Rund um das Weltkulturerbe Kölner Dom und anderen, touristisch hoch frequentierten Orten in Köln fehlt es an öffentlichen WCs. Ein Konzept gibt es seit 2013 – doch die Standortsuche gestaltet sich kompliziert.
Kein Ort für das ÖrtchenWarum es trotz Toilettenkonzept zu wenige Klos in Köln gibt
Baustellen sind in der Regel mit Lärm, Schmutz und Absperrungen verbunden, die den Charme einer Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten stark beeinträchtigen. Wo wüsste man das besser als in Köln, wo selbst neben dem Dom Großbaustellen zum Alltag gehören? Mitunter stellen Baustellen aber sogar eine Verbesserung dar.
So etwa am seit mehr als vier Jahren leerstehenden Römisch-Germanischen Museum (RGM). Seit dessen Durchgänge mit Bauzäunen abgesperrt sind, kann hier wenigstens niemand mehr seine Notdurft verrichten, was vorher nicht selten geschah. Über den beißenden Gestank im Schatten des Weltkulturerbes beschwerte sich vor einigen Monaten ein Stadtführer beim Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Anregungen und Beschwerden. Er gab an, er erhalte angesichts der Zustände am Dom zunehmend negative Bewertungen von Teilnehmern. Zitat: „Der Stopp am römischen Museum war sehr unangenehm, da es unglaublich nach Urin und Kot roch.“
„Für einen Botschafter der Stadt ist das mehr als peinlich“, erklärte der Stadtführer. Er regte an, mehr mobile Toiletten aufzustellen und Kioskbetreiber zu einer finanziellen Beteiligung zu verpflichten, da sie zwar viele Getränke verkaufen, aber keine Toiletten vorhalten. Der Gedanke, Kioskbetreiber an den Kosten für Toiletten zu beteiligen, sei „nachvollziehbar“, jedoch „mangels rechtlicher Grundlagen nicht umsetzbar“, teilte die Stadtverwaltung dem Beschwerdeführer mit. Und auch die Aufstellung zusätzlicher mobiler Toiletten ist für sie keine Option.
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Die Stadt verweist auf das 2013 beschlossene Toilettenkonzept (siehe Infotext). „Aufgrund des großen Umfanges der geplanten Maßnahmen konnte das Konzept bisher noch nicht komplett umgesetzt werden“, heißt es aus dem Liegenschaftsdezernat. Im Ausschuss führte die Antwort am Montag zu einer Diskussion über die Toilettensituation rings um den Dom. Der Leiter des Bürgeramts Innenstadt, Ulrich Höver, betonte, wie schwierig es sei, im öffentlichen Raum einen Standort für eine WC-Anlage zu finden. „Es gibt kaum ein Thema, das schwieriger ist.“ Entweder sei es nicht möglich, die nötigen Leitungen anzuschließen, oder es gebe Probleme mit dem Denkmalschutz, legte er dar.
So habe man zum Beispiel vor einigen Jahren an St. Andreas an der Komödienstraße letztlich erfolglos einen Platz für ein WC gesucht. Die Lage am Dom sei „eine Katastrophe“ und „unwürdig“, sagt der Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke. „Es darf nicht sein, dass wir am Touristenmagnet und Weltkulturerbe Kölner Dom kein vernünftiges Angebot an kostenlosen öffentlichen Toiletten hinbekommen.“ Dafür müsse die Stadt Geld in die Hand nehmen. Aktuell gibt es in Domnähe kostenpflichtige WCs am Eingang zum Südturm und im Bahnhof sowie den kostenlosen WC-Container am Tunnel Johannisstraße am Breslauer Platz.
Man habe das WC-Angebot verbessert, erklärte die Stadt dem Beschwerdeführer. „Bedauerlicherweise reicht dies in Einzelfällen nicht aus, die Allgemeinheit vor dem persönlichen (…) Fehlverhalten einzelner Personen besser zu schützen.“ Auf Anfrage der Rundschau teilte die Stadt mit, sie versuche derzeit „gemeinsam mit den AWB, einen weiteren kostenlosen Toilettenstandort in unmittelbarer Nähe des Bahnhofsvorplatzes zu finden“.
Wichtig für wohnungslose oder drogenkranke Menschen
Aktuell gebe es dazu verwaltungsinterne Abstimmungen, unmittelbar nach Karneval werde man mit dem Erzbistum und dem Bahnhofsmanagement darüber sprechen. „Um den ständigen Verschmutzungen in Dom- und Bahnhofsnähe entgegenzuwirken, ist es wichtig, ein für die Nutzenden kostenfreies Angebot bereitzustellen“, betont die Stadt. „Insbesondere der großen Gruppe von wohnungslosen und zum Teil drogenkranken Menschen muss die kostenfreie Nutzung einer Toilette ermöglicht werden, um im Zusammenwirken von Streetwork, Ordnungsdienst und AWB für die Toilettennutzung eine höhere Akzeptanz zu erreichen.“
Toilettenkonzept
30 Citytoiletten hat der Stadtrat 2013 beschlossen. Ziel des Toilettenkonzepts ist, flächendeckend öffentliche WCs anzubieten. 2014 wurden die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) mit der Umsetzung beauftragt. Bis Ende 2022 waren erst 13 Citytoiletten gebaut – zum Beispiel an der Markmannsgasse am Rheinufer und am Brüsseler Platz. Im Sommer werden zusätzlich mobile Toiletten in Parks aufgestellt. Mitte März eröffnet am Wilhelmplatz in Nippes ein neues öffentliches WC. Laut Stadt wird es das erste sein, das „nicht nur eine barrierefreie Kabine, sondern auch ein kostenfreies Unisex-WC vereint. Damit besteht eine kostenfreie Nutzungsmöglichkeit für alle Geschlechter.“ Weitere WC-Anlagen sind geplant am Markt in Dellbrück, an St. Adelheid in Neubrück und an der Siegburger Straße. Neben den städtischen WCs gibt es Gastronomen, die ihre Toiletten gegen Entgelt zur Verfügung stellen. Informationen dazu gibt es im Netz: www.toiletten.koeln