Ärger um die Deutzer Kirmes in Köln„Deutz wird zum Kampfplatz und Abort“
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Köln – Bunte Kirmeslichter unterm Kölner Nachthimmel – damit ist es zumindest in Sachen Osterkirmes vorbei. Nach einer Anordnung der Stadt müssen die Fahrgeschäfte bereits um 21 Uhr statt wie bislang um 22 Uhr stillstehen. Dann wird das Kirmesgelände für Besucher geschlossen. Die Regelung gilt seit dem gestrigen Freitag und wurde verfügt, nachdem die Kirmes am vergangenen Mittwoch, dem Familientag mit ermäßigten Preisen, wegen Überfüllung und Tumult vorzeitig geschlossen wurde.
„Wir werden die Anordnung natürlich umsetzen, aber wir können nicht nachvollziehen, warum die frühere Schließung den Zulauf von Menschen verringern sollte“, sagte Willi Krameyer, Vorstandsmitglied der Schaustellergemeinschaft. Zur Sicherheit habe man das interne Ordnungspersonal dennoch von 25 auf 40 Kräfte aufgestockt. Abgesagt habe man auch das Abschlussfeuerwerk am 1. Mai. „Das macht keinen Sinn mehr. Um 21 Uhr ist es ja noch hell.“
Auch Deutzer Anwohner sind empört
Die Zustände rund um die in diesem Jahr überdurchschnittlich gut besuchte Osterkirmes sorgen auch für massive Proteste der Anwohner. Die Kirmes sei „nur noch am Rande eine entspannende Veranstaltung für Familien“, sie habe „sich vielmehr zu einem Hotspot von Jugendlichen entwickelt, von denen ein erheblicher Teil Krawall sucht“ heißt es in einem Brandbrief, den die Bürgerinitiative Deutzer Werft gestern den Mitgliedern von Stadtrat und Bezirksvertretung Innenstadt zugestellt hat.
Dauerstaus auf der Siegburger Straße, extreme Abgasbelastung, zugeparkte Toreinfahrten sowie ununterbrochener Parksuchverkehr belasteten die Anwohner tagsüber, spätnachts zögen Autoposer mit aufheulende Motoren, lauter Musik und Reifenquietschen über die Siegburger Straße. „An den Ostertagen war auch für die KVB kein Durchkommen, Grünanlagen und Hauseingänge werden durch Urin und Erbrochenes massiv verschmutzt“, sagte Ulla Foemer, Mitglied der Bürgerinitiative. Deutz werde so „zu einem Kampfplatz, Abort und Abfalleimer“, fürchtet ein Anwohner.
Teilweise extreme Lärmbelästigung messbar
Zeitweise extrem sei auch der Lärm der Kirmes, so Foemer. Mit einer App hat sie Werte von über 80 Dezibel gemessen, die weniger durch die Musik der Kirmesbetreiber als durch das „Gekreische der Besucher“ auf den Fahrgeschäften verursacht würden. „Wir haben das Ordnungsamt um eine offizielle Lärmmessung gebeten. Aber weder dort noch bei der Polizei gebe es ein geeichtes Lärmmessgerät, hat man uns mitgeteilt“, so Foemer.
Die Frühjahrskirmes habe einmal mehr gezeigt, dass die Deutzer Werft absolut ungeeignet für derartige Massenveranstaltungen sei. Es müsse schnell ein alternativer Veranstaltungsort gefunden werden. Sollte dies kurzfristig nicht gelingen, fordert die Initiative eine Beschränkung der Kirmes auf eine Woche, die Sperrung der Siegburger Straße und ein Verbot von Sensationsfahrgeschäften zur Verringerung der Lärmbelästigung.
Jetzt nehmen die Verantwortlichen aber erstmal das Wochenende in den Blick. Die Kirmesbetreiber hätten ein Ampelsystem etabliert, mit dem die Auslastung des Geländes über die sozialen Medien kommuniziert wird, zusätzliche Mülltonnen bestellt und Personal mit der Reinigung der Grünflächen und Spielplätze beauftragt, teilte die Stadtverwaltung mit. Eine Sperrung der Siegburger Straße sei derzeit nicht geplant.