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Karnevalsmord an Petra NohlAnruf bei „Aktenzeichen XY...“ vor Gericht

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Die Schul- und Vedellszöch zogen damals direkt am Tatort vorbei. Sie ließen sich nicht mehr stoppen.

Die Schul- und Vedellszöch zogen damals direkt am Tatort vorbei. Sie ließen sich nicht mehr stoppen.

Auf der Albertusstraße kam es 1988 zu dem brutalen Überfall auf die Frau. Aktuell läuft der Prozess in Köln.

Mit einer Behandlung des Karnevalsmords von 1988 an der damals 24 Jahre alten Petra Nohl in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ war der Fall im vergangenen Dezember nach über 34 Jahren wieder ins Rollen gekommen. Der Hinweis eines Zuschauers (54) führte zur Festnahme des nun wegen Mordes angeklagten 56-Jährigen, der sich seit Anfang September vor der 22. Großen Strafkammer einem Prozess stellen muss. Neben der Aussage belasten ihn DNA-Spuren, so die Anklage. Bereits am zweiten Verhandlungstag hatte der Zeuge in dem Prozess ausgesagt, war dabei aber vage geblieben. Am Dienstag nahm sich nun das Gericht den Beitrag aus der ZDF-Sendung vor. Anschließend wurde der aufgezeichnete Telefonanruf des Zeugen angehört.

In dem Beitrag wird mit Schauspielern der letzte Abend im Leben von Petra Nohl nachgezeichnet: Nohl geht darin mit zwei Freundinnen im sogenannten „Bierdorf“– einer unterirdischen Kneipen- und Diskothekenlandschaft in der Innenstadt – feiern. Die 24-Jährige tanzt, trinkt Kölsch, flirtet mit Männern – was man halt so macht an Karneval. Die Freundinnen trennen sich später, Nohl will weiter ins „Big Ben“ ziehen, leiht sich bei einer Freundin noch einen 100-D-Mark-Schein. Auf der Albertusstraße kommt es dann zu dem brutalen Überfall auf die Frau. Sie wird von hinten angegriffen, hinter einen Bierwagen gezogen, brutal niedergeschlagen und erdrosselt.

Im Nachgang des Films rief dann der 54-Jährige in der Sendung an. Der Porzer will Nohl an einem Taxistand in der Nähe des Bierdorfs kurz vor der Tat gesehen habe. „Wenn ich mich recht erinnere, dann hat die Dame damals ein Tigerkostüm getragen“, sagt er. Er sei mit einem Bekannten ebenfalls im Bierdorf gewesen und sie hätten anschließend auch am Taxistand gewartet. „Dann ist die Dame weggegangen. Es kam kein Taxi halt“, sagt der Anrufer. Sein Bekannter und er seien ebenfalls gegangen. Während der Anrufer Richtung Neumarkt weitergezogen sein will, sei der Bekannte der Dame hinterhergegangen.

Aggressiv reagiert

„Am nächsten Tag hatte er statt glatter Haare, Locken.“ Als er tags drauf erfahren habe, dass eine Frau getötet worden sei, habe er den Bekannten angesprochen, woraufhin dieser „sehr aggressiv geworden“ sei. „Ich hab das immer im Kopf gehabt, wenn ich ehrlich bin“, sagt der Anrufer über die Tat. Er habe sich aber nicht an die Polizei gewendet: „Ich hab' sehr viel Angst gehabt und dann sind die Jahre vergangen.“

Den Namen des Bekannten verrät der Anrufer zunächst nicht. In der Aussage des 54-Jährigen vor Gericht klang das alles unverbindlicher. Da behauptete er nie gesagt zu haben, dass er Nohl am Taxistand gesehen habe, sondern nur eine Frau, die Nohl habe sein können. Zudem hatte er erklärt, dass er nicht gesagt habe, der Bekannte sei dem späteren Opfer gefolgt. Vielmehr habe er gegenüber der Polizei erklärt, dass er zum Neumarkt sei, während der Bekannte in eine andere Richtung ging.

Für die Verteidiger des 56-Jährigen sind solche Diskrepanzen eine offene Flanke, untergraben sie doch die Glaubwürdigkeit des Zeugen. Ob der 54-Jährige nochmal vor Gericht erscheinen wird müssen, blieb bei der Verhandlung am Dienstag unklar — auszuschließen ist es aber nicht.

Der Prozess wird im November fortgesetzt.