HochwasserkatastropheVersicherer schätzen die Schäden auf bis zu 5,5 Milliarden Euro
Köln – Zerstörter Hausrat türmt sich auch vier Wochen nach der Flutkatastrophe in der Region noch am Straßenrand. Autos sind auf Sammelplätzen aufeinandergestapelt, Mitarbeitende von Versicherungen erfassen Schäden und leisten erste Zahlungen. Tief Bernd und das Hochwasser nach dem Starkregen haben über 180 Menschenleben gefordert und enorme Schäden verursacht.
30 Milliarden Euro stellen Bund und Länder für die Beseitigung zur Verfügung. Zwei Milliarden davon sind für Straßen oder Brücken des Bundes, die wie weitere Infrastruktur nicht versichert sind. Die Versicherer schätzen die versicherten Schäden vorläufig auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro, so Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands GDV. Das ist der bislang größte Flutschaden (siehe Grafik). Fünf bis zehn Prozent der Summe entfallen auf die Bundesländer Bayern und Sachsen. Von den verbliebenen Schäden wiederum entfallen etwa zwei Drittel auf Rheinland-Pfalz und ein Drittel auf Nordrhein-Westfalen.
200 Millionen Euