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Pippi Langstrumpf als VorbildBildhauer Cornel Wachter tritt für eine bessere Welt ein

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Cornel Wachter

KölnDer Preis „Köln Engagiert“ der Stadt würdigt jedes Jahr Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzten. Die Rundschau stellt die Preisträger 2022 in der Serie „Kölner für Kölner“ vor.

„Was macht das für einen Sinn, wenn so ein Jeck wie ich einen Preis bekommt?“, dachte Cornel Wachter nach der ersten Freude über den Kölner Ehrenamtspreis 2022. Denn sofort fielen ihm Menschen ein, die den ganzen Tag hart arbeiten und sich abends noch die Zeit nehmen, dem alten Menschen von nebenan aus der Zeitung vorzulesen. Oder die vielen ehrenamtlichen Jugendtrainern beim SC Fortuna Köln, für die der Bildhauer selbst einen Preis kreiert hat – die Stadionwurst in Bronze. Für den Kölner Ehrenamtspreis hat Sohn Julius seinen Vater vorgeschlagen.

„Ich bin wie Pippi Langstrumpf, ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt. Aber ich sage nicht, die Welt muss sich ändern, sondern ich muss helfen, sie zu ändern“, sagt Wachter (61). Weil es ihm zum Beispiel gefallen würde, dass wohnungslose Menschen mehr respektiert werden, engagiert er sich beim Vringstreff. Um das Dreigestirn in die Beratungsstelle mit Restaurant zu locken, fertigte der Künstler ein Röggelchen in Bronze an, allerdings nur die eine Hälfte des Doppelbrötchens, die andere soll man sich als Teil dazu denken, das man verschenkt hat.

Das bronzene Röggelchen ist also ein Sinnbild fürs Teilen. Dank Wachters Idee und seiner Freundschaft mit dem damaligen Prinzen Jacky I. (Josef Beumling) hat der karnevalistische Besuch seit 2007 wieder Tradition. Rievkooche, Blootwoosch und Kölschglas in Bronze folgten. „Eine zwei Meter große Flönz würde ich gerne in der Stadt aufstellen“, wünscht sich der Bildhauer.

Rettung des SC Fortuna Köln 2003 durch Foto von nackter Mannschaft

Seine Lebensphilosophie drückte Wachter bildlich in einer Schultafel aus, auf der oben das Wort „Gesellschaft“ und unten „Gemeinschaft“ geschrieben steht. Auf die freie Fläche dazwischen darf mit Kreide geschrieben werden, wie sich eine Gesellschaft zu einer Gemeinschaft entwickeln soll. Eine der besten Antworten gab ihm der Maler Sigmar Polke, den Wachter sinngemäß so zitiert: „Du hast immer alles auf mehrere Schultern verteilt, hast dir die Leute herangezogen, die mit dir das umsetzen, was du als Gutes in die Welt setzen möchtest.“ Polke überließ Wachter signierte Drucke zur Versteigerung für einen der vielen guten Zwecke, für die der Kölner immer wieder sein Netzwerk aktiviert.

Populär wurde eine Idee von Cornel Wachter, als dem SC Fortuna Köln 2003 die Insolvenz drohte. „Ich dachte an die 600 Kinder aus 24 Nationen, die dann auf der Straße gestanden hätten.“ Zuerst suchte er mit einem Grafiker erfolgreich nach namhaften Schirmherren, dann machte er ein Foto von der nackten Oberligamannschaft mit der Aufschrift „Einem nackten Mann greift man nicht in die Tasche, sondern unter die Arme.“ Die Aktion erregte so viel Aufsehen, dass reichlich Spenden flossen und Fortuna gerettet werden konnte.

„Menschenzusammenbringer“ nennen viele den kreativen Kölner. Fortuna-Kinder brachte er im Corona-Lockdown über die Kunst mit Seniorenheimbewohnern zusammen, indem er den Fußballnachwuchs und seine Eltern bat, für die alten Menschen Bilder zu malen. Davon wurden Postkarten gedruckt, die ihnen den Kontakt zur Außenwelt ermöglichen – bis heute.

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Auch aus einem eigenen Schicksalsschlag schöpfte Cornel Wachter Engagement für die Allgemeinheit. Als er 2010 an Darmkrebs erkrankte und die Krankheit nach 14 Monaten Chemotherapie besiegt hatte, beteiligte er sich an der Aufklärung über die Darmkrebsvorsorge. Um der Untersuchung den Schrecken zu nehmen, brachte er 2017 das Stadtmagazin „Die wunderbare Welt des Cornel Wachter – Wachter & Freunde für die Darmkrebsvorsorge“ heraus. Prominente halfen mit – wie so oft, wenn Cornel Wachter etwas anstößt.