Bülow, das Ergebnis des Auswahlverfahrens als "alles andere als optimal" bezeichnet. Die CDU teilte mit: Sollte das Verfahren scheitern, sei das "eine Riesenkatastrophe für den Kulturstandort Köln".

Oberbürgermeisterin Henriette Reker erklärte über ihren Sprecher, es gebe ein laufendes Verfahren, insofern stelle sich die Frage einer Neuausschreibung nicht. Die Personalie ist formal vertagt. Die nächste reguläre Sitzung des Hauptausschusses findet erst Mitte November statt. Das Verfahren bis dahin laufen zu lassen, dürfte für alle Seiten unzumutbar sein. Bleibt also die Möglichkeit einer Entscheidung per Dringlichkeit oder eine Sondersitzung. Die andere Möglichkeit: Der Bewerber verliert angesichts der geäußerten Misstrauensäußerungen die Lust und zieht sich zurück. Hoffmann teilte auf Anfrage der Rundschau mit, er halte auch nach den Aussagen des Fördervereins an seiner Bewerbung fest. Das laufende Verfahren wollte er nicht kommentieren. Selbst bei einem Rückzug wäre ein neues Auswahlverfahren nicht zwingend. Es waren drei Bewerber in der engeren Auswahl. Wie berichtet zog die Stadt die mündliche Zusage an die anfangs ausgewählte Kandidatin zurück, nachdem Berichte über angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten in ihrem bisherigen Job bekannt geworden sind.

Für das Stadtmuseum selbst ist Entwicklung mehr als bitter. Vor über einem Jahr trat der Leiter, Mario Kramp, aus gesundheitlichen Gründen kürzer. Die so häufig beschworene große Zukunft in der Historische Mitte ist derzeit eine Vision ohne Baubeschluss. Gestern wurde eine KVB-Bahn mit Werbung für das Stadtmuseum vorgestellt. Das Interim im Modehaus Sauer sollte längst eröffnet sein, immerhin soll es noch in diesem Jahr passieren, beteuerte die kommissarische Leiterin, Silvia Rückert. Es gebe noch keinen konkreten Termin, „zeitnah“ werde man Details auf einer Pressekonferenz vorstellen.

Der Förderverein teilte mit, man sei personell und finanziell bereit, ein neues Auswahlverfahren zu unterstützen, um die beste Kandidatin oder den besten Kandidaten für die Stelle zu finden. Die neue Leitung sollte nicht nur die zwingend notwendigen formalen Voraussetzungen erfüllen, sondern auch das Wunschprofil der Ausschreibung der Stadt Köln. „Gut Ding will Weile haben!“

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