Der Ebertplatz in Köln soll durch das Schließen von Zugängen sicherer werden und Drogendealern das Geschäft erschweren. Die Pläne sollen im März den Gremien vorgelegt werden.
Drogenbrennpunkt in KölnStadt will drei Zugänge am Ebertplatz schließen
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Die Zugänge zu der Passage auf der Westseite will die Verwaltung abriegeln.
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Worte sind schon viele gemacht worden über den Ebertplatz. Die Gestaltung lade gerade dazu ein, „Böses zu tun“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul bei einem Ortsbesuch. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette äußerte im Rundschau-Interview: „Das es so, wie es dort ist, nicht bleiben kann, sehen hoffentlich mittlerweile alle ein.“ Und nicht zuletzt: Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns forderte im Gespräch mit der Rundschau eine bauliche Veränderung für das „deutschlandweit bekannte Cannabis-Kaufhaus“. Es könnten noch nahtlos unzählige Zitate zu diesem berühmt-berüchtigten sozialen Brennpunkt Kölns folgen. Doch nach jahrelanger Diskussion und Beratung sollen jetzt Taten folgen. Nach Informationen der Rundschau wird die Verwaltung im März Pläne auf den Tisch legen, wonach drei Zugänge zum Ebertplatz geschlossen werden. Salopp gesagt, es kommt ein Deckel drauf.
Ebertplatz in Köln: Im Griff der Dealer
Dass es sich am Ebertplatz etwas ändern muss, diese Erkenntnis reifte spätestens nach einer Samstagnacht im Oktober 2017. Damals wurde ein 22 Jahre junger Mann erstochen. Eine Auseinandersetzung im Drogenmilieu. Doch wer rund acht Jahre später über den Platz geht, der sieht sofort, geändert hat sich im Grunde gar nichts. Die Dealer stehen weiterhin in den dunklen Zugängen in der sogenannten Westpassage des Platzes. Jeder, der sich ihnen nähert, wird von ihnen argwöhnisch beäugt.
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Das Konzept
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Kunde oder Zivilstreife, lautet die Frage, die in diesen Blicken liegt. Selbst am helllichten Tag ist die Atmosphäre beklemmend. Daran haben weder Kunstausstellungen in ehemaligen Ladenlokalen noch Kunstaktionen an defekten Rolltreppen, nicht ein wiederbelebter Springbrunnen und selbst nicht verschärfte Polizeikontrollen etwas geändert. „Kaum haben wir die Dealer dort vertrieben, kommen sie wieder, sobald wir weg sind. Ziehen wird drei aus dem Verkehr, kommen direkt neue nach“, beschrieb Kölns Polizeipräsident die Lage, an der sich seine Kollegen vor Ort Tag für Tag abarbeiten. Und OB Reker fasst die seit 2017 verstrichene Zeit so zusammen: „Ich wollte damals für eine Übergangszeit die Belebung des Platzes realisieren, um ihn durch soziale Kontrolle sicherer zu machen. Solange, bis Pläne für eine ebenerdige Platzgestaltung vorliegen. Dann gab es Stimmen, der Platz im Stil des Brutalismus müsse erhalten bleiben. Die Politik richtete ein Begleitgremium ein. So wurde die Planung um Jahre verzögert.“
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Nach Informationen der Rundschau soll ihr kurz vor Weihnachten der Geduldsfaden gerissen sein. Teile eines Gesamtplanes für den Ebertplatz müssten nun endlich realisiert werden. „Machen“, war angeblich die Parole, die sie ausgab. Aus Machen wurde ein Plan, der der Rundschau vorliegt. Er zeigt den Ebertplatz in einer dreidimensionalen Darstellung. Die Achse vom Eigelstein rüber zur Neusser Straße soll mit ihren Auf- und Abgängen frei bleiben. Aber die beiden westlich davon liegenden Zugänge, zwischen denen sich das Lokal „African Drum“ befindet, sollen geschlossen werden. Unten kommt eine Stellwand vor die dunklen Schächte. Oben werden die Zugänge mit einer Stahlbetonplatte ebenerdig abgeschlossen. Auf diese Platten sollen Bürgersteigbeläge aufgebracht werden, um ein einheitliche Erscheinungsbild herzustellen. So wird es laut des Plans auch dem Zugang östlich der Neusserstraße ergehen. Auch er bekommt einen Deckel, auch bei ihm wird der Schacht geschlossen.
Nicht zuletzt den Dealern will die Verwaltung mit dieser Maßnahme die „Grundlage“ entziehen. Das Geflecht der dunklen Schächte wird von den jungen Männern, die zumeist aus Nordafrika, vorrangig dem Maghreb, stammen, für ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei genutzt. Besonders beliebt dafür ist der nordwestliche Zugangsschacht, der unmittelbar an einer Bäckerei ebenerdig mündet. Er wird nicht von der Videoüberwachung abgedeckt.
Bisher bestand das Geschäftsmodell der Dealer darin, Cannabis zu verkaufen. Dieser Markt wurde nicht wie versprochen von der Teillegalisierung der Droge ausgetrocknet. Im Gegenteil: Die Legalisierung lässt die Nachfrage steigen, die bei weitem nicht durch Cannabis-Vereine oder den legalen Anbau auf dem Fensterbrett abgedeckt werden kann. Wie umkämpft dieser Markt ist, zeigt die Reihe von Gewalttaten unter den Dealern am Ebertplatz. Die Abnehmer sind hingegen überwiegend Laufkundschaft. Sie queren den Platz, kaufen die Droge und gehen weiter.
Crack drängt auf den Ebertplatz
Doch Köln Polizeipräsident Hermanns warnte im Rundschau-Interview, dass dieses „Gefüge“ gerade im Wandel ist. Crack kommt in Köln auf, und der Ebertplatz scheint zur Drehscheibe für den Handel dieser Droge zu werden, die auf Kokain basiert. Crack erzeugt ein kurzes, intensives Hochgefühl, dem direkt das Verlangen nach mehr folgt. Die Konsumenten sind keine Laufkundschaft. Sie befinden sich in einer Dauerschleife des Konsums, warum sie in der Nähe der Dealer bleiben und vor Ort auch konsumieren. Die Verwahrlosung von Crack-Süchtigen vollziehe sich rasant, warnte Hermanns. Dem Ebertplatz drohe ein Szenario, vergleichbar den Zuständen der offenen Drogenszene am Neumarkt. Diese Aussicht hat wohl im Rathaus den Handlungsdruck erhöht.
Mitte März will die Verwaltung ihre Pläne für die Schließung von drei Zugängen am Ebertplatz dem Begleitgremium für die Umgestaltung des Ebertplatzes vorstellen. Anschließend soll die Vorlage durch die Ratsgremien gehen.