Die Vorläufer der Hütte spielten eine wichtige Rolle beim Bau des Kölner Doms und dessen Erhalt. Aktuelle Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten werden bis in die 2070er Jahre andauern.
Ausstellung im DomforumDie Dombauhütte in Köln feiert 200. Geburtstag
Ein schleichender Prozess – dieser Begriff steht oft für etwas Negatives. Dafür, dass langsam etwas entstanden ist, das so keiner gewollt hat. So muss es aber nicht sein, wie nun die Dombauhütte unter Beweis stellt. Auf den Punkt kann deren Geburtsstunde zwar nicht benannt werden. Der Prozess vollzog sich nämlich schleichend. Doch nun haben Dombaumeister Peter Füssenich und sein Team mal beherzt zugegriffen bei den infrage kommenden Terminen, und ein Ereignis vom 15. Juni 1824 als Anlass für den Geburtstag benannt. Damit ist die Dombauhütte heute 200 Jahre alt geworden. Grund genug für eine entsprechende Ausstellung im Domforum.
Der älteste Eintragauf der Stammrolle
Das Ereignis ist auf der sogenannten Stammrolle zu finden. Auf ihr wurden die Zugänge und Abgänge von Steinmetzen notiert, die mit dem Dombau beschäftigt waren. Und der älteste Eintrag auf dieser Liste datiert eben auf den 15. Juli 1824. Wie gesagt, ein bisschen ein gegriffenes Datum, denn wie Kunsthistoriker und Sprecher der Dombauhütte, Matthias Deml, betont: „Natürlich geht die Dombauhütte letztlich auf eine Institution zurück, die im Jahr 1248 mit dem Bau des heutigen hochgotischen Doms begann.“ Doch die Anfänge der Institution, die für den Bau des Kölner Doms und seines Erhaltes steht, liegen ein wenig im Dunkeln. „Über die Dombauhütte wissen wir nur sehr wenig“, sagt Deml. Denn zur Zeit der napoleonischen Besatzung sei das Archiv auf Ochsenkarren nach Paris verbracht worden. „Uns sind davon bis auf ein paar wenige Abschriften nur Rechnungen geblieben.“ Immerhin, aus einigen von ihnen geht hervor, das 1513 an die 40 Menschen auf der Dombaustelle gearbeitet haben. Doch mit den 1520er Jahren fiel der Dom in einen Dornröschenschlaf – und damit auch die Vorläufer der Dombauhütte.
Deren Wiederbegründung ist eng mit dem Namen Sulpiz Boisserée verbunden, der umtriebige Kölner Kaufmann, der den Weiterbau des Doms vorantrieb. Dessen Bedeutung für die Dombauhütte kann Dombaumeister Peter Füssenich gar nicht hoch genug einschätzen: „Wir haben ihm fast alles zu verdanken.“ Wie umtriebig Boisserée für die Sache des Doms unterwegs war, macht Füssenich daran fest, dass der Kaufmann über 6000 Briefe schrieb, um den Weiterbau voranzutreiben. „Er hat nicht losgelassen“, so der heutige Dombaumeister. 1822/23 begannen erste Sicherungsarbeiten am Dom. Noch wurden damit selbstständige Unternehmer wie der Steinmetzmeister Johann Joseph Schmitz beauftragt. „Auch wenn sich daran formal in den kommenden Jahren nichts änderte, bildete sich bald eine Struktur und ein fester Mitarbeiterstab heraus, der nur für den Dom arbeitete“, kann Deml berichten. So stand vor den Kölnern und Gästen aus aller Welt 1880 etwas fertig vor ihren Augen, das über Jahrhunderte nicht möglich schien: Der Kölner Dom in voller Pracht.
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Brauchte es damit noch eine Dombauhütte? Dass die Arbeit am Dom nicht mit seiner Fertigstellung endet, das wurde nicht zuletzt Dombaumeister Richard Voigtel (1862 – 1902) schlagartig bewusst. Als der Dominnenraum vollendet war, kam es zu einem Zwischenfall, in der Sprache der Zeit in den Archiven dokumentiert: Fast hätte ein herabfallender Stein ein „Frauenzimmer“ erschlagen. Da dämmerte dem Dombaumeister Voigtel wohl, was Dombaumeister Füssenich Gewissheit ist: Der Dom wird niemals fertig. Oder wie Füssenich selbst sagt: „Uns geht die Arbeit nicht aus.“
Der Dombaumeister gibt einen kleinen Ausblick: Mit der Konservierung der Strebwerke auf der Südseite werden wir noch bis in die 2070er Jahre beschäftigt sein.“ Noch in diesem Jahr werden erste Vorbereitungen für ein erneutes Gerüst am Nordturm getroffen. Im kommenden Jahr soll das 30 Meter hohe und 30 Tonnen schwere Gerüst hängen. Die Rekonstruktion der Fenster rund um das weltberühmte Richter-Fenster ist eine weitere Arbeit, die die Dombauhütte noch mindestens 15 Jahre lang beschäftigt. 2026 soll das sogenannte Helena-Fenster fertig sein.
Dombau in Köln: Keine großen Nachwuchsprobleme
In der Spitze arbeiteten zu Zeiten des Dombaus an die 560 Arbeiter in der Hütte. Dorthin wird es Füssenich wohl nicht mehr bringen können – und das braucht es bei den technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit wohl auch nicht mehr. Zurzeit sind es rund 90 Mitarbeitende für den Erhalt des Doms. Drückende Nachwuchsprobleme kennt Füssenich nicht. Klar, es gebe überall zurzeit einen Engpass bei Fachkräften. „Aber wir finden immer noch begeisterte junge Menschen, die am Dom mitarbeiten wollen – und wir bilden ja auch selber aus.“