Am Dienstag sind die ersten drei Großobjekte im neuen Zuhause des Kölnischen Stadtmuseums eingetroffen. Die Dauerausstellung im früheren Modehaus Sauer soll im Herbst eröffnet werden.
Kölnisches StadtmusemSo kam die 630-Kilo-Frau ins Untergeschoss
„Seid ihr so weit? Eins, zwei, drei.“ Synchron heben vier Mitarbeiter der Kunstspedition Hasenkamp das prächtige Gemälde „Kölner Dom in antizipierter Vollendung“ an und tragen das großformatige Kunstwerk von 1836 vorsichtig die Treppe hinunter. Im Untergeschoss des ehemaligen Modehauses Sauer wird das frisch restaurierte Bild von Georg Carl Adolph Hasenpflug (1802-1858) bald eine neue Heimat finden – als Glanzstück der neuen Dauerausstellung des Kölnischen Stadtmuseums, die im Herbst eröffnet werden soll.
Um das empfindliche Gemälde in einer speziellen Transportkiste überhaupt ins Haus bringen zu können, musste erst ein großes Fenster neben dem Eingang entfernt werden, denn die Kiste war größer als die Tür. „Das Gebäude ist als Kaufhaus für Kleidungsstücke gebaut worden und nicht als Museum, und hierbei merkt man das ganz besonders“, beschreibt Kurator Sascha Pries die Herausforderungen des neuen Standorts. Er soll dem früher im Zeughaus untergebrachten Stadtmuseum so lange als Interimsquartier dienen, bis es sein endgültiges Domizil in der geplanten „Historischen Mitte“ am Dom gefunden hat.
Steinskulptur kam mit dem Aufzug
Neben dem 1,99 mal 1,83 Meter großen Gemälde treffen am Dienstag zwei weitere Großobjekte im Modehaus Sauer ein: die Originalskulptur der „Schneidersfrau“ vom Heinzelmännchenbrunnen und das Stadtmodell, das Köln im Jahre 1571 zeigt. „Heute betritt zum ersten Mal historisches Sammlungsgut das neue Museum“, stellt Kurator Stefan Lewejohann fest. „Wir freuen uns sehr. Es geht endlich los“, zeigt sich Vize-Direktorin Silvia Rückert erleichtert, nachdem die eigentlich für 2022 geplante Eröffnung wegen Lieferproblemen um rund ein Jahr verschoben werden musste.
Mit einer Größe von 1,90 Metern und einem Gewicht von rund 630 Kilogramm passt die aus Heilbronner Sandstein gefertigte „Schneidersfrau“ gerade noch in den Fahrstuhl, der früher die Kunden ins Untergeschoss beförderte. Auf einer Palette bugsieren die Arbeiter die Skulptur per Hubwagen zu ihrem neuen Standort ganz in der Nähe des Domgemäldes.
Gegenüber der 1899 geschaffenen „Schneidersfrau“, die 1994 am Heinzelmännchenbrunnen durch eine Kopie ersetzt wurde, bekommt Kölns ältestes Automobil einen Ehrenplatz. Der 1902 gebaute Motorwagen Vis-à-Vis Typ A wird seit November 2021 restauriert und demnächst vor Ort wieder zusammengesetzt. Pries weist darauf hin, dass beide Stücke aus derselben Zeit stammen und völlig verschiedene Perspektiven auf die Stadtgeschichte bieten: Hier das alte Köln der Sagen und Legenden, an das man sich wehmütig erinnert, dort der Aufbruch ins Automobilzeitalter. Beides hat mit Bequemlichkeit zu tun: Mal sind es die Heinzelmännchen, die die Arbeit erledigen, mal der technologische Fortschritt.
Themenräume statt Chronologie
Es ist ein Beispiel dafür, wie die Museumsmacher die neue Dauerausstellung auf deutlich kleinerer Fläche konzipieren. „Eine chronologische Erzählung würde hier nicht funktionieren“, betont Rückert. Stattdessen wird es epochenübergreifende Themenräume unter Fragestellungen wie „Was lieben wir?“ oder „Was bewegt uns?“ geben.
Knapp 700 Objekte sollen gezeigt werden. Der zentrale „Auftaktraum“ bietet einen Überblick über die wichtigsten Stationen der Stadtgeschichte. Hier wird auch das ebenfalls frisch restaurierte Stadtmodell stehen, das gestern in sechs großen Kartons angeliefert wurde. Mit dem Bau der Vitrinen beginnt nun die finale Phase zur Einrichtung des Museums. Klima-, Alarm- und Brandschutzanlage funktionieren, größere Lieferprobleme soll es nicht mehr geben. Der Eröffnungstermin steht aber noch nicht fest. Vor dem Winteranfang, sagt Rückert. Der ist am 22. Dezember.
Noch bis 29. April läuft in der Pop-up Bar des Stadtmuseums, Kolumbahof 3, die Ausstellung „1848 Revolution in Köln“.