Nach Ostern sollen die Auswahlgespräche für die vakante Stelle stattfinden. Nicht nur die Immobilie ist eine Herausforderung.
Stelle seit Monaten vakantStadt Köln sucht neuen Stadtmuseums-Direktor
Es ist einer der spannendsten Jobs im Museumsbereich, die zurzeit in Deutschland zu vergeben sind. Die Stadt Köln sucht nicht nur einen neuen Direktor für das Stadtmuseum. Zur Arbeitsplatzbeschreibung gehört auch der Auftrag, den geplanten Verbund der vier historischen Museen zu entwickeln und umzusetzen. Eine Aufgabe, die die Chance bietet, die Zukunft der Kölner Museumslandschaft entscheidend mitzugestalten. Seit neun Monaten ist die Leitung des Stadtmuseums vakant.
Direktor Mario Kramp legte im Juni 2022 das Amt aus Gesundheitsgründen nieder, ist aber noch als Kurator tätig. Kommissarisch wird das Haus von Vize-Direktorin Silvia Rückert geleitet. Sie tue dies in hervorragender Weise, betonte Kramp unlängst. Im November schrieb die Stadt die Stelle aus, die Bewerbungsfrist endete am 16. Dezember 2022. Dem Vernehmen nach liegen mehrere interessante Bewerbungen vor, die Auswahlgespräche sollen nach Ostern stattfinden. Möglich wäre, dass der Hauptausschuss die Personalie am 17. April beschließt.
Mit dem Ausschreibungstext hat Kulturdezernent Stefan Charles die Messlatte hoch gelegt. Bewerber müssen „eine nachgewiesene mindestens dreijährige, leitende Führungsverantwortung in einer kulturellen, künstlerischen, musealen oder wissenschaftlichen Institution, einem Historischen Museum oder einer vergleichbaren Einrichtung“ mitbringen. Darüber hinaus sollen sie Erfahrung sowohl „in der Konzeption und Realisierung großer Sonderausstellungen“ als auch „in der erfolgreichen Planung, Steuerung und Umsetzung von Strategie- und Veränderungsprozessen sowie der Steuerung von Bauprojekten“ haben. Die Stelle ist auf fünf Jahre befristet mit Option auf Verlängerung.
Das seit 1888 bestehende Stadtmuseum hat eine turbulente Zeit hinter sich. Seit einem Wasserschaden im Zeughaus 2017 ist die Dauerausstellung geschlossen. Der Umzug in das Interimsquartier im ehemaligen Modehaus Sauer hat sich um ein Jahr verzögert. Nun ist geplant, dort die neu konzipierte, verkleinerte Ausstellung noch dieses Jahr zu eröffnen. Langfristig soll das Museum in der „Historischen Mitte“ am Dom unterkommen – in direkter Nachbarschaft zum seit Ende 2018 geschlossenen Römisch-Germanischen Museum (RGM).
Köln: Verbund vier historischer Museen geplant
Zum geplanten Verbund der vier historischen Museen gehören zudem das Jüdische Museum mit Archäologischer Zone („Museum im Quartier“/MiQua) und das NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok), als Gedenkstätte, Museum und Bildungsort zur NS-Geschichte. Auch im NS-Dok war die Leitung lange unbesetzt, was der Stadt scharfe Kritik vom Verein EL-DE-Haus einbrachte. Direktor Werner Jung ging im Oktober 2021 in Rente, seine Nachfolge blieb zunächst ungeklärt.
Erst im November 2022 übernahm mit Henning Borggräfe letztlich ein Bewerber, den Jung schon lange vorher empfohlen hatte. Auch beim Stadtmuseum hat sich das Kulturdezernat Zeit gelassen. Ein Stadtsprecher sagte auf Anfrage, die Suche sei „anspruchsvoll und wir müssen uns die notwendige Zeit dafür nehmen.
Schließlich soll das Stadtmuseum mit dem Verbund der Historischen Museen in Zukunft zur internationalen Ausstrahlung der Kulturmetropole Kölns beitragen. Erfreulicherweise sind wir im Findungsprozess weit fortgeschritten und zuversichtlich, dass die Suche bald erfolgreich abgeschlossen ist.“
Interessant ist die Frage, wie streng die Ausschreibungskriterien ausgelegt werden, insbesondere die drei Jahre Führungsverantwortung. Nach Rundschau-Informationen hat Kulturdezernent Charles vor Beschäftigten des Museums sinngemäß erklärt, bei dieser besonderen Stelle könne man von den engen Vorgaben auch abweichen. Das könnte im OB-Büro anders gesehen werden.
Mehrfach hat die Bezirksregierung die Besetzung von Dezernentenstellen in Köln wegen Verfahrensmängeln gerügt, darunter auch die Berufung von Charles 2021. Für Museumsdirektoren gelten andere Regeln, dennoch ist fraglich, ob die Stadt grünes Licht für einen Bewerber gibt, der die Pflichtkriterien der Ausschreibung nicht erfüllt.