AboAbonnieren

Kölner SerieAls der City-Markt noch Tante Emma hieß – und Bier bekömmlich war

Lesezeit 2 Minuten
Köln - das  im Jahr 1956 gegründete Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Helmut Voetz an der Niehler Straße 33 - Im Bild: Inhaber Helmut Voetz und seine Ehefrau Anneliese (l.) im Gespräch mit einer Kundin - Foto vom 14.10.1985

Das im Jahr 1956 gegründete Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Helmut Voetz an der Niehler Straße 33 - Im Bild: Inhaber Helmut Voetz und seine Ehefrau Anneliese (l.) im Gespräch mit einer Kundin.

„Tach Annelise, wat kosten die Eier?“ 30 Pfennig. Das war auch in den 1980er Jahren kein Schnapper. Aber die Frau von Laden-Inhaber Helmut Voetz, Anneliese Voetzs, hat gute Argumente zur Hand. Güteklasse A, extra groß und frisch – wie ja bereits das analoge Warenschild die Verkaufsargumente unaufdringlich dem geneigten Kunden nahe bringt.

Am 14. Oktober 1985 entstand der Schnappschuss in dem „Tante-Emma-Laden“ an der Niehler Straße 33. Es war ein Montag, als die Kundin auf die Schnelle noch ein Ei brauchte. Wahrscheinlich beim Wocheneinkauf im Aldi vergessen. Also den weißen Haushaltskittel einfach angelassen und bei Voetz’ reingesprungen. So ein Kittel war ja damals weniger Modesünde als vielmehr klares Statement für einen sauber geführten Haushalt. Und würde er mal einen Fleck bekommen, kein Problem: Die Voetz’ hätten helfen können. Lenor steht unten links griffbereit. Mit seinem damaligen Sortiment hätte der Laden auch in jetziger Zeit ordentlich Umsatz machen können. Die beachtliche Auswahl an Birkel-Nudeln fände zu jedem Lockdown reißenden Absatz. Nicht weniger begehrt wäre das Aurora-Mehl. Und wer glaubt denn ernsthaft, das Helmut Voetz die Abgabe begrenzt hätte, wenn „et Billa“ von nebenan nun mal drei Pakete braucht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Doch für die Tage zwischen den Krisen wären einige Modernisierungen wohl angeraten gewesen , wollte man mit den heutigen City-Märkten mithalten. Dafür müsste Sushi statt Schinken in die Kühltheke und Sojamilch statt Bärenmarke ins Regal.

Ganz anders gar hätte sich der Tante-Emma-Laden „entwickeln“ müssen, stünde er nicht an der Niehler sondern an der Zülpicher Straße. Zwar könnte bei der Vintage-Leuchtreklame „Küppers Kölsch – weil es schmeckt und so bekömmlich ist“, manchen Kunden ein „krass Alter“ entfahren. Doch beim Partyvolk kommts beim Bier weniger auf Bekömmlichkeit als auf Verfügbarkeit an. Also raus mit den Dosenerbsen und rein mit den Bierdosen.