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Starkregen in KölnZwei Tote entdeckt – Rheinpegel steigt, KVB mit Einschränkungen

Lesezeit 5 Minuten
Unterführung Köln

Köln: Nur das Dach eines Autos schaut noch aus dem Wasser, das eine Bahnunterführung geflutet hat.

Köln – Am späten Mittwochabend hat die Feuerwehr bei Einsätzen in Köln-Bocklemünd-Mengenich und in Köln-Longerich zwei Tote in ihren mit Wasser vollgelaufenen Kellern gefunden. Das meldet die Polizei Köln am Donnerstagmorgen. Die Leiche einer 72 Jahre alten Frau entdeckten sie demnach um kurz nach 21.30 Uhr in der Unteren Dorfstraße. Um kurz nach 23.30 Uhr fanden Feuerwehrleute den 54-jährigen Bewohner eines Einfamilienhauses in der Graseggerstraße.

Ein Notfallseelsorger betreute die Angehörigen vor Ort. In beiden Fällen hat die Polizei Ermittlungen zur genauen Todesursache aufgenommen.

Zahlreiche Einsätze der Feuerwehr

In der Nacht zu Donnerstag hatte die Feuerwehr rund 800 Einsätze in Köln, viele weitere Notrufe waren eingegangen, die nach und nach angegangen werden. Bis 11 Uhr hatte die Kölner Feuerwehr 2178 Einsätze als abgeschlossen gemeldet, mehr als 1000 Einsätze sind noch offen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Einsätze mit vollgelaufenen Kellern. Die Feuerwehr hat inzwischen unter der 0800/2210001 eine Sondernummer eingerichtet, welche man bei Wasserschäden oder Meldungen in Verbindung mit Starkregen nutzen soll.

Hochwasser Köln Treibgut

Treibgut auf dem Rhein

In der Nacht ist ein Damm an einem Kanal im Stadtteil Esch gebrochen. Feuerwehr und THW sicherten ihn mit Sandsäcken, um einen weiteren Bruch zu verhindern.

Wasserschaden in Kölner Justizvollzugsanstalt

Auch der „Klingelpütz“ ist massiv von dem Unwetter am Mittwoch getroffen worden. „Wir haben diverse Wasserschäden“, sagte die Leiterin der Justizvollzugsanstalt in Ossendorf, Angela Wotzlaw. Das Hafthaus 13 hätte geschlossen werden müssen. Dort ist die Quarantänestation untergebracht. 17 Frauen hatten in ein gerade saniertes Hafthaus umziehen müssen. In anderen Bereichen hätte das Wasser am Mittwoch knöcheltief gestanden.

Auch in den Lichtkuppeln sei Wasser eingedrungen. „Dort haben wir Waschkörbe aufgestellt um das Wasser einzufangen“, sagte Wotzlaw weiter. Eimer seien zu klein gewesen. Über die Schadenssumme konnte die Anstalt noch keine Angaben machen. Vermutlich müsste das Hafthaus 13 aber komplett saniert werden müssen. Der „Klingelpütz“ ist ein Gebäudekomplex aus den 60er Jahren und in vielen Bereichen marode. Ein geplanter Neubau wurde immer wieder verschoben. (ta)

Stromausfälle in Teilen von Köln

Vollgelaufene Netzstationen der Rheinenergie sorgen immer noch in einigen Gebieten der Stadt für Stromausfälle. Betroffen waren viele Bereiche der Stadt, auch im Westcenter in Bickendorf ging am Mittwochabend der Strom aus. Hier sind immer noch einige Geschäfte ohne Strom.

Die Stadt hat ihre Kundenzentren Chorweiler und Rodenkirchen geschlossen. In Chorweiler ist der Keller vollgelaufen, in Rodenkirchen läuft Wasser aus Decken und Wänden. Wer in den beiden Kundenzentren bereits Termine vereinbart hat, kann diese in den anderen Kundenzentren wahrnehmen.

