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Rheinpegel 11,90 MeterSo würde sich ein seltenes Hochwasser in Köln auswirken

Lesezeit 4 Minuten
Foto Hochwasser-Szenario Köln

So hoch wäre der Rhein bei einem Pegel von 11,90 Metern.

Köln – Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen: Das Unwetter vom 14. Juli hatte auch in Köln gravierende Folgen. Im Vergleich zu den Katastrophengebieten an Ahr und Erft kam Köln glimpflich davon, doch die zerstörerische Kraft des Wassers hat sich auch hier oft gezeigt.

Seit dem Hochwasser 1995 wurde viel in Deiche, Mauern, mobile Schutz-Elemente, Pumpwerke investiert. Dennoch droht Teilen der Stadt – und zwar nicht nur in direkter Rheinumgebung – ab bestimmten Pegeln die Überflutung. „Hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben“, sagt Henning Werker, Bereichsleiter der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (Steb) und Leiter der Hochwasserschutzzentrale. Ein Überblick.

Hochwasserschutz: Innenstadt und südliches Stadtgebiet sind bis zu einem Rheinpegel von 11,30 Meter geschützt. Ab Höhe der Bastei sind es 11,90 Meter. „Ursprünglich reichte der Hochwasserschutz nur bis 10,70 Meter, was damals als 100-jähriges Ereignis galt“, erklärt Werker. Doch dieser Wert wurde 1926, 1993 und 1995 erreicht – dreimal binnen 100 Jahren. „Daher wurde das Schutzziel neu festgelegt.“ Heute gilt ein Pegel von 11,30 Meter als 100-jähriges Ereignis. 11,90 Meter gelten als „seltenes Ereignis“ (alle 200 Jahre), 12,90 Meter als „extremes Ereignis“ (alle 500 Jahre).

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Gefahr durch Hochwasser: Bis 11,30 Meter werden Hafengebiete und flussnahe Bereiche in Kasselberg, Merkenich, Westhoven, Weiß und Sürth überflutet. Bis 11,90 Meter kommen Teile der Altstadt sowie von Bayenthal, Marienburg, Raderthal, Rondorf und Hahnwald dazu. Die überfluteten Bereiche sind in der Grafik blau markiert, das Wasser würde teils mehr als vier Meter über Bodenniveau stehen. Sollte der Hochwasserschutz versagen – etwa weil Wände brechen – würden große Teile der Stadt überflutet. Diese Bereiche sind gelb bis rot markiert. Sie würden zwischen weniger als 0,50 Meter und mehr als als vier Meter unter Wasser stehen.

Vorwarnzeit: „Anhand der Pegelstände am Oberlauf des Rheins können die Auswirkungen auf Köln recht präzise vorhergesagt werden. Sollte der Rhein höher als die Schutzmauer steigen, wissen wir das ein bis zwei Tage vorher“, erklärt Werker. Anders als beim Blitzhochwasser an der Ahr bleibt in Köln somit wertvolle Zeit, sich auf die Flut vorzubereiten und betroffene Bereiche zu evakuieren.

Wichtige Tipps

Gegen Hochwasser und Starkregen kann man sich bei Neubauten schützen. Steb-Bereichsleiter Henning Werker: „So bauen, dass das Haus dicht ist gegen Oberflächenwasser und Grundwasser. Rückstauverschluss zum Kanalnetz einbauen, regelmäßig warten. Dachentwässerung vom Kanal trennen und im Garten versickern lassen. Steckdosen und Elektroinstallationen im Keller unter der Decke verlegen.“

Altbauten sollten möglichst nachgerüstet werden. Ansonsten gelte: Empfindliche Dinge im Keller nicht direkt auf den Boden stellen. Oft stehe eindringendes Wasser nur wenige Zentimeter hoch. „Wer die Waschmaschine auf ein Podest stellt und Sachen in Regalen lagert, kann Schäden vermeiden.“ Versicherungsschutz prüfen. Wichtige Unterlagen vor Hochwasser geschützt deponieren.

Grundhochwasser: Grundwasser fließt normalerweise in Richtung Rhein, bei Hochwasser kehrt sich die Fließrichtung jedoch um. „Dann drückt der Fluss in den Boden. Die Folge ist, dass auch in Lagen weit abseits des Rheins wie Raderthal, Nippes, Vingst oder Urbach plötzlich Grundwasser ansteigt und Keller volllaufen können“, erklärt Werker. „Dieser Effekt kann mit bis zu einer Woche Verzögerung auftreten.“ Steigt das Wasser, kann die Standsicherheit von Gebäuden gefährdet sein, manche Tiefgaragen und Keller werden bewusst geflutet. In der Tiefgarage am Maternusplatz in Rodenkirchen zeigt eine Pegel-Anzeige den Grundwasserstand an.

Starkregen: „Starkregen war in Köln früher ein weniger beachtetes Phänomen“, so Werker. Heute wisse man, dass von ihm eine ähnliche Gefahr ausgehen kann wie von Hochwasser. „Gefahren durch Starkregen treten viel häufiger und deutlich schneller auf und bedrohen das gesamte Stadtgebiet.“ Am 14. Juli fielen in Köln 145 mm Niederschlag binnen zwölf Stunden, was auf einer Skala von 1 bis 12 einer 10 entspricht („extremer Starkregen“). Anders als 2017 habe es am 14. Juli sehr lange geregnet. „Das Wasser hat sich in Senken gesammelt“, so Werker. Dass auf den Straßen zeitweise knöchelhoch Wasser stand, sei bei extremem Regen normal. „Die Gullys lassen weniger Wasser ein als es regnet. Die Straße dient kurz als Retentionsraum. Nach 30 Minuten ist das Wasser in der Regel übers Kanalnetz abgeflossen.“

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Ausblick: Hausbesitzern und Mietern rät Werker, sich über Risiken und Schutzmaßnahmen zu informieren (siehe Infotext). Auf den Internetseiten der Steb (www.steb-koeln.de) kann man auf interaktiven Karten die Hochwasser- und Starkregengefahr für die eigene Adresse herausfinden und einen Wasser-Risiko-Check machen.