Kayjass Nummer NullWasserturm an vielbesungener Adresse
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Der Wasserturm war einst das größte Reservoir seiner Art in einer europäischen Stadt. Die Wendeltreppe ist original, ebenso die Reste der römischen Stadtmauer im Umfeld. Den Mythos der „Kayjass Nummer Null“ hält ein Straßenschild an Haus Nummer 7 wach.
Copyright: Banneyer
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Köln – In der „Kayjass Nummer Null“ stand nie „en steinahl Schull“ (eine steinalte Schule). Und obwohl die Hauptschule am Agrippabad gegenüber der Kaygasse sich wegen der bekannten Zeile aus dem Lied der Bläck Fööss mit darum bemüht, den Mythos zu pflegen – es gab kein Haus Null, und der im Lied besungene Lehrer Welsch, von dem jeder Kölner weiß, dass dreimal Null Null ist, unterrichtete an einer Schule in Kalk. Dennoch gibt es in der Kaygasse eine Erinnerungstafel und am Haus 7 sogar ein Straßenschild mit dem Zusatz „No. 0“.
Der Wasserturm war einst das größte Reservoir seiner Art in einer europäischen Stadt. Die Wendeltreppe ist original, ebenso die Reste der römischen Stadtmauer im Umfeld. Den Mythos der „Kayjass Nummer Null“ hält ein Straßenschild an Haus Nummer 7 wach.
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Wer die KVB benutzt und an der Haltestelle „Poststraße“ aussteigt, sollte nicht direkt zur Kaygasse einschwenken, um ganz reale Relikte der Vergangenheit zu entdecken: Überbleibsel der römischen Stadtmauer. Der Straßenname „Alte Mauer am Bach“ kommt nämlich nicht von ungefähr.
Im Mittelalter die Griechenpforte
Selbst der Laie kann die ganz anders vermauerten Ziegelsteine leicht von den deutlich moderneren Klinkern aus der Umgebung unterscheiden. Über einem drei Meter dicken und bis zu viereinhalb Meter tiefen Sockel ragte die eigentliche Wehrmauer mehr als acht Meter hoch auf. 2,4 Meter dick wurde sie aus von Hand zugeschlagenen Grauwackequadern verblendet. Im Kern besteht sie aus Gussmauerwerk, das schon die Römer kannten.
Der Wasserturm war einst das größte Reservoir seiner Art in einer europäischen Stadt. Die Wendeltreppe ist original, ebenso die Reste der römischen Stadtmauer im Umfeld. Den Mythos der „Kayjass Nummer Null“ hält ein Straßenschild an Haus Nummer 7 wach.
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Wer erst einmal Richtung Westen geht, findet an der Ecke Kleiner Griechenmarkt/Alte Mauer am Bach, wo im Mittelalter die Griechenpforte war, am Boden eine Tafel. Sie hilft bei der Orientierung, wo die Römer vor fast 2000 Jahren ihr Stadtzentrum mit einer 3911,8 Meter langen Mauer gegen die „Barbaren“ absicherten. So nannten die Römer die „Unzivilisierten“. Wo die von Weltkriegsbomben, Abrissbirnen und Souvenirjägern abgetragenen Mauern einen Kreis bilden, stand einst ein Befestigungsturm.
Einkehr
Das Hotel im Wasserturm bewirtet nicht nur Übernachtungsgäste, sondern bietet jedermann Frühstück (mit Anmeldung ab 20 Euro) sowie in der Bar Snacks, Getränke sowie Kaffee (ab 3 Euro und Kuchen 4 Euro das Stück plus 50 Cent für Sahne) an. So kann man bei schönem Wetter abends im Garten sitzen und am Turm hinaufschauen, samstags sogar bereits ab Mittag.
Die günstigere Alternative ist eine Einkehr bei der Bäckerfamilie Probst, Kleiner Griechenmarkt 42. Dort gibt es keine Sitzgelegenheit, aber einen kleinen Kaffee für 1,20 Euro und Teilchen für unter 2 Euro sowie frisch belegte Brötchen. (mfr)
Von einem finden sich noch Reste genau dort, wo die Kaygasse auf die Straße Alte Mauer am Bach trifft. Eine Treppe führt an Graffitis entlang zu einem Rondell aus jüngerer Zeit. Es hat die Architektur der alten Wehranlage in sich eingeschlossen. Ein modernes Gebäude aus Beton und Ziegelsteinen überspannt die Reste des römischen Stadtturms.
Hier an den Bächen – so heißen die Straßen entlang des verrohrten Duffesbachs, weil ihre Namen alle alle auf „-bach“ enden –, erbauten Handwerker im Mittelalter Betriebe, die viel Wasser benötigten. Das Aquädukt aus der Römerzeit, das frisches Trinkwasser aus der Eifel bis zum Neumarkt fließen lassen hatte, gab es schon damals nicht mehr.
Der Wasserturm war einst das größte Reservoir seiner Art in einer europäischen Stadt. Die Wendeltreppe ist original, ebenso die Reste der römischen Stadtmauer im Umfeld. Den Mythos der „Kayjass Nummer Null“ hält ein Straßenschild an Haus Nummer 7 wach.
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Als Köln im 19. Jahrhundert ganz gewaltig an Einwohnern zulegte, beauftragten die Stadtväter einen Ingenieur aus London, John Moore, mit der Konstruktion eines Wasserturms. Für fast 15 500 Kubikmeter und 170.000 Einwohner war er konzipiert.
36 Meter hoch, 34 Meter Durchmesser
Gebaut wurde er 1868 zwar nur mit einem 3650 Kubik-Reservoir, aber mit einer Höhe von fast 36 Metern und einem Durchmesser von 34 Metern ist er dennoch imposant. Beim Umbau des inzwischen denkmalgeschützten Turms zu einem Luxushotel sind einige schöne Details aus früherer Zeit erhalten geblieben. Etwa die gusseiserne Wendeltreppe in der elf Meter hohen Eingangshalle, die aus der zweiten Etage betrachtet besonders schön ist. Oder die hohen Fensterbögen.
Die Ziegelsteinwände sind nicht verputzt, so dass der ursprüngliche Charakter des Wasserturms schön nachzuvollziehen ist. Das Servicepersonal lässt Neugierige gerne einen Blick ins Haus werfen.