Die beiden Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert am Kölner Fischmarkt sind Geschichte. Ein Wiederaufbau unter Verwendung originaler Holzbalken ist laut Gutachtern nicht möglich.
Fischmarkt in KölnHistorische Fachwerkhäuser in der Altstadt sind nicht mehr zu retten
Im beliebten Fotomotiv an Groß St. Martin in der Kölner Altstadt klafft eine hässliche Lücke. Links neben den drei Giebelhäuschen deutet nur noch eine graue Plastikplane darauf hin, dass hier einmal zwei schmucke Fachwerkhäuser standen. Weil sie einsturzgefährdet waren, mussten sie im vergangenen Jahr bis zur Oberkante des ersten Obergeschosses abgerissen werden (wir berichteten).
Nun steht fest: Der Plan, beim Wiederaufbau der denkmalgeschützten Fachwerkhäuser einen Teil der rund 600 originalen hölzernen Balken wiederzuverwenden, die bis ins Jahr 1568 zurückdatieren, ist Makulatur. Feuchtigkeit, Pilz- und Insektenbefall haben dem Holz so stark zugesetzt, dass es nicht mehr zu gebrauchen ist. Das haben Gutachter festgestellt.
Kölns Baudezernent Markus Greitemann sagte, er bedauere es zutiefst, „dass dieses Gebäude in seiner vorhandenen Fachwerkstruktur unwiederbringlich verloren geht“. Nach dem Rückbau der Fachwerkgeschosse sei jetzt der Nachweis erbracht, dass ein kompletter Neubau unumgänglich sei. Die Schäden der Hölzer seien so groß, dass eine teilweise Wiederverwendung nicht in Frage komme. „Keine Chance.“
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Neubau muss zum Altstadtumfeld passen
Deshalb soll hier nun ein Neubau errichtet werden, der äußerlich die gleiche Form hat, im Innern aber völlig neu aufgeteilt werden kann. Von der historischen Bausubstanz bleiben aber die in Massivbauweise errichteten Geschosse erhalten, also der Keller, das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Das Denkmal habe zwar erheblich an Substanz eingebüßt, es sei aber keineswegs verschwunden, betonte Kölns Stadtkonservator Thomas Werner. Der Neubau werde auf der originalen Massivbausubstanz aufsetzen und die sei noch vollständig vorhanden.
Greitemann unterstrich, der Neubau müsse dem Umfeld angemessen sein und sich in das Altstadtumfeld einfügen. Die Stadtsilhouette am Altstadtufer sei ihm „extrem wichtig“, die Proportionen müssten erhalten bleiben. Werner sagte, die Denkmalschutzbehörde werde natürlich gewisse Vorgaben machen, auch was die Materialien angehe. Dazu gehören eine verputzte Fassade, hochstehende Fensterformate, die Einhaltung der historischen Trauf- und Firstlinie, die typischen 60-Grad-Steildächer und die Eindeckung des Dachs mit Schiefer „als stadtbildprägend für die ganze Altstadt“.
Eigentümer will Bauantrag in einigen Wochen einreichen
Im Inneren des Hauses habe der Eigentümer jetzt aber völlige Freiheit, den Grundriss nach seinen Wünschen neu aufzuteilen, erklärte Werner. „Da werden wir auch nicht eingreifen. Das ist seine Aufgabe, da das Optimum rauszuholen.“ Es sei ihm aber ein großes Anliegen, „dass es ein sauber durchdetaillierter moderner Aufsatz wird, der sich auch so zu erkennen gibt“. Man fordere nicht, den in den 1930er-Jahren veränderten Bau zu rekonstruieren, so der Stadtkonservator. Die Fassaden der Giebelhäuser seien erst in der Nazizeit, als die ganze Altstadt durchsaniert worden sei, in einer Art „Heimat-Stil“ mit Rundbogenfenstern, Ladebalken und Mauerwerksankern ausgestattet worden.
Die irreparablen Schäden am Fachwerk stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Weil man damals luftundurchlässigen Zementputz vor die Holzkonstruktion gesetzt hatte, konnte die Feuchtigkeit nicht mehr entweichen und setzte in den Holzbalken einen fatalen Zersetzungsprozess in Gang. „Das Gebäude ist in den Dreißigerjahren sozusagen kaputtsaniert worden. Es hatte eigentlich seit dem 16. Jahrhundert bis dato einwandfrei gestanden“, so Werner.
Baudezernent Greitemann machte deutlich, die Stadt habe großes Interesse daran, dass die Baulücke schnell und qualitätvoll geschlossen werde. Den Bauantrag werde man zügig bearbeiten. „Wir stehen parat.“ In der Wahl der Konstruktion - ob Holzbau, Stahlbau oder Stahlbeton - sei der Eigentümer frei.
In dem Altbau, der bis in das Jahr 1235 zurückgehen soll, befand sich früher das Hotel „Das kleine Stapelhäuschen“, im Erdgeschoss hatte im Jahr 2021 das Restaurant „Feinfein“ neu eröffnet. Die Betreiber Thomas Wippenbeck und Nadja Maher waren anfangs davon ausgegangen, während der Sanierung der Fachwerkhäuser nur für wenige Wochen schließen zu müssen.
Neubau soll rund ein Jahr dauern
Der Eigentümer, die Centralis Immobilien GmbH aus Hamburg, wollte das Ensemble ursprünglich für drei Millionen Euro von Grund auf modernisieren und in ein Businesshotel mit 20 Apartments verwandeln. Zurzeit werden neue Pläne für einen Neubau erstellt. „Wir stehen in den Startlöchern“, sagte Centralis-Geschäftsführer Fabian Vieregge der Rundschau. „Wir möchten eine gute Lösung für den Standort und beabsichtigen, in einigen Wochen den Bauantrag einzureichen. Wir hoffen auf das uns zugesagte schnelle Genehmigungsverfahren und möchten dann so rasch wie möglich bauen.“
Offen ist bislang die Konstruktionsart. „Charmant wäre eine Holzhybrid-Bauweise, aber das steht alles noch nicht fest“, sagte Vieregge. Auch inwieweit der Grundriss neu aufgeteilt werde, sei noch unklar. Fest stehe hingegen, dass die Zahl der Geschosse erhalten bleiben solle. Im abgerissenen Altbau hatte die Deckenhöhe teils nur um die 1,90 Meter betragen. Es gebe aber gewisse Reserven, so dass sich eine normale Deckenhöhe umsetzen lasse. Zur Höhe der erwarteten Baukosten könne man derzeit keine Angaben machen, so Vieregge. Klar sei aber, dass man das Projekt möglichst schnell umsetzen wolle. Wenn die Baugenehmigung vorliege, rechne er mit einer Bauzeit von rund einem Jahr. „An uns soll es nicht liegen.“