Der Stadtkonservator und der Denkmalschutzverein „Stadtbild Deutschland e.V.“ ringen um die Rekonstruktion von Fachwerkhäusern des 16. Jahrhunderts am Kölner Fischmarkt.
Denkmalschutz in KölnKrach um Fachwerkhäuser vom Fischmarkt spitzt sich zu
Der Streit zwischen Stadtkonservator Thomas Werner und dem Ortsverband Köln von „Stadtbild Deutschland e.V.“ um die Fachwerkhäuser vom Fischmarkt spitzt sich zu. Wie berichtet, fordert der Denkmalschutzverein, dass die in Teilen abgerissenen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert originalgetreu wiederaufgebaut werden sollen. Am Mittwoch bekräftigte der Verein diese Position und widersprach der Darstellung des Stadtkonservators.
Werner hatte am 6. Mai gemeinsam mit Baudezernent Markus Greitemann erklärt, die originalen Holzbalken der Fachwerkbauten seien durch Feuchtigkeit, Pilz- und Insektenbefall so marode, dass sie nicht mehr zu gebrauchen seien. Das hätten Gutachten ergeben.
Fischmarkt in Köln: Die Lücke in der Stadtsilhouette schließen
Diese Aussage wurde von der Denkmalpflege des Landschaftsverbands (LVR) bestätigt, sie erklärte am 10. Juni, „dass die frühneuzeitlichen Hölzer mehrheitlich zu stark geschädigt für eine konstruktive Wiederverwendung waren. Die Nadelholzkonstruktion aus den 1930er Jahren war zwar strukturell mehrheitlich intakt, dafür aber im Verbund so wenig fachmännisch verbaut worden, dass auch hier ein Wiedereinbau an gleicher Stelle und in gleicher Konstruktionsweise nicht als möglich erachtet wurde.“
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In einem Antwortschreiben vom 6. Juni an „Stadtbild Deutschland“ legte Werner die Holzproblematik dar und stellte fest: „Es geht nun leider lediglich darum, mit der Eigentümerin unter Beteiligung aller relevanten Ämter und dem Fachamt des LVR einen Weg zu entwickeln, die Lücke in der Stadtsilhouette zu schließen. Ein detailgetreuer Wiederaufbau bzw. die Rekonstruktion dieses Zustandes entbehrt allerdings jeglicher allgemein-fachlicher und denkmal-fachlicher Auffassung und Arbeitsweise.“
Diese Darstellung weist Matthias Beusch, Vorsitzender des Ortsverbands Köln von „Stadtbild Deutschland“, entschieden zurück. An Werner schrieb er: „Ihre Aussage beruht lediglich auf Ihrer persönlichen Interpretation Ihrer Aufgabe und ist mitnichten die gängige Praxis in Deutschland.“ In Köln gebe es „etliche Beispiele, wo ohne vorhandene Originalsubstanz das Erscheinungsbild originalgetreu wiederhergestellt wurde.“ Werners Interpretation des Denkmalschutzes bedeute, so Beusch, „dass ein Gebäude nur so lange geschützt wäre, bis der Sanierungsaufwand ‚zu groß‘ würde. Danach könnte es trotz Schutz einfach abgerissen werden.“ Diese Haltung verleite Investoren dazu, Denkmäler aufzukaufen und verkommen zu lassen, „um das Grundstück mit einem Neubau zu bebauen, der mit mehr Geschossfläche eine höhere Rendite ermöglicht“.
Nach Werners Worten soll dem Eigentümer Centralis Immobilien beim Neubau der Häuser jetzt vorgeschrieben werden, die ursprünglichen Gebäudeabmessungen sowie Trauf- und Firsthöhen der Dächer einzuhalten. Zudem sei für die Fensterformate „eine hochrechteckige Form vorgegeben, die neuen Obergeschosse sind in Putz auszuführen und für die Dächer ist die typische Schiefer-Eindeckung der Kölner Altstadt vorgegeben“.
Mit solchen „unspezifischen Vorgaben“ könne der Investor die Zahl und Form der Fenster und damit das gesamte Erscheinungsbild der Häuser massiv verändern, fürchtet Beusch. Es drohe ein „weiterer schwerer baukultureller Schaden“.
In einer Visualisierung verdeutlicht er, wie groß die Unterschiede zu der früheren Fassade theoretisch sein könnten (siehe Foto oben). Beusch rief dazu auf, „die beiden Gebäude so nah wie möglich an ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild wiederaufzubauen“. Centralis-Geschäftsführer Fabian Vieregge wollte diese Forderung auf Anfrage nicht kommentieren. „Wir haben einen Bauantrag gestellt und warten auf die Baugenehmigung“, sagte er. Er hoffe, dass es schnell weitergehe, denn das brachliegende Grundstück verursache jeden Monat hohe Kosten.