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Kölnisches StadtmuseumDr. Philipp Hoffmann soll neuer Leiter in Köln werden

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20230809PhilippHoffann

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Hoffmann stammt aus Köln und war bereits bis 2021 als Leiter der Brauchtumsabteilung für das Haus tätig.

Die Suche, die viele zuletzt als quälend empfunden haben, hat offenbar ein Ende: Nach Informationen der Rundschau soll Dr. Philipp Hoffmann neuer Leiter des Stadtmuseums werden und damit die Nachfolge von Dr. Mario Kramp antreten. Kramp konnte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht länger ausüben. Am kommenden Montag soll der Hauptausschuss des Stadtrats über die Personalie entscheiden.

Der 37 Jahre alte Hoffmann war bis 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtmuseum beschäftigt und leitete die Brauchtumsabteilung. Er ist Geschäftsführer der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, die die Schull- und Veedelszöch organisieren.

Vor zwei Jahren wechselte er nach Bonn, wo er anfangs das Stadtmuseum leitete. Im vergangenen Jahr stieg er auf und übernahm das neu geschaffene Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen, einem Zusammenschluss aus Stadtmuseum, Stadtarchiv, Stadthistorischer Bibliothek und NS-Dokumentationszentrum. Hoffmann hat Geschichtswissenschaft an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn studiert und erwarb 2019 ebenfalls in Bonn den Doktortitel im Fach Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Während des Promotionsstudiengangs befasste er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bonn mit der Geschichte der Stadt Köln in der Zeit der Weimarer Republik. Außerdem war er an einem Forschungsprojekt zur Erstellung eines Digitalisierungskonzeptes für historische Möbel- und Einrichtungsentwürfe des Kölnischen Stadtmuseums beteiligt. Hoffmann ist verheiratet und hat zwei Kinder, er wohnt in Rath-Heumar.

Konzept für Historische Mitte als zentrale Aufgabe

In seiner Heimatstadt wartet eine hochspannende Aufgabe auf ihn. Er soll nicht nur das Stadtmuseum führen, sondern auch ein Konzept entwickeln für einen Verbund der vier historischen Museen der Stadt. Dazu gehören das Römisch-Germanische Museum (seit Ende 2018 geschlossen, es gibt ein Interim im Belgischen Haus), das Jüdische Museum „MiQua“ (Eröffnung frühestens 2026) und das NS-Dokumentationszentrum (frisch erweitert). 2000 Jahre Stadtgeschichte, die es neu zu vermitteln gilt — zeitgemäßer und digitaler als bisher. Nach Wunsch der Stadt auch selbstbewusster. Das Stadtmuseum befindet sich seit Jahren in einer Dauerkrise. Mitte 2022 musste das marode Zeughaus endgültig aufgegeben werden. Nach einem Wasserschaden war es schon seit Jahren nur noch in Teilen nutzbar gewesen. Doch die für Herbst 2022 geplante Eröffnung der neuen Dauerausstellung im früheren Modehaus Sauer platzte wegen Verzögerungen beim Umbau. Noch immer gibt es kein konkretes Datum für die Eröffnung, zuletzt gab es dort kleinere, liebevoll kuratierte Pop-up-Ausstellungen.

Dr. Mario Kramp leitete das Stadtmuseum seit dem Jahr 2010, er ist nur noch als Kurator für das Haus tätig, die kommissarische Leitung übernahm vergangenes Jahr Stellvertreterin Silvia Rückert. Das Auswahlverfahren für die Nachfolge verlief nicht gerade geschmeidig. Im Mai verlautete aus dem Rathaus, der Prozess dauere noch an, weil die Frau, die man ausgewählt habe, noch mit ihrem Arbeitgeber über den Wechseltermin verhandele. Mitte Juni war davon plötzlich keine Rede mehr. Stattdessen informierte das Kulturdezernat die Politik, man wolle die Bewerberin, die als Siegerin aus dem Auswahlverfahren hervorgegangen war, nun doch nicht mehr einstellen.

Auswahlverfahren voller Tücken

Grund: Bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber in Süddeutschland gab es angeblich finanzielle Unregelmäßigkeiten. Der Vorwurf der Verschwendung öffentlicher Mittel stand im Raum, verschiedene Medien hatten darüber berichtet. Auf eine einfache Recherche per Suchmaschine war während des Auswahlverfahrens niemand gekommen. Derweil hatte die Kandidatin ihren bisherigen Job bereits gekündigt — obwohl sie keine finale Zustimmung aus Köln hatte. Das Verfahren sei eine „Katastrophe“ und habe alle Beteiligten beschädigt, stöhnte ein Beobachter.

Auf eine erneute Ausschreibung der Stelle verzichtete die Stadt. Hoffmann müsste, wenn er Montag gewählt wird, mit dem Makel leben, nicht als Nummer 1 ins Amt zu starten. Eine weitere Verzögerung beim Stadtmuseum, das seit mehr als einem Jahr ohne Leitung ist, sollte auf jeden Fall vermieden werden. Als neuer Chef würde er auch die Planungen für die Historische Mitte auf den Weg bringen. Noch immer gibt es keinen Baubeschluss für das strittige Bauprojekt. Die Stadt will in Kürze ein Kulturkonzept für Historische Mitte und Zeughaus vorstellen.