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8. Kölner Krätzjer FestSo schön und sanft kann der rheinische Humor klingen

Lesezeit 3 Minuten
Knubbelefutz und Schmalbedaach (Renate Heymans und Dieter Schmitz).

Knubbelefutz und Schmalbedaach (Renate Heymans und Dieter Schmitz) sind zurück auf der Bühne.

Der Auftakt zum Fest im „Anno 1858“ in der Brauerei zur Malzmühle war lange ausverkauft.

„Komm eröm, bei uns weede Krätzjer jeresse, dat es doch en echt kölsche Aat“. Schon das Eröffnungskonzert des 8. Kölner Krätzjer Festes ist ausverkauft: „Randevützje am Rhing“ ist der Titel. Das „Anno 1858“ in der Brauerei zur Malzmühle ist rappelvoll. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das Gürzenich genommen.“ Helmut Frangenberg, der durch den Abend führt, verbucht den ersten Lacher.

In der Altstadt herrscht an diesem lauen Spätsommerabend reger Betrieb. Nur im Saal über der Malzmühle sieht es anders aus: „Et ess an einem Stöck am rähne“ behauptet das Thekenterzett aus Nippes. Krätzcher eben. Sie sind die Kronjuwelen des Rheinischen Humors, kleine Lieder und Geschichten, aus dem Leben gegriffen und mit langer Tradition in Köln. Jupp Schmitz, Willi Ostermann, aber auch die Bläck Fööss haben daraus Ohrwürmer gemacht, sentimental oder albern, die heut noch gern gesungen werden. Einen Hauch von Karneval bringen „Knubbelefutz un Schmalbedaach“ auf die Bühne – mit Liedern, Sketchen und dem Spiel mit den Stockpuppen. Der Hit beim Publikum: das Loblied auf Kölns Berge: den Klamott, Monte Kalk, und nicht zu vergessen auch den Frangenberg (mit Sonder-Applaus), besonders aber auf den Troodelöh, wo der Yeti vielleicht im Gebüsch hockt. „Dat es so ne Berg in Kölle jit“.

Philipp Oebel interpretiert zusammen mit „Toi et mo“i Ostermanns „Am dude Jüdd“.

Philipp Oebel interpretiert zusammen mit „Toi et moi “Ostermanns „Am dude Jüdd“.

Die beiden nehmen als Puppen auch die Gäste aufs Korn: Viel zu viel Füllmaterial, hätt auch für zwei Puppen gereicht oder Sie haben mit Farbe nicht gespart. Dann legt Philipp Oebel los. Er nimmt sein Publikum mit nach Trizonesien, singt die Internationale an, bevor allgemein feststellt wird, dass nicht in jeder blauen Hose ein Matrose steckt. Spätestens mit Ostermanns Klassiker „Och wat wor dat fröher schön en Colonia“ wird Anno 1858 ein Mitsing-Event. Kapitän Fragenberg und seine Gäste gehen mit dem Publikum mit Volldampf voraus, mit Sang und Klang zum schunkele auf das Müllemer Böötche. Heidewitzka!

„Man hört sich zu, achtet auf den Text. So müssen früher Karnevalssitzungen abgelaufen sein.“
Finn, „Toi et moi“

Und dann das Rendez-vous Raphael Hansen und Julia Klomfass als Duo „Toi et moi“ überraschen mit ihren französischen Chansons Liberté toujours oder Le Carnaval de Cologne, eine Hommage an Edith Piaf. Den kölschen Stammbaum gibt es gleich in zwei Sprachen: „Mir Jecke am Ring, nos fous du Rhin“. Nadine und Finn sind 31, weit jünger als der überwiegende Teil des Publikums, aber durchaus textsicher. „Man hört sich zu, achtet auf den Text. So müssen früher Karnevalssitzungen abgelaufen sein,“ denkt sich Finn. „Da werden Themen angesprochen und obwohl sie 30 bis 40 Jahre alt sind, ist Aktualität drin." Nadine stellt fest: Bei einem guten Titel spiele das Alter keine Rolle. Finn: „Das ist das Besondere, was hier zum Ausdruck kommt.“

Infos

Das 8. Kölner Krätzjer Fest bietet bis zum 13. Oktober insgesamt 32 Konzerte. Es gibt noch Karten, auch wenn einige Highlights schon ausverkauft sind. Am 16.Oktober steht eine Zugabe auf dem Programm: „Opstonn und Färv bekenne“ über kölsche Lieder und Politik mit Stephan Brings, Bömmel Lückerath, Hannes Schöner und anderen. www.Kölnerkraetzjerfest.de