Köln – Auf oder zu? Je näher der 11.11. rückt, desto mehr grübeln die Wirte über diese Entscheidung. Sollen sie wirklich zum Sessionsauftakt Scharen von Feiernden hereinlassen? In der Südstadt haben sich eine ganze Reihe von Wirten für die Absage entschieden (siehe Titelseite). Auch das „Backes“, eine der legendären Karnevalskneipen, teilte mit: „Schweren Herzens haben wir uns entschlossen, den 11.11. abzusagen. Wir können nicht für eine sichere Veranstaltung garantieren, wir möchten Verantwortung übernehmen.“
Wirt Daniel Rabe („Bagatelle“, Bagatelle-Bar“) teilte auf Facebook mit: „Die ganze Welt wird ihre Kameras in dieser Stadt haben und in allen Ländern werden die Medien erzählen, wie herzhaft bescheuert diese ganzen Kölner:innen sind.“ Das könne ein lustiger Gedanke sein, aber es könne dem Tourismus dieser Stadt auf weitere Jahre einen immensen Schaden verursachen.
Kuckelkorn: „Jetzt ist Eigenverantwortung gefragt“
Auch das Festkomitee äußerte sich vor dem Sessionsstart: Nicht nur mit Blick auf die Kneipen sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn: „Jetzt ist Eigenverantwortung gefragt. Und das ist nicht einfach.“ Dennoch rechtfertigten die hohen Inzidenzen nicht weitere Einschränkungen für die Bürger. Gerade der organisierte Karneval könne die Menschen gut an die Hand nehmen und wieder zusammenführen.
Auch das traditionsreiche „Weinhaus Vogel“ am Eigelstein wird am 11.11 nicht öffnen. Dies bestätigte die Chefin Angela Diederichs gegenüber der Rundschau. „Ich habe mich dazu entschieden, am Donnerstag keinen Kneipenkarneval im Vogel zu feiern“, sagte Diederichs weiter. Wegen der stark steigenden Inzidenzen sei es ein falsches Signal, an diesem Tag zu schunkeln, trinken und ausgelassen zu feiern. „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber es bleibt mir keine andere Wahl“, betonte die Wirtin. Es habe schon Gespräche mit den Bierlieferanten gegeben, damit kein größerer Vorrat für den 11.11. geliefert werde.
Gaffel am Dom öffnet mit „3G plus“
Auch in der Altstadt sieht man die Feiern kritisch. In der Gaststätte „Keule“ wird nicht geschunkelt. „Da die Inzidenz stetig steigt und wir Verantwortung für unsere Mitarbeiter tragen, haben wir uns entschlossen, am 11.11 nicht zu öffnen“, sagt die Chefin der „Keule“, Ursula Rapp.
Das Brauhaus Gaffel am Dom hält an den Plänen fest. „Wir haben ein erprobtes Konzept durch die Konzerte mit Björn Heuser, bei denen wir bis zu 800 Teilnehmer hatten“, sagte Sprecher Michael Busemann von der Agentur „Die Kölner“. Gaffel am Dom setzt auf „3G plus“, Ungeimpfte müssen entweder einen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist, oder einen Schnelltest, der nicht älter als sechs Stunden ist.
Die Interessengemeinschaft (IG) „Gastro“ spricht von einer geteilten Stimmung. Sprecher Till Riekenbrauk: Die einen Gastronomen setzten auf „2 G“, die anderen würden zu hohe Gefahren sehen. „Es muss jeder für sich selbst entscheiden. Es ist eine schwierige Situation. Detlef Weisweiler von der Ubierschänke (Südstadt) sorgt sich: „Wenn so viele zumachen, stehen umso mehr bei uns.“ Am Montag will er entscheiden.
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Mit großer Sorge schaut Markus Vogt von der IG „Kwartier Latäng“ auf die Zülpicher Straße: „Es ist klar, der Elfte im Elften wird ein Superspreader“, sagt er mit Blick auf die Inzidenz und die hohe Quote an Kneipen auf der Feiermeile. „Ich gehe davon aus, dass hier 95 Prozent der Lokale auf haben werden.“ Er befürchtet den zur Sessionseröffnung üblichen Ansturm junger Menschen. So wie vor der Pandemie. Nur mit noch mehr Chaos.
„An den Zugängen zur Zülpicher Straße wird auf 3G kontrolliert. Aber die meisten Kneipen setzen auf 2G. Dann dürfen die die Laden voller machen.“ Die Getesteten sollen vor der Tür bleiben? Vogt sieht Stress aufziehen. Der Kardinalfehler aus seiner Sicht: Wie im Vorjahr hätte der Elfte im Elften abgesagt werden müssen. „Dafür ist es jetzt zu spät.“ Und gerade auf einer Feiermeile wie der Zülpicher bringe es kaum etwas, wenn einzelne Lokale nicht mitmachten.
Die jungen Menschen kämen trotzdem, wie üblich, mit Schnaps und Limo in der Plastikflasche. Die Konsequenz? „In zwei Wochen haben sich die Infektionszahlen verdoppelt.“