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Altstadt-SilhouetteStadt sorgt sich um berühmte Stapelhäuser am Fischmarkt

Lesezeit 3 Minuten
Versteckt hinter Gerüst und Bauzaun: „Das kleine Stapelhäuschen“ am Fischmarkt 1-3 wird derzeit saniert.

Versteckt hinter Gerüst und Bauzaun: „Das kleine Stapelhäuschen“ am Fischmarkt 1-3 wird derzeit saniert.

Bei der Sanierung des „kleinen Stapelhäuschens“ am Fischmarkt für ein modernes Hotelkonzept haben Eigentümer und Denkmalamt auf zahlreiche Schäden am historischen Fachwerk-Bestand entdeckt.

Eine der bekanntesten Kölner Kulissen könnte deutlich länger hinter Bauzäunen und Gerüsten versteckt bleiben als gedacht. Das „kleine Stapelhäuschen“ am Fischmarkt 1-3 wird derzeit saniert. In den alten Fachwerkhäusern soll ein neues Hotelkonzept umgesetzt werden, wie die Rundschau bereits Ende Juni berichtete. Allerdings machen die mehrere hundert Jahre alten Holzbalken mittlerweile allen Beteiligten große Sorgen.

Der Holzsachverständige des Landschaftsverband Rheinland (LVR), Norbert Becker, hatte bereits im Juni dafür gesorgt, dass eine Stützkonstruktion innerhalb des Gebäudes aufgestellt wird. Damals sprach der Experte davon, dass die Tragekonstruktion wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen könnte und nannte als Grund den Befall durch Holzschädlinge. Das Holz des tragenden Fachwerks stammt entweder aus dem 16. oder dem 18. Jahrhundert. Die endgültigen Ergebnisse der Altersbestimmung stehen noch aus.

Die Fassadenzeichnung für das kleine Stapelhäuschen zeigt, wo Fachwerk aus Holz, Eisen und Blech verbaut ist.

Die Fassadenzeichnung für das kleine Stapelhäuschen zeigt, wo Fachwerk aus Holz, Eisen und Blech verbaut ist.

Die Stadt bestätigte am Dienstag: „Die Feuchtigkeit führte zu einem Pilz- und Insektenbefall des Holzes.“ Die Schäden des Fachwerks seien durch konstruktive Fehler entstanden, die im Rahmen der Sanierung der Kölner Altstadt in den 1930er-Jahren sowie des Wiederaufbaus vorgenommen wurden. Eine Mauer, die vor das Fachwerk gebaut wurde und eigentlich die Wärme im Innern des Gebäudes halten sollte, sei der Grund dafür, dass sich Feuchtigkeit gebildet habe, die nicht ausweichen konnte. Seitens der Stadt heißt es: „Die Freude über diesen seltenen Fund wird vom schlechten Zustand des Fachwerks getrübt, der bedauerlicherweise teils große Verluste historischer Bausubstanz zur Folge haben wird.“

Die Priorität liege nun darin, die Standsicherheit des denkmalgeschützten Gebäudes zu gewährleisten. Deswegen soll die bestehende Tragekonstruktion noch einmal verstärkt werden. Laut Stadt müssen alle Möglichkeiten untersucht werden, um den größtmöglichen Teil der besonderen Denkmalsubstanz zu erhalten.

Stadt greift Eigentümer vor

Bei der Frage, was das für den Zeitplan der Sanierung bedeutet, wird es kurios. Denn die Stadt schreibt in einer Pressemitteilung: „Aufgrund der zahlreichen noch ungeklärten Fragen kann derzeit noch kein genauer Zeitplan für die Sanierung festgelegt werden.“ Der Eigentümer, die Centralis-Immobiliengesellschaft aus Hamburg, spricht hingegen von aktuell laufenden Abstimmungen. Noch könne keine Änderung des Zeitplans bekanntgegeben werden. Das eigentliche Ziel war, die Revitalisierung des Altbaus noch in diesem Jahr abzuschließen.

Wie aufwendig die denkmalgerechte Wiederherstellung der Standsicherheit und die Modernisierung des Gebäudes am Ende werden, hängt von den Ergebnissen der Altersbestimmung durch den LVR ab. Bisher war der Investor, der die zusammenhängenden Gebäude vor rund zwei Jahren erworben hat, von einer Investitionssumme in Höhe von drei Millionen Euro ausgegangen. Voraussichtlich müssen Zeit- und auch Kostenplan deutlich überarbeitet werden.

Betrieb ruht

Währenddessen muss der Betrieb im Edel-Wirtshaus „Feinfein“ weiter ruhen. Nach einer aufwendigen Renovierung im Innenraum hatte das Kölner Gastronomen-Paar Thomas Wippenbeck und Nadja Maher das Restaurant am Fischmarkt 2021 eröffnet.

Die Stadt Köln ist laut eigener Aussage bestrebt, das einzigartige Erbe der Kölner Altstadt zu bewahren und die Stapelhäuschen im Zusammenspiel mit der Kirche Groß St. Martin als prägenden Teil der Kölner Stadtsilhouette zu erhalten.