„Es fehlt ein Gesamtkonzept“Haus und Grund kritisiert mangelnden Wohnungsbau
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Köln – Gut 60 Meter soll er in die Höhe ragen, der neue „Hochpunkt“ an der Siegburger Straße – so hoch wie die gegenüberliegende jetzige Ellmühle. 16 Geschosse soll er haben, Teil des Büro-Campus-Deutz sein und unmittelbar gegenüber dem künftigen Neubaugebiet am Deutzer Hafen liegen. Das Campus wie der Deutzer Hafen sollen als Ensemble dann später einmal harmonisch zusammenfinden.
Doch in den Planungen zum Deutzer Hafen taucht der „Hochpunkt“ nicht auf. „Das Kölner Briefmarkensystem“ nennt das Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer der Kölner Haus und Grund. Es fehle ein Gesamtkonzept, das die östliche und die westlich Siegburger Straße gleichermaßen einschließe.
Solitär-Bauten, die „wie Spargeltürme“ in den Himmel ragen
Gleiches gilt seiner Ansicht nach für das Hochhaus-Projekt am Friesenplatz: Solitär-Bauten, die „wie Spargeltürme“ auf dem Stadtgebiet in den Himmel ragen – „ein Turm hier, ein Turm da“ – wirkten schlicht provinziell und alles andere als großstädtisch. Wenn man denn in die Höhe bauen wolle, müsse man dafür ein Gesamtkonzept entwickeln und nicht das seit 2007 bestehende Höhenkonzept der Stadt je nach Investorenlage immer weiter durchlöchern.
Völlig unverständlich ist für ihn außerdem, dass „nach drei Jahren Stillstand“ nun alles ganz schnell gehen müsse – der Stadtentwicklungsausschuss diskutiert das Projekt in seiner heutigen Sitzung. Dort sieht man das zumindest in Teilen ein wenig anders: „Wir müssen doch froh sein, dass da jetzt Druck gemacht wird. Wenn wir jedes neue Projekt mit Hinweis auf ein mögliches neues Gesamtkonzept gleich ablehnen, wird in Köln niemand mehr investieren“, meint Ausschuss-Mitglied Ralph Sterck (FDP).
Doch auch sonst ließen Tewes und der Haus-und-Grund-Vorstandsvorsitzende Konrad Adenauer nicht viel Gutes an Politik und Verwaltung anlässlich ihrer turnusgemäßen Halbjahres-Bilanz. Speziell beim Thema Wohnungsbau warfen sie der Stadt Versagen vor. 6000 neue Wohnungen habe man sich zum Ziel gesetzt, 2175 geschafft – ein „trauriger Negativrekord“ innerhalb der letzten zehn Jahre mit Ausnahme von 2017.
Auch die städtische Argumentation, man kämpfe gegen einen „Bauüberhang“ an (über 7000 Wohnungen, die genehmigt, aber nicht gebaut wurden), lassen sie nicht gelten: „Dieses Problem ist seit Jahren bekannt und nicht neu“, sagte Tewes und forderte die Wiedereinrichtung eines „echten“ Stadtbaumeisters. Zu lange dauerten die Baugenehmigungen, zu umständlich seien die Verfahren. Das müsse nach Haus und Grund zentral gesteuert werden und im Büro der Oberbürgermeisterin angesiedelt sein.
Mit das größte Problem sieht man allerdings bei der Frage der verfügbaren Flächen. Die Regionalplanung für die nächsten Jahre geht heute in die nächste Runde, und dort sind nach Haus und Grund viel zu wenig Flächen ausgewiesen. „Wir können die Innenstadt kaum noch verdichten“, sagt Tewes. Aus ökonomischer, aber auch aus ökologischer Sicht. Man müsse in die Flächen gehen, in die Bezirke. „Sonst müssen wir den Investoren irgendwann sagen, wir machen den Deckel drauf. Dann wird eben nicht gebaut.“