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Kölner MesseBMW kündigt Rückzug von der Intermot an

Lesezeit 3 Minuten
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Die Messe Intermot fiel im Jahr 2020 aus.

Köln – BMW war auf der Intermot immer ein Zugpferd. Die Münchener verkaufen die meisten Motorräder in Deutschland, und das Interesse an den Neuheiten ließ die Stände aus allen Nähten platzen. Und jetzt das: „Wir werden 2020 definitiv nicht nachholen. Wenn die Leitmessen (gemeint sind die Intermot und die Eicma in Mailand) ihre klassischen Formate nicht weiterentwickeln, sehen wir auch für die Zukunft keinen Bedarf, daran teilzunehmen“, erklärt Tim Diehl-Thiele, Leiter der Kommunikation bei BMW Motorrad.

Alternativen zur klassischen Messe gefunden

Letztes Jahr habe man sich zusammengesetzt und überlegt, wie neue Modelle gelauncht werden könnten. Herausgekommen ist eine Vielzahl von Präsentationen im Internet und bei regionalen Events: „Wir können die Modelle sehr viel gezielter und in passendem Rahmen präsentieren.“ E-Roller für das urbane Umfeld, die großen Boxer-und Custom-Modelle für die weite Fahrt, Enduros fürs Gelände – die Unterschiedlichkeit der Fahrzeuge soll sich im Umfeld der Präsentation widerspiegeln. „Von April bis November wurden 17 neue Modelle vorgestellt – und wir haben immer ein tolles Feedback gehabt“, sagt Diehl-Thiele.

Zurückziehen werde man sich von der physischen Präsenz zwar nicht, im Gegenteil. „Aber alle Hersteller an einem Ort an einem Tag – macht das noch Sinn?“ Für BMW offensichtlich eine rhetorische Frage. Gleichwohl versicherte Diehl-Thiele, man bleibe im Gespräch. Auch mit der Messe: „Die Tür ist nicht zugeschlagen.“

Was machen die anderen Hersteller?

Die meisten anderen Hersteller halten sich noch bedeckt. Ob die Ankündigung von BMW Folgen für die Branche hat, kann der Industrie-Verband Motorrad Deutschland (IVM) noch nicht abschätzen: „Wir müssen die Eicma abwarten, die vor der Intermot stattfindet, und Reaktionen auf das Fernbleiben von Ausstellern“, sagte ein Sprecher. Der IVM ist ideeller Träger der Intermot. Mit der Kölnmesse wurde vereinbart, dass die Intermot bis 2022 in Köln stattfindet. Über Gespräche bezüglich einer Vertragsverlängerung wollte man keine Auskunft geben.

Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht in der Ankündigung des Marktführers noch keinen Trend. Große Hersteller könnten sich den Verzicht auf eine Messeteilnahme zwar eher leisten. Apple sei ein Beispiel. „Aber 2020 hat der Konzern an der CES in Las Vegas teilgenommen, erstmals seit Jahren.“ Für Präsenzveranstaltungen werde es schwieriger, wenn Corona andauere: Die digitale Kommunikation werde weiter eingeübt, der elektronische Austausch erweise sich möglicherweise als praktikabel.

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Oliver Frese, Geschäftsführer der Kölnmesse, bleibt trotz der Münchener Ankündigung optimistisch: „Wir sind und bleiben in kontinuierlichem Austausch und haben die berechtigte Zuversicht, dass die Intermot 2022 nicht ohne BMW stattfinden wird. Die Kölnmesse hat bereits in der Vergangenheit verstärkt digitale Elemente und Services in die Veranstaltungsformate eingebaut und die letzten Monate intensiv dazu genutzt, diese weiter auszubauen.“ Nahezu alle Veranstaltungen würden als „hybride“ Messe durchgeführt.

„Entsprechend waren wir bei der Intermot 2020 sehr digital unterwegs, konnten es aber Corona-bedingt nicht realisieren.“ In Vorbereitung sei beispielsweise die „Stage X“ gewesen, konzipiert als Arena und angereichert mit allen technischen Anforderungen für ein Live-Streaming. „Diese konzeptionellen Ansätze werden wir auch für 2022 weiter verfolgen und sicherlich vieles bieten, das die Ziele von BMW Motorrad zusätzlich unterstützt.“