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Riesen-KettenkarussellDer „Aeronaut“ feiert Premiere auf der Deutzer Kirmes

Lesezeit 3 Minuten
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Das Kettenkarussell „Aeronaut 1880“ ist 80 Meter hoch. 

Köln – Das Konzept rund um den „Aeronaut 1880“ fußt im Grunde auf einem großen Misserfolg. Der Niederländer Piet van Hoefnagels wollte im Jahre 1880 mit seinem Flugapparat Geschichte schreiben. Die mit einem Benzinmotor ausgestattete Holzkonstruktion sollte den begnadeten Tüftler durch die Lüfte tragen. Am 24. Juni 1880, ein wolkiger und stürmischer Tag, sollte es so weit sein. Ein tiefer Zug aus seiner geliebten Pfeife, ein letzter Schluck aus der Genever-Flasche. Doch bereits 25 Zentimeter über dem Boden endete der Versuch mit einer Explosion – ein Funke aus der Pfeife hatte den gasgefüllten Ballon, der Teil des Apparats ist, entzündet.

Nichts für schwache Mägen

Sein Urenkel Joep Hoefnagels will mit seinem Kettenkarussell „Aeronaut 1880“ – 80 Meter hoch, Baujahr 2019 – erstmals auf der Deutzer Kirmes an diese Geschichte erinnern. Auf die Holzkonstruktion von damals deutet am Fahrgeschäft allerdings nichts mehr hin – vor allem in puncto Sicherheit.

Besonders ist es vor allem durch seine Höhe. 80 Meter sind eine Ansage – ganz sicher kein normales Kettenkarussell und erst recht nichts für sensible Mägen. „Der Aeronaut kommt hier in Köln sehr gut an“, sagt Hoefnagels und zeigt auf die lange Schlangen vor den beiden Kassenhäuschen. Ein „sehr besucherstarkes“ Osterwochenende hat er bereits hinter sich, bei dem weiterhin guten Wetter rechnet er auch in den kommenden Tagen mit großem Zulauf.

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Achtarmiger Adrenalin-Kick: Das Fahrgeschäft „Pandora“. 

Die Thematisierung rund um den riesigen Turm erinnert mit bunten Bildern an die Pionier-Geschichte. Mehrere Entdecker mit Pilotenbrillen, diverse Propellermaschinen, ein Jumbojet, Zahnräder und viel Dampf begrüßen die Gäste. Dann geht es in die Luft. Bevor sich der Körper bei 70 Stundenkilometern an die Fliehkräfte gewöhnen kann, geht es nach wenigen Runden wieder abwärts. Kostenpunkt: 6 Euro. Ein kurzer, aber durchaus lohnender Spaß.

Die Attraktionen der Deutzer Kirmes

8 Arme hat ein weiterer Höhepunkt der Deutzer Kirmes. „Pandora“ heißt die Attraktion, die pro Fahrt 16 Fahrgäste auf und ab schaukelt und dabei die Gondeln zusätzlich viele Male überschlägt. Laut Veranstalter eine Weltneuheit, allerdings nichts für schwache Nerven. Ein Ticket kostet 5 Euro.

120 Stundenkilometer – mit dieser maximalen Geschwindigkeit schleudert das riesige Pendel „Apollo 13“ seine Fahrgäste in kopfüber bis zu 55 Meter Flughöhe durch die Luft. Sechs Euro kostet die Fahrt, die ebenfalls nur für hartgesottene Kirmes-Fans geeignet ist.

Deutlich massentauglicher ist dagegen das Europarad (Sechs Euro) – mit 55 Metern eines der weltweit größten, transportablen Riesenräder der Welt. Weitere Klassiker sind die Wilde Maus oder die Riesenschiffschaukel „Nessy“.

Die Kirmes ist bis zum 1. Mai am Deutzer Rheinufer zu Gast. Unter der Woche öffnen Stände, Buden und Fahrgeschäfte von 14 bis 22 Uhr, am Wochenende geht es um 12 Uhr los. (sim)

Joep Hoefnagels, Schausteller in siebter Generation, freut sich, dass sein Geschäft nach der langen Corona-Pause wieder Fahrt aufnimmt. „Es war eine schwere Zeit“, sagt er. „Wir haben 2019 Millionen für den Aeronaut investiert und waren dann fünf Monate unterwegs. Dann war erstmal Schluss.“

Nun ist der Kalender wieder voll. Nach der Deutzer Kirmes geht es weiter in Wolfsburg, Menden im Sauerland, Pforzheim und Mainz, Stuttgart oder Berlin. Den Verlusten werde er aber noch einige Zeit hinterherlaufen, erwartet Hoefnagels. Umso mehr freut er sich über den gelungenen Start in Köln. „Das Publikum hier ist unvergleichlich – freundlich und geduldig. Ich habe noch keinen an der Kasse gehabt, der gemeckert hat.“

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Ob die Geschichte mit seinem Urgroßvater stimmt, lässt sich nicht belegen. „Alles ist wahr“, versichert Hoefnagels. Die Geschichte auf der Webseite des Fahrgeschäfts hat auch eine Erklärung parat, warum das Internet nichts dazu preisgibt. Der Tüftler soll es geschafft haben, den Misserfolg geheim zu halten, um nicht negativ in der Presse zu erscheinen.