Köln – Spitze Öhrchen und vergoldeter Po? Ein Auszug aus einem Backgammon-Brett? Haben die Schweizer eine neue Schokolade? Nein, der Dom hat ein neues Logo – und damit erstmals in seiner Jahrhunderte währenden Geschichte ein einheitliches Erkennungszeichen. Über 300 Agenturen hatten sich um den Job beworben. Rund zwei Jahre dauerte der Auswahlprozess. 80 000 Euro hat es gekostet. Fortan wird es auf allem prangen, was offiziell vom Dom kommt.
Der nüchterne Mathematiker wird lediglich sieben gleichschenkelige Dreiecke ausmachen. Der katholische Mystiker eine Fülle von Zeichen. „Die drei goldenen Dreiecke am Fuße stehen natürlich für die Heiligen Drei Könige“, sagt Dompropst Guido Assmann. Die beiden Dreiecke am oberen Ende stehen selbstredend für die Domspitzen. „Aber sie weisen auch nach oben, zeigen an, worum es beim Dom geht“, so Assmann.
Marke mit großer Strahlkraft
Der Dom ist ohne Zweifel die stärkste Kölner Marke. Die Feuerwehr, der Zoo, die Stadt Köln und natürlich der 1.FC Köln (v.l.) haben die Spitzen der Kathedrale in ihr Logo integriert. Auch Kölntourismus, Köln-Zucker oder Dom-Kölsch schmücken sich mit dem Wahrzeichen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Als die Messe die Domspitzen aus dem Logo tilgte, löste das ein Beben aus.
„Wir freuen uns, wenn der Dom in Köln als Bestandteil von Logos aufgegriffen wird“, sagt Markus Frädrich, Sprecher des Domkapitels. „Das ist ein schönes Zeichen dafür, dass sich die Menschen mit dem Dom identifizieren. Der Dom ist das Sinnbild dieser Stadt – und wo auf der Welt ist das schon eine Kirche? Kritisch gesehen wird die Instrumentalisierung des Gotteshauses für politische Zwecke. Frädrich: „Wir behalten uns dann rechtliche Schritte vor, wenn Fotos oder die Silhouette des Domes in einem Kontext verwendet werden, der nicht mit kirchlichen Werten vereinbar ist.“ (mft)
Rot steht für die Stadtfarbe, aber auch für Christi Blut. Und wirken die beiden nach unten geklappten Dreiecksspitzen nicht so, als würden sich die Domtürme im Rhein spiegeln? Bliebe noch die Zahl Sieben: Am siebten Tage sollst du ruhen – und in den Gottesdienst gehen. Und bei all dieser Fülle: „Es reicht ein Bleistift und ein Blatt Papier, und jeder kann das Logo nachzeichnen“, ist der Dompropst begeistert.
Das Große im Kleinen, dieser Designerkniff kommt aus der Ideenschmiede „jäger&jäger“ vom Bodensee. Bodensee? Da könnte der Kölner aufschrecken. Darf sich doch selbst ein Bier erst Kölsch nennen, wenn es in Sichtweite des Doms gebraut wurde. Die Lokalpatrioten können beruhigt werden: Regina Jäger ist gebürtige Kölnerin. Die Liebe und der Job führte sie in die Ferne. „Das ist schon ein ganz besonderes Gefühl, für diese weltberühmte Kirche in meiner Geburtsstadt ein Logo entwerfen zu dürfen“, sagt die Mitinhaberin der Agentur.
Dabei ist der Dom doch schon eine Marke
Aber sicherlich auch ein Gefühl der Herausforderung. Der Dom ist eine Marke für sich. Wie soll da seine Marke aussehen? „Jeder hat ein Bild vom Dom“, weiß natürlich auch die Kölnerin Regina Jäger. „Gegen dieses Bild kommt man nicht an.“ Da braucht der Designer gar nicht erst ins Abstrakte abdriften – die Domspitzen müssen.
Warum braucht der Dom überhaupt ein Logo? Wie wurde das bisher gehandhabt? Es war mehr Behelf: Eine Zeichnung des ehemaligen Dombaumeisters Arnold Wolff von der Westfassade wurde hier und da als Erkennungszeichen verwendet.
„Das war ja eher ein architektonischer Plan“, sagt Assmann. Nun also einheitlich die sieben Dreiecke. Auf einer neu gehissten Fahne vor dem Hauptportal sind sie schon zu sehen. Künftig wird das neue Logo auf allen Briefen der Dompropstei und des Metropolitankapitels der Hohen Domkirche Köln zu finden sein. Stifte wird es zieren, Taschen und Schreibblöcke.
Und es wird für noch etwas gebraucht, in diesen stürmischen Zeiten für die katholische Kirche im Erzbistum Köln. „Es ist ein positives Zeichen für ein herzliches Willkommen. Es soll auch stehen für die Liebe Gottes“, sagt Dompropst Assmann. „Nach rund 2000 Jahren wollen wir die frohe Botschaft Christi doch nicht in die Schublade packen.“