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400-Millionen-Bau am Kölner DomPläne für die Fassade des Laurenz-Carré stehen

Lesezeit 3 Minuten
Visualisierung Laurenz-Carré_Perspektive Roncalliplatz

So soll das neue Laurenz-Carré südlich des Doms aussehen. 

  1. Der Wettbebwerb um die Gestaltung des Laurenz-Carrés am Kölner Dom ist entschieden.
  2. Das Kölner Architekturbüro „Kister, Scheithauer, Groß“ hat die Jury überzeugt.
  3. Die neuen Gebäude sind für mehrere Bereiche vorgesehen, fertig sein soll das Viertel 2023.

Köln – Es ist ein Büro- und Geschäftshaus mit Blick auf Kölns Wahrzeichen, den Dom – und jetzt steht fest, wie seine Fassade aussehen soll. Es ist ein Haus, das jedes Jahr viele tausend Touristen passieren. Und es ist ein Haus, das das neue Laurenz-Carré im Norden abschließt, direkt zum Roncalliplatz hin. Die Kölner Architekten von „Kister, Scheithauer, Groß“ (KSG) haben die Jury überzeugt und gewonnen.

Bei großen städtebaulichen Vorhaben sind solche Wettbewerbe üblich, in der Jury sitzen Architekten, Verwaltungsmitarbeiter, Stadtratspolitiker. Die Kölner von „KSG“ hatten schon im Oktober 2018 den ersten von zwei Wettbewerben gewonnen, damals ging es um die Anordnung der einzelnen neuen Häuser, jetzt um das Aussehen des Bürohauses (siehe auch Grafik).

Frühere Pläne sahen ein Einkaufszentrum vor

Baudezernent Markus Greitemann sagte am Donnerstag: „Ich freue mich, dass ein Entwurf ausgewählt wurde, der sich in die geschichtsträchtige Umgebung des Roncalliplatzes einpasst und dabei das angrenzende Ensemble zeitgemäß weiterdenkt.“ Die Gerchgroup als Investor teilte ebenfalls mit: „Das Ergebnis fügt sich hervorragend in das sensible städtebauliche Umfeld ein und wird diesem besonderen Standort somit gerecht.“

Von dieser Einigkeit waren Stadtverwaltung und Gerchgroup seit 2017 oft weit entfernt. Damals hatte das Düsseldorfer Unternehmen das Areal gekauft und sich schnell von den Plänen des früheren Besitzers distanziert, es war die Rede von einem Einkaufszentrum. Doch die Gerchgroup wollte ihre Pläne ohne neuen Bebauungsplan umsetzen, viele Investoren bevorzugen Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Neue Häuser müssen sich dann nur in die Umgebung einfügen.

Mitspracheforderung führte zu Konflikt

Das geht schneller, befreit die Investoren von Vorgaben beim öffentlich geförderten Wohnungsbau und gewährt ihnen mehr Spielraum – genau das fürchteten Rat und Verwaltung am Dom. Sie wollen mitsprechen. Das führte zum Konflikt, im Juni 2019 sagte Gerchgroup-Chef Mathias Düsterdick das nun nachgeholte Jurytreffen am Tag der Sitzung ab. Der Grund: Der Rat verhängte eine Veränderungssperre für das Areal, die Gerchgroup konnte nicht abbrechen.

Düsterdick sagte damals: „Wenn auf einem Bebauungsplan bestanden wird, springen wir ab.“ Und: „Das kriegen wir sicher wieder verkauft.“ Die abgesagte Sitzung war brisant, weil schon beim ersten Wettbewerb ein Streit um die Gebäudehöhen für ein ergebnisloses Treffen gesorgt hatte – obwohl die Medien bereits eingeladen waren.

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In vielen Verhandlungen über mehrere Monate brachte erst im April ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt die Lösung, die Gerchgroup kann loslegen, während die Stadt parallel am Bebauungsplan arbeitet, so soll Zeit gespart werden. Eigentlich sollte das Viertel ja 2021 stehen. Allerdings hat die Jury nur für das Geschäftshaus zum Roncalliplatz das Aussehen festgelegt, nicht für weitere, geplante Neubauten. Ein Fachgremium von Experten soll das sicherstellen.

Zu dem neuen Viertel gehören zwei Privathäuser, sie sind von den Plänen ausgenommen. Im Eckgebäude an der Großen Budengasse 7 ist der „Close Up“-Shop, das Haus gehört der Familie Kehl. Laut Eigentümerin Janine Kehl hatte sie immer wieder mal Angebote bekommen, die Gerchgroup war nicht darunter. Auf die Frage, ob sie das Haus behalten will, sagte sie: „Vom Grundsatz her ja, irgendwann ist das aber eine Frage des Preises.“ Der mutmaßliche Besitzer des zweiten Hauses war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.