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Ein Jahr zum VergessenWie sehr der Tourismus in Köln unter dem Corona-Lockdown leidet

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Auch wenn Kölntourismus-Geschäftsführer Jürgen Amann den Teilnehmern der Video-Konferenz einen „starken Kaffee“ anlässlich der touristischen Jahresbilanz empfahl, konnte das Ergebnis niemanden wirklich überraschen: Der Rückgang sowohl bei Besucherzahlen wie bei Übernachtungen ist 2020 dramatisch – um 62,3 Prozent bei den Ankunftszahlen in der Domstadt und um 61,1 Prozent bei den Übernachtungen.

Und das, obwohl sowohl der Januar wie der Februar extrem stark waren (der Februar verzeichnete sogar Rekordzahlen) und in dem Sommermonaten eine deutlich Erholung spürbar war. „Dennoch hätte es für Köln noch schlimmer ausfallen können“, sagt Jürgen Amann – andere vergleichbare Städte seien noch bedeutend weiter ins Minus gerutscht. „Wir haben bereits im ersten Lockdown dafür gesorgt, bei den Menschen präsent zu bleiben und zusammen mit der Stadt die Recovery-Kampagne #inKöllezeHus aufgesetzt. In der Zeit der Lockerungen über die Sommermonate hat sich das ausgezahlt, wir konnten viele Freizeitgäste aus den Nahmärkten in die Rheinmetropole locken.“

Das für Köln eminent wichtige Messe- und Kongressgeschäft kam fast komplett zum Erliegen, ebenso wie große Teile des Geschäftsreisetourismus. Auffällig war immerhin die hohe Zahl an US-Bürgern, die über das Jahr nach Köln kamen. Was Amann in erster Linie mit dem Frachtverkehr am Flughafen erklärte: Mit UPS und FedEx hat Köln zwei amerikanische Schwergewichte an Bord, und die Frachtbewegungen am Flughafen waren schließlich der Rettungsanker des Airports – hier gab es immerhin eine Steigerung von sechs Prozent. Die wichtigsten Herkunftsländer der Gäste waren nach Deutschland die Niederlande, die USA und England.

Für 2021 gedämpfter Optimismus

Vergleichsweise glimpflich kam Köln auch in der Belegung der Sternehotellerie davon: Im Vergleich etwa zu München und Berlin wurde die Stadt mit 56,1 Prozent Belegungsrückgang deutlich weniger gerupft. Was nichts daran ändert, dass die Situation dort ebenso dramatisch bleibt wie in der Gastronomie.

Was die weitere Entwicklung angeht, ist Amann gedämpft optimistisch: „2021 ist nicht wirklich planbar. Ich würde im Moment sagen, wir landen etwa bei den Zahlen von 2020.“ Die Rückkehr zur Normalität ist nach vorsichtiger Prognose und einer Steigerung im nächsten Jahr für 2023/2024 geplant, allerdings gibt es einen Wermutstropfen: Auch bei Kölntourismus geht man davon aus, dass Geschäftsreisen dauerhaft weniger werden – zu gut und zu normal funktioniert mittlerweile die digitale Zusammenkunft.

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Für Kölntourismus bedeutet das, sich auch auf neue Wege zu begeben. Und da ist man bereits kräftig dabei. Den Medizin-Tourismus etwa hat man im Blick, ein Feld mit „enormen Potenzial“ (Amann). Neben dem Krisenmanagement soll vor allem die Neuausrichtung des Unternehmens zur Destinationsmanagement-Organisation fortgesetzt werden. Dazu gehören strukturelle Veränderungen wie ein neues Key-Account-Management und die Stärkung der Unternehmenskommunikation.

Eine Motiv-Analyse der Gäste soll helfen, sich besser auf die Wünsche der Zielgruppen einzustellen. Und nicht zuletzt wird die Digitalisierung über Social-Media-Kanäle ausgebaut und durch Kooperationen mit Influencern gestärkt. Dazu ist auch ein eigener Podcast in Planung, in dem sich zwei eher entgegengesetzte Protagonisten über ihre Stadt austauschen. Der Mice-Standort Köln (jener Teil des geschäftlichen Tourismus, der die Organisation und Durchführung von Tagungen, Kongressen und Ausstellungen umfasst) soll über das Cologne Convention Bureau (CCB) um verstärkte Akquise erweitert werden.