Vitamin-D-Tanken sattFrühlingsgefühle in ganz Köln
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Köln – So langsam könnte man den Eindruck gewinnen, dass Mutter Natur uns mit all ihrem Facettenreichtum nach draußen locken möchte. Gerade einmal eine Woche ist es her, dass die Kölner ihre Weiher per Schlittschuh erkunden konnten. Teilweise wechselten sich Sonnenschein und Schneefall im Tagesrhythmus ab. Und nicht zu vergessen: die spektakulären Bilder, die das Hochwasser lieferte. An diesem Wochenende (wie auch in den kommenden Tagen) war jedoch von der Rheinpromenade über den Grüngürtel bis hin zum Fühlinger See vor allem eins angesagt: Vitamin-D-Tanken satt, bei Temperaturen, die an der 20-Grad-Marke kratzten. Die Rundschau hat sich am Sonntag in der Stadt umgeschaut – auch was die Corona-Regeln betrifft.
„Eigentlich wären wir jetzt in Südtirol auf der Skipiste, aber das ist ja leider ausgefallen“, erzählen Bernd und Gisela. Stattdessen ging es nun am Sonntag aus dem bergischen Remscheid an den Rhein nach Köln. „Wir wollten mal ein paar andere Menschen sehen“, sagen sie und lachen. Auch als es kalt war, haben sie jedes schöne Wetter genutzt, um rauszugehen. „Viel mehr als Spazierengehen kann man ja auch nicht machen.“
Ihr erstes Eis des Jahres genießen Alina und Fabi in der Altstadt bei Sonnenschein. Während der 24-Jährige sich für einen Schokobecher entschieden hatte, fiel die Wahl seiner gleichaltrigen Freundin auf die fruchtige Version mit Erdbeeren. „Wir waren in den letzten Wochen eigentlich nur arbeiten und zuhause, deswegen genießen wir es gerade sehr, etwas frische Luft zu tanken“, erzählen sie.
Was auffällt: Mit den steigenden Temperaturen lassen viele Bürger die Maskenpflicht ein wenig schleifen. Dementsprechend waren Ordnungsdienst und Polizei im Einsatz (siehe Info-Text). Auf ihrer Webseite erinnert die Stadt an die weiterhin bestehende Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Raum, „überall dort, wo sich viele Menschen begegnen und der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann“.
In Richtung Altstadt sind auch Doris, Tochter Lydia und Hundedame Jeannie am Rhein unterwegs. Nicht zu Fuß jedoch, sondern ganz bequem als Passagiere auf der Rikscha von Franz, „dem nettesten Rikschafahrer überhaupt“, wenn es nach den beiden menschlichen Mitfahrerinnen geht. Auch im Urlaub greifen sie gerne auf dieses Fortbewegungsmittel zurück. „In Köln ist das heute aber unsere Premiere“, wie die Mutter verrät.
Eine Jahrespremiere feiert auch Ewalds kurze Hose. „Ich trage gerne kurze Hosen und bin froh, endlich wieder welche anziehen zu können“, sagt er beim Spaziergang mit Ehefrau Carmen im Rheinauhafen. Man fühle sich ohnehin als „Corona-Gewinner“, weil bei ihnen dank viel Bewegung und Ernährungsumstellung trotz Lockdown die Kilos gepurzelt seien. „Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass Spazierengehen mal mein Hobby wird, hätte ich denjenigen wohl für bekloppt erklärt“, erzählt Carmen lachend.
Einhalten der Corona-Regeln
1000 Mal haben Kontrolleure der Stadt am Wochenende Menschen aufgefordert, ihre Maske aufzusetzen. In mehreren Dutzend Fällen gab es auch eine Strafe. Das gute Wetter lockte viele Leute nach draußen, laut Stadt verletzten die Menschen in „vielen Fällen das Abstands- und Kontaktverbot und die Maskenpflicht“. Vor allem am Rhein und in Parks waren viele Menschen unterwegs. Die Polizei unterstützte die Stadt.
Nicht nur die Rheinpromenaden, Parks und Grüngürtel lockten am Wochenende die Bürger der Stadt. Am Fühlinger See etwa wurden die Parkplätze ab mittags knapp, Jogger kämpften sich entlang der Regattabahn, Rentner machten es sich auf den Bänken am Ufer bequem, und Familien picknickten oder fütterten die Wildgänse und Schwäne. Das Wasser selbst hatten die tierischen Bewohner dabei noch fast für sich selbst, für die meisten Menschen war es dann eben doch noch etwas zu frisch.
Immerhin Mattia ließ sich davon aber nicht groß abschrecken. Zumindest bis zu den Knien ging der Achtjährige immer wieder völlig unerschrocken rein, um mit dem Eimer neues Wasser für den selbstgezogenen Graben am Strand zu holen. Mutter Concetta sagte: „Es ist schon gut, dass man endlich wieder an die frische Luft kann, so langsam fällt einem zuhause ja doch die Decke auf dem Kopf.“