Köln – Umgestürzte Bäume, überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und Tiefgaragen: Der extreme Regen am 14. Juli 2021 hatte auch in Köln schlimme Folgen. Zwei Menschen starben in den Kellern ihrer Häuser, eine 72-jährige Frau in Bocklemünd und ein 54 Jahre alter Mann in Longerich. Die Feuerwehr musste binnen 48 Stunden zu 3750 Einsätzen ausrücken, mehr als 11 000 Notrufe gingen in der Leitstelle ein. Die KVB-Haltestelle Geldernstraße, die schon mehrfach unter Wasser stand, wurde erneut überflutet und war eine Woche lang außer Betrieb.
Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (Steb) stuften das Unwetter als „extremes Starkregenereignis“ ein. In zwölf Stunden fielen an der Wetterstation Stammheim 156 Millimeter Niederschlag – etwa ein Fünftel des Niederschlags eines ganzen Jahres (750 mm). Solche enormen Regenmengen können auch in Zukunft wieder in Köln auftreten, erklärt Steb-Sachgebietsleiter Dr. Martin Cassel: „Starkregen kann überall fallen, insbesondere in Städten. Städte sind Hitzeinseln, und heiße Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, die dann schlagartig abregnet.“
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Für solche Wassermassen können die Abwasserkanäle nicht ausgelegt werden. Die Folge: Auf Straßen und Plätzen staut sich das Wasser. Wo das passiert, können die Steb ziemlich punktgenau vorhersagen.
Auf ihrer Internetseite zeigen sie seit 2017 eine Starkregengefahrenkarte für ganz Köln, die es ermöglicht, für jedes Grundstück die Gefährdung zu bestimmen und über einen Wasser-Risiko-Check mögliche private Vorsorgemaßnahmen zu identifizieren.
Die Gefährdungsklasse „mäßig“ bedeutet, dass für diese Straße in etwa knöcheltiefe Wasserstände berechnet wurden. Bei Gefährdung „hoch“ steht das Wasser knietief, bei „sehr hoch“ geht es bis zur Hüfte. Viele Teile der Stadt sind betroffen, die Grafik zeigt ausgewählte Bereiche.
Neusser Straße ist besonders gefährdet
So gilt etwa die Neusser Straße in Nippes zwischen Schillstraße und Florastraße als besonders gefährdeter Bereich – genau dort schwappte das Wasser am Nachmittag des 14. Juli 2021 in die Hauseingänge. Auch die Haltestelle Geldernstraße ist mit höchster Überflutungsgefahr dunkelblau eingezeichnet. „Die Starkregenkarte ist eine Computersimulation und basiert auf einem digitalen Geländemodell Kölns. Sie stellt im Wesentlichen die Senken im Stadtgebiet dar, also alles, was tief liegt, wie zum Beispiel Straßenunterführungen. Dort sammelt sich bei Starkregen der Niederschlag“, erläutert Cassel.
Seit Jahren informieren die Steb auf Veranstaltungen, mit Broschüren und im Internet darüber, wie man sein Haus vor Starkregen schützen kann (siehe Infotext). Nach dem Unwetter 2021 wurde die Beratung noch einmal intensiviert. „Kellereingänge und Fenster lassen sich mit relativ einfachen und preiswerten Maßnahmen sichern. Und ein Rückstauverschluss schützt das ganze Haus vor eindringendem Wasser aus dem Kanal“, so Cassel. „Wir unternehmen viel, um die Kapazität des Kanalnetzes zu erhöhen, aber beim konkreten Objektschutz am einzelnen Gebäude sind die Hauseigentümer gefragt. Wir helfen dabei gerne mit Beratung.“ Hilfreich ist eine Entsiegelung von Flächen, um die Versickerungsfähigkeit zu erhöhen und so in der Stadt viele kleine Retentionsräume zu schaffen, die zeitweise Wasser aufnehmen können. „Ein begrüntes Dach kann bis zu 40 Millimeter Niederschlag zurückhalten“, sagt der Starkregenexperte.