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Karnevals-Mord vor 35 JahrenWas über den mutmaßlichen Täter im „Fall Petra Nohl“ bekannt ist

Lesezeit 3 Minuten
In dem Haus (Bildmitte) lebte der 56-jährige Kölner. Ermittler nahmen den Mann am Dienstagmorgen fest. Ihm wird Raubmord vorgeworfen.

In dem Haus (Bildmitte) lebte der 56-jährige Kölner. Ermittler nahmen den Mann am Dienstagmorgen fest. Ihm wird Raubmord vorgeworfen.

Im Fall der ermordeten Petra Nohl vor 35 Jahren ist der festgenommene Kölner in U-Haft geschickt worden. Vor der Fahrt ins Gefängnis musste der Mann ins Krankenhaus. Anwohner beschrieben den Mann als schwierigen Nachbarn.

Am Tag danach erinnert an der Longericher Straße in Bilderstöckchen nichts an die spektakuläre Festnahme vom Vortrag. Im Penny-Markt gehen die Menschen aus und ein, im Kindergarten herrscht Betrieb und auf dem großen Schrottplatz ruhen am Mittwochmorgen die Bagger. Ganz in der Nähe steht ein ordentliches Mehrfamilienhaus, das am Dienstagmorgen Ort eines besonderen Polizeieinsatzes war. In dem Haus lebte ein 56 Jahre alter Kölner, der vor 35 Jahren den sogenannten „Karnevalsmord“ begangen haben soll.

Ermittler nahmen den Mann nach umfangreichen Recherchen in der Wohnung fest. Dort lebte der Mann mit seiner Ehefrau, die Tochter ist laut Polizei schon ausgezogen. Am Mittwochmittag kam sie kurz zu Besuch und fuhr dann wieder weg. Ein Nachbar nannte den Verdächtigen einen Mann, der die Menschen im Haus oftmals genervt hat. „Er hat sich in alles eingemischt. Auch bei Kleinigkeiten hat er Nachbarn beschimpft“, sagte ein älterer Mann.

Nach seinen Angaben habe der 56-Jährige ihn auch schon im Streit körperlich attackiert. Dabei sei es um ein offenstehendes Fenster gegangen. Dadurch sei Essensgeruch in die Wohnung des Tatverdächtigen gezogen. Der Nachbar habe die Polizei gerufen. Dies sei vor drei bis vier Jahren geschehen. Die Polizei konnte dazu keine Angaben machen. Am Dienstag hieß es, dass es „derzeit“ keine Erkenntnisse über Vorstrafen gebe. Ein Nachbar beschrieb den 56-Jährigen als einen kranken Mann, der den halben Tag am Fenster hockte und herausschaute. Der Mann litt nach Polizeiangaben unter schweren Rückenproblemen.

Nach seiner Festnahme kam der Verdächtige nach Rundschau-Informationen kurz ins Krankenhaus zur Untersuchung, weil er über gesundheitliche Probleme klagte. Der 56-Jährige soll einen Arbeitsunfall gehabt haben. Kurz wurde von den Ermittlungsbehörden über eine Verlegung ins Justizkrankenhaus nachgedacht. Doch offenbar ist der Mann haftfähig. „Der Beschuldigte befindet sich nunmehr in der Justizvollzugsanstalt“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer der Rundschau.

Ein schwarz-weiß-Foto vom Tatort.

Foto vom Karnevalssonntag, 14.02.1988: Die Schlagzeile lautete: „Mord – Karnevalszug marschiert an Frauenleiche vorbei - 10 Meter vom Zugweg entfernt vom Zugweg liegt eine ermordete Frau hinter einer Reibekuchenbude an der Albertusstraße“.

Wie berichtet, wurde über den bis dato nicht aufgeklärten Fall „Petra Nohl“ im vergangenen Jahr in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ berichtet. Nach der Ausstrahlung hatte sich ein Mann gemeldet, der in der Tatnacht mit einem Kumpel an einem Taxistand gewartet hatte. Dort sei auch Petra Nohl dazugestoßen, dann aber wieder weggegangen. Sein Bekannter sei ihr gefolgt. Der Leiter der Ermittlungsgruppe in dem Fall, Markus Weber, sagte: „Ohne den Beitrag wären wir nicht so weit gekommen. Der Film in der Sendung hat entscheidend geholfen.“

Warum der Zeuge über 30 Jahre lang sein Wissen für sich behielt, hat die Polizei noch nicht abschließend geklärt. „Er hatte Angst“, sagte Weber. Es sei zu vermuten, dass der Zeuge mehr als einen Verdacht gehabt habe, dass sein Freund die Tat begangen haben könnte. Zeitnah soll der Zeuge noch einmal befragt werden.


Aktenzeichen XY

Nach der Ausstrahlung des Falls „Petra Nohl“ in einer „Aktenzeichen XY“-Sendung im Dezember 2022 gab es mehrere Hinweise. Zwei Personen gaben an, Petra Nohl in der Kneipe „Chari Vari“ gesehen zu haben. Einer der Hinweise brachte die Fahnder dann weiter. In der aktuellen Sendung von „Aktenzeichen XY“ am Mittwochabend wurde ausführlich über den Fahndungserfolg berichtet. Fotos der „Kölnischen Rundschau“ vom Tatort sollten in der Sendung gezeigt werden. Auch in Zukunft setzt die Polizei auf die Hilfe der TV-Fahnder. Erste Vorbereitungen über Beiträge von nicht aufgeklärten Fällen laufen. (ta)