Der obere Teil der historischen Gebäude Fischmarkt 1 bis 3 ist schon weg. Nun steht ein komplizierter Wiederaufbau bevor.
Altstadt in KölnFachwerkhäuser am Fischmarkt werden zurückgebaut
Sie sind Teil jeder Führung durch die Altstadt und eines der beliebtesten Fotomotive Kölns. Doch bis die historischen Fachwerkhäuser am Fischmarkt mit ihren steilen Giebeldächern und bunten Fassaden wieder in Gänze fotografiert werden können, wird noch sehr viel Wasser den Rhein hinunterfließen. Denn der Zustand der beiden Häuser Nummer 1 bis 3 ist so schlecht, dass sie zu einem großen Teil abgerissen und neu gebaut werden müssen. Stadtkonservator Thomas Werner bestätigte der Rundschau: „Das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege hat dem Eigentümer die denkmalrechtliche Erlaubnis für den Rückbau erteilt.“
Im Sommer war bereits bekannt geworden, dass Feuchtigkeit und Insektenbefall das hölzerne Tragwerk der beiden Häuser stark geschädigt hatten. Wegen drohender Einsturzgefahr wurden im Inneren Verstärkungen eingebaut und die Fassade mit einem großen Gerüst abgestützt (wir berichteten). In Untersuchungen sollte geklärt werden, wie die Standsicherheit der Gebäude wieder hergestellt werden kann. Nun ist klar: Ein Großteil der historischen Substanz ist nicht zu retten.
Der Teilabriss der beiden Häuser hat bereits vor mehreren Wochen begonnen. Wer in die Altstadt kommt, kann hinter dem Gerüst klar erkennen: Das schiefergedeckte Dach und die charakteristischen Giebel in grün und orange sind bereits verschwunden.
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Laut Stadtkonservator Werner erfolgt nun ein etagenweiser Rückbau bis zur Oberkante des 1. Obergeschosses. Da die unteren beiden Etagen massiv gemauert sind, können sie erhalten bleiben. Als zwingende Auflage habe man festgelegt, so Werner, dass der Rückbau „unter Begleitung eines Fachgutachters und eines fachlich qualifizierten Zimmereibetriebs durchgeführt werden muss.“ Dabei soll möglichst viel von der Originalsubstanz bewahrt und wiederverwendet werden. Während des Rückbaus würden „die historischen, schadensfreien Holzbalken gesichert und anderen Orts eingelagert, um diese Balken eventuell in den Wiederaufbau zu integrieren“, so Kölns oberster Denkmalpfleger.
In den denkmalgeschützten Fachwerkhäusern war bisher das Hotel „Das Kleine Stapelhäuschen“ untergebracht. Der Eigentümer, die Centralis Immobilien GmbH aus Hamburg, plant hier ein modernes Business-Hotel, wollte die Gebäude von Grund auf modernisieren und rund drei Millionen Euro in das Projekt investieren. Diese Kostenkalkulation dürfte angesichts des nun erforderlichen Rückbaus Makulatur sein.
Historische Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert
Zu Beginn der Sanierung hatte sich herausgestellt, dass die Häuser Fischmarkt 1-3, die bis auf das Jahr 1235 zurückdatieren sollen und den zweiten Weltkrieg überstanden haben, zum großen Teil noch ihr originales Fachwerk aufweisen. Diese historische Bausubstanz soll bis in das 16. oder 18. Jahrhundert zurückreichen. Jedoch wurden durch Baufehler während der Sanierung der Kölner Altstadt in den 1930-er Jahren sowie beim Wiederaufbau nach dem Krieg fatale Entwicklungen in Gang gesetzt. Im Innern des Gebäudes wurden Wände eingezogen, die zur Wärmedämmung eine Luftschicht erzeugen sollten. In dieser Luftschicht sammelte sich unkontrolliert Feuchtigkeit, was zu einem Pilz- und Insektenbefall des Holzes führte.
Der Rückbau wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen, ein Zeitplan für den Wiederaufbau ist bisher nicht in Sicht. Unklar ist bislang, mit welchen Methoden die kleinen Stapelhäuschen wieder aufgebaut werden können. Es muss noch geklärt werden, inwieweit das historische Eichenfachwerk nachgebaut werden kann, wenn möglich unter Verwendung gut erhaltener Originalbalken, oder ob andere statische Elemente, wie zum Beispiel Stahlträger erforderlich sein werden. Der Denkmalschutz verlangt, dass die Gebäude in der gleichen Kubatur neu errichtet werden wie zuvor, also in ihren bisherigen Maßen.
Der fachgerechte Rückbau, so Stadtkonservator Werner, werde „Erkenntnisse liefern, in welchem Material der Wiederaufbau möglich sein wird. Erst wenn diese vorliegen, kann eine konkrete Planung zum Wiederaufbau mit dem Amt abgestimmt und denkmalrechtlich genehmigt werden.“
Dass die Sanierung länger dauert, ist eine sehr schlechte Nachricht für die Betreiber des Restaurants „Feinfein,“ Thomas Wippenbeck und Nadja Maher. Sie hatten ihr Lokal 2021 im Erdgeschoss des kleinen Stapelhäuschens eröffnet und waren anfangs davon ausgegangen, nur für wenige Wochen schließen zu müssen.