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„Katastrophe für alle Beteiligten“Stadtmuseum seit einem Jahr ohne Leitung

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Historische Mitte

Die Historische Mitte soll am Dom entstehen

Probleme sind die Mitarbeitenden des Stadtmuseums gewöhnt: Das Zeughaus ist lange zu, das Interim noch nicht offen. Die Führungsfrage hängt.

Die letzten zwölf Monate waren schwierig für das Kölnische Stadtmuseum. Mitte 2022 musste es sein angestammtes Domizil im schönen, aber maroden Zeughaus endgültig aufgeben. Doch die für Herbst 2022 geplante Eröffnung der neuen Dauerausstellung im früheren Modehaus Sauer platzte wegen Verzögerungen beim Umbau. Derweil kamen die Pläne für einen Neubau des Stadtmuseums im Rahmen der „Historischen Mitte“ (Foto) keinen Millimeter voran. Auch die schon ein Jahr dauernde Suche nach einer neuen Leitung brachte bisher kein Ergebnis.

Stadtmuseum Köln: Vier historische Museen sollen Verbund bilden

Am 29. Juni 2022 hatte die Stadt Köln mitgeteilt, dass Mario Kramp, seit 2010 Direktor des Stadtmuseums, aus gesundheitlichen Gründen kürzer tritt. Seitdem ist er noch als Kurator für das Haus tätig, die kommissarische Leitung übernahm Stellvertreterin Silvia Rückert. Viereinhalb Monate vergingen, bis die Stadt den Posten ausschrieb. Eigentlich ein hoch spannender Job.

Die neue Leitung soll nicht nur das Stadtmuseum führen, sondern auch ein Konzept entwickeln für einen Verbund der vier historischen Museen in Köln. Dazu gehören das Römisch-Germanische Museum (seit Ende 2018 geschlossen, Interim im Belgischen Haus), das Jüdische Museum „MiQua“ (im Bau) und das NS-Dokumentationszentrum (frisch erweitert).

„Peinlich“, „Katastrophe“, „Rohrkrepierer.“
Stimmen aus der Politik zum Besetzungsverfahren

2000 Jahre Stadtgeschichte, die es neu zu vermitteln gilt — zeitgemäßer und digitaler als bisher. Vielleicht auch selbstbewusster. Im April hieß es, es gebe interessante Bewerbungen. Die Stelle solle bald besetzt werden, der Hauptausschuss des Stadtrats müsse sie nur noch bestätigen. Im Mai war im Rathaus zu erfahren, es dauere noch, weil die Frau, die man ausgewählt habe, noch mit ihrem Arbeitgeber über den Wechseltermin verhandele. Mitte Juni war davon plötzlich keine Rede mehr. Stattdessen informierte das Kulturdezernat die Politik, man wolle die Bewerberin, die als Siegerin aus dem Auswahlverfahren hervorgegangen war, nun doch nicht mehr einstellen. Grund: Bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber in Süddeutschland gab es angeblich finanzielle Unregelmäßigkeiten.

Der Vorwurf der Verschwendung öffentlicher Mittel stand im Raum, verschiedene Medien hatten im Frühjahr darüber berichtet. Hätte man den Namen der Kandidatin (der der Rundschau bekannt ist) in einer Suchmaschine eingegeben, hätte man diese Vorwürfe kaum übersehen können. Doch offenbar kam während des Auswahlverfahrens niemand im Kulturdezernat, im Personalamt oder im OB-Büro auf diese naheliegende Idee. Derweil hatte die Kandidatin ihren bisherigen Job bereits gekündigt — obwohl sie keine finale Zustimmung aus Köln hatte. Das Verfahren sei „peinlich“, eine „Katastrophe“, ein „Rohrkrepierer“, es habe zu Schaden für alle Beteiligten geführt, sagen Beobachter aus der Politik.

Unklar ist, wie es weitergeht. Zurzeit planen Stadtverwaltung und Oberbürgermeisterin Gespräche mit den beiden Personen, die beim Auswahlverfahren auf Platz zwei und drei gelandet sind, um zu klären, ob sie weiterhin an der Aufgabe interessiert sind. Da es bis Freitag bei dem Thema keine Bewegung gab, wird am heutigen Montag im Hauptausschuss wohl keine Entscheidung fallen. Ziel ist jetzt, in der nächsten Sitzung am 14. August eine neue Leitung zu berufen. Die Alternative wäre, die Stelle noch einmal ganz neu auszuschreiben. Doch eine solche weitere Verzögerung könne man dem Stadtmuseum, das seit mehr als einem Jahr ohne Leitung ist, eigentlich nicht antun, sagt ein Beobachter.