Rheinpegel steigt weiter

Der Rhein steigt stetig. Um 13 Uhr lag der Kölner Pegel bei 7,06 Meter. „Stündlich steigt der Pegel infolge der Regenfälle stark an, etwa um acht bis 15 Zentimeter in der Stunde“, sagte Andrea Bröder, Pressesprecherin der Stadtentwässerungsbetriebe (StEB). Die Hochwasserschutzzentrale hat erste Maßnahmen ergriffen.

So wurden in Rodenkirchen das Hubtor an der Kirchstraße und das Querschott an der Uferstraße geschlossen. Am Leinpfad wurden erste Stege errichtet. Doch am Nachmittag änderte sich die Einschätzung: Wegen der Wetterbesserung wird der Rhein wohl nicht so sehr steigen wie am Donnerstagmorgen vorhergesagt. Das teilte die stellvertretende Leiterin der Hochwasserschutzzentrale, Dr. Marlene Willkomm, gegenüber der Rundschau mit. Ihr aktuelle Prognose: „Sehr wahrscheinlich bleiben wir unter 8,50 Metern.“ Dann wären Maßnahmen in Kasselberg nicht nötig. Dort treffen die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) ab einem Pegelstand von 8,52 Metern routinemäßig Maßnahmen, da der Ort eine Insellage entwickelt.

Die Schifffahrt ist bereits jetzt eingeschränkt. Es gilt die Hochwassermarke 1. Die Folge: Die Schiffe müssen ihre Geschwindigkeit auf höchstens 20 Stundenkilometer drosseln und in der Flussmitte fahren. Ab einem Pegelstand von 8,30 Metern muss die Schifffahrt zwischen Mondorf und Worringen eingestellt werden.

Drei Linien der KVB betroffen

Von den Folgen der starken Regenfälle sind drei Linien der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) betroffen. An der Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel der Linie 13 ist der Wassereinbruch noch gravierender als bei dem Unwetter im Jahr 2017. Damals war die Technik bei der Reparaturarbeiten extra auf eine Höhe von 1,20 Meter gelegt worden. „Jetzt stand das Wasser 1,50 Meter hoch in den Räumen“, sagte ein KVB-Sprecher. Erst wenn die Haltestelle leer gepumpt sei, könnten sich Techniker einen Überblick über das Ausmaß der Schäden verschaffen.

Betroffen ist auch die Linie 4, hier sind Gleise unterspült worden, die Züge fahren deshalb nur bis zur Haltestelle Im Weidenbruch. Auf der Strecke der Linie 18 gibt es Gleisunterspülungen im Bereich Fischenich, auch hier können die Bahnen nicht fahren.

Auswirkungen auf den Verkehr rund um Köln

Der Starkregen von Mittwoch wirkt sich auch am Donnerstag noch auf den städtischen und überregionalen Verkehr aus.

Der Militärring ist auf einer langen Strecke zwischen der Venloer Straße und Junkersdorfer Straße gesperrt. Außerdem gibt es hier Ampelausfälle. Auf der Venloer Straße staut sich der Verkehr in diesem Bereich.

Hinzu kommt ein Unfall auf der A4 in Richtung Olpe am Kreuz Köln-West, der sich gegen 7.30 Uhr ereignete. Es kommt noch immer zu Staus auf der A1 Richtung Norden und auf der A4.

Die A1 von Köln in Richtung Dortmund ist zwischen Leverkusen und Burscheid wegen überfluteter Fahrbahn in beiden Richtungen gesperrt. Der Verkehr wird abgeleitet, es kommt zu Staus.

Auf der A555 von Bonn in Richtung Köln ist im Kreuz Köln-Süd die Verbindung zur A4 in Richtung Aachen wegen Überflutung gesperrt.

Auch in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens sind Autobahnen gesperrt. Die A61 von Koblenz in Richtung Mönchengladbach ist zwischen Kreuz Meckenheim und Rheinbach wegen Hochwasser nicht befahrbar.

Die A44 von Düsseldorf in Richtung Essen ist im Kreuz Düsseldorf-Nord gesperrt. Der Verkehr wird im Kreuz Düsseldorf-Nord über die A52 abgeleitet. (EB)