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Stadtmuseum in KölnGrüne üben scharfe Kritik an der geplanten Neubesetzung

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Ins Modehaus Sauer soll das Stadtmuseum im Herbst eröffnen.

Ins Modehaus Sauer soll das Stadtmuseum im Herbst eröffnen.

Wie berichtet soll Philipp Hoffmann das Kölnische Stadtmuseum leiten. Doch schon vor seiner geplanten Wahl am Montag gibt es Kritik von den Grünen und vom Förderverein. Die Wahl ist nicht sicher.

Ab dem 1. Oktober soll Philipp Hoffman das Kölnische Stadtmuseum leiten. Das teilte die Stadt am Donnerstag mit. „Das Kölnische Stadtmuseum hat durch den Umzug weitreichende Veränderungen durchlebt und auch für die Zukunft stehen weitere Herausforderungen bereit. Philipp Hoffmann wäre eine sehr gute Besetzung für das Stadtmuseum", sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. "Er kennt das Haus und bringt neben der wissenschaftlichen Qualifikation auch die notwendige Erfahrung mit Blick auf komplexe Aufbau- und Umstrukturierungsprozesse mit.“

Doch es gibt Kritik aus dem Förderverein. Vorstandsmitglied Thomas Müller sagte: „Ich hätte mir eine andere Lösung gewünscht.“ Es sei schon erstaunlich, dass nach einem Jahr ohne Leitung des Hauses „nicht renommiertere Personen aus einem Bewerbungsverfahren hervorgehen“. Das ganze Verfahren sei "intransparent" gewesen. Wie berichtet hatte die Stadt einer Bewerberin bereits zugesagt, nachdem Vorwürfe über finanzielle Unregelmäßigkeiten bekannt wurden, zog man diese wieder zurück. Hoffmann war einer der beiden anderen Kandidaten, die aus dem Verfahren hervorgegangen sind. Er ist Mitglied der Kölner CDU. Müller sagt: "Der Eindruck bleibt, dass es eine politische Besetzung ist."

Philipp Hoffmann

Philipp Hoffmann

Dem widerspricht der Kölner CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau energisch: „Das ist abwegig. Er ist als bester Bewerber aus einem Verfahren hervorgegangen, das die Oberbürgermeisterin alleine geführt hat. Er hat die Erfahrung, er hat das Stadtmuseum Bonn geleitet. Die Auswahl ist komplett ohne politische Beteiligung gelaufen.“

Das Ergebnis ist alles andere als optimal"
Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen

Rumoren gibt es auch beim grünen Bündnispartner. "Der Findungsprozess und die finale Entscheidung waren für uns nicht transparent", sagt die kulturpolitische Sprecherin, Brigitta von Bülow. Angesichts der herausragenden Bedeutung der Stelle und der einjährigen Suche sei "das Ergebnis alles andere als optimal". Ob die Fraktion der Personalie zustimmen wird, war zunächst offen.

Die FDP hat ebenfalls Beratungsbedarf. Die Entscheidung sei zu wichtig, um sie nun im Schnellverfahren zu entscheiden, sagt Fraktionschef Ralph Sterck. Er wird am Montag beantragen, die Entscheidung zu vertagen. Hoffmann müsse sich zunächst in den Fraktionen vorstellen. "Ich will wissen, welche Ideen der Mann hat für die Entwicklung des Hauses, für den Verbund der historischen Museen. Man brauche Aussagen, an denen man ihn später messen könne.

Die SPD dürfte kaum zustimmen. „Wir sind sehr irritiert über das intransparente Verfahren“, sagt die kulturpolitische Sprecherin, Maria Helmis. Der von Reker „überfallartig vorgeschlagene Kandidat“ erfülle die von der Stadtverwaltung selbst aufgestellten Kriterien in der Ausschreibung nicht. In der Ausschreibung waren drei Jahre Führungserfahrung als Kriterium genannt, Hoffmann war zwei Jahre in Bonn leitend tätig. „Wir hätten uns eine Kandidatin oder einen Kandidaten mit mehr Erfahrung und breiterer fachlicher Expertise gewünscht“, sagt die SPD. „Eine bisher nur auf Köln und Bonn beschränkte berufliche Tätigkeit sowie eine fachliche Schwerpunktsetzung im Bereich des Brauchtums erscheinen uns nicht als ideale Voraussetzung, um hier neue geschichtswissenschaftliche und museumspädagogische Perspektiven einzubringen und für frischen Wind in unserem Stadtmuseum zu sorgen.“

Der Vorsitzende des Fördervereins, Turadj Zarinfar, behandelt die Entscheidung diplomatischer als sein Vorstandskollege: „Ich nehme die Entscheidung zunächst zur Kenntnis.“ Es sei klar, dass es im Vorstand dazu abweichende Meinungen gebe. Bei der Vorstandssitzung am Dienstag werde man die diskutieren. Letztlich sei das Bewerbungsverfahren und die Besetzung Sache der Stadt. „Wir hätten uns allerdings eine frühere Einbindung des Fördervereins gewünscht.“ Immerhin arbeite der Verein gerade in der Krisenzeit sehr aktiv mit und generiere Gelder, damit das Haus in der öffentlichen Wahrnehmung bleibe.

Die Stadt zitiert ihren Kulturdezernenten Stefan Charles: „Mit Philipp Hoffmann würden wir einen jungen und engagierten Museumsspezialisten gewinnen. Er hätte in Köln mit der Entwicklung des Stadtmuseums und dem Verbund der Historischen Museen große Herausforderungen zu meistern. Die Transformation der Museen und die Entwicklung hin zum erstrangigen Museumsstandort sind die Ziele, die wir gemeinsam erreichen wollen. Ich freue mich auf eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit.“

Hoffmann selbst ist voller Vorfreude: „Mit dieser Aufgabe würde für mich ein beruflicher Traum in Erfüllung gehen. Als Kölner wäre es für mich eine Ehre und großer Ansporn zugleich, das Stadtmuseum gemeinsam mit dem gesamten Team für die Zukunft neu aufzustellen.“ Allerdings sind die Aufgaben schon aus baulichen Gründen enorm: Das Zeughaus ist seit Jahren marode und nun ganz geschlossen. Das Interim im Modehaus Sauer noch immer ohne Eröffnungstermin, die Historische Mitte noch nicht beschlossen. Hoffmann sagt: „Die neue Ausstellung im Haus Sauer wäre eine gute Grundlage. Gleichzeitig würde ich mich freuen, die Museumslandschaft in enger Zusammenarbeit mit dem Kulturdezernenten weiterentwickeln zu können. Für das in mich gesetzte Vertrauen bedanke ich mich.“