AboAbonnieren

Kölner SchildergasseDiscounter macht guten Umsatz mit neuer Lage

Lesezeit 3 Minuten
Bis Frühjahr nächsten Jahres ist der Popup-Store in der Schildergasse zunächst angelegt.

Bis Frühjahr nächsten Jahres ist der Popup-Store in der Schildergasse zunächst angelegt.

Zum neuen KiK-Popup-Store auf der Schildergasse äußerte sich der CEO des Textil-Discounters, Patrick Zahn, beim Kölner Presse-Club.

Der Verfall der Schildergasse zur Ramschmeile? Die Aufregung war groß, als der deutsche Textil-Discounter KiK seinen Popup-Store auf Kölns bekanntester Einkaufstraße eröffnete. War sie es doch, die die Fahne des etwas gehobeneren, arrivierten Standards hochhalten sollte - die Hohe Straße galt und gilt vielen schon als verloren.

Beides war und ist so sicher nicht ganz richtig. Die ein oder andere Form von Discountern gab und gibt es auf der Schildergasse seit deren Erfindung, was der Attraktivität bei den Frequenzzahlen bislang jedenfalls keinen Abbruch getan hat. Der Übergang zwischen weltweit operierenden Filialketten und Discountern ist ohnehin fließend, da hatte das kürzlich geschlossene H&M-Haus auch keine neue Benchmark gesetzt.

Nicht mehr „nur“ einkaufen

Deutlich feststellbar - wie schon mehrfach geschrieben - ist aber eine nachhaltige Änderung im Einkaufs- und Nutzerverhalten auf den Shopping-Meilen. Trends werden kurzlebiger, die Menschen wollen nicht mehr „nur“ einkaufen, sondern im Wortsinn etwas erleben. Was wiederum Auswirkungen auf die gesamte Infrastruktur hat: Wo früher Mietverträge über zehn Jahre oder länger unterschrieben wurden, sind es jetzt deutlich kürzere Laufzeiten.

So auch bei dem neuen KiK-Store in der Schildergasse 107-109. Der Versuch nahe dem Neumarkt ist zumindest vorläufig bis zum ersten Quartal 2024 angelegt. Im Gespräch mit Peter Pauls und Hildegard Stausberg im Kölner Presseclub erläuterte KiK-CEO Patrick Zahn die Gründe für die Eröffnung: „Wir wollen auf einer der frequentiertesten Einkaufsstraßen Deutschlands eine breite Käuferschaft ansprechen und mit vielen in Kontakt kommen, die unsere Produkte noch nicht kennengelernt haben“, sagte Zahn. Bisher habe man besonders im Umsatz sehr gute Erfahrungen gemacht.

Zu Gast im Kölner Presseclub war Patrick Zahn, hier im Gespräch mit Hildegard Stausberg.

Zu Gast im Kölner Presseclub war Patrick Zahn, hier im Gespräch mit Hildegard Stausberg.

Die Produktauswahl aus Textilien und Non-Food aus den Bereichen Haushalt und Deko sei den Bedürfnissen der Kölner angepasst. Dazu gehören auch Fanartikel des 1. FC Köln. Im Eingangsbereich dominiert derzeit preiswerte Weihnachtsdeko mit weißbärtigen Wichteln, gepuderten Tannenzapfen und glitzernden Christbaumkugeln. Allerdings kritisiert Zahn wie viele andere auch das Erscheinungsbild der Schildergasse vor allem dort, wo sich die Schildergasse dem Neumarkt nähert: Die Stadt müsse hier für mehr Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung sorgen. „Fast jeden Morgen müssen unsere Wachleute vor dem Eingang Spritzen von Drogensüchtigen entfernen.“

Auch wenn die KiK-Produkte letztlich dieselben bleiben, ein Unterschied zu den üblichen Filialen ist schon erkennbar. Das Sortiment ist ausgedünnt, die Präsentation etwas liebevoller und mutet auch etwas hochwertiger an. Die Erkennbarkeit des Discounters allerdings bleibt jederzeit erhalten.

Im Presseclub holte Zahn dann noch etwas weiter aus zu seinem Unternehmen: So beschäftige der Discounter 30.000 Mitarbeiter in Europa, seit zehn Jahren sei man besonders in Polen erfolgreich. „Wir träumen weiterhin von einer Expansion in die USA. Ich bin sicher, dass wir dort sehr erfolgreich sein könnten.“ In Bangladesch habe man neun Frauencafés eröffnet, wo die Näherinnen über ihre Rechte aufgeklärt würden.

Skeptisch äußerte sich der KiK-CEO zu Brüssler Regulierungen, mit denen Unternehmen Menschenrechte, Umweltstandards und Klimaziele einhalten sollen. Die Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes werde geopolitische Auswirkungen auf die Beschaffungsländer haben. „Bangladesch und Pakistan sind geopolitische Swing-States. Produziert Europa dort noch in fünf Jahren oder gibt es dann nur noch chinesische Aufraggeber?“ Durch immer mehr Anforderungen an die Unternehmen drohe immer mehr Protektionismus und De-Globalisierung. Zahn: „Damit ist den Menschen vor Ort nicht geholfen.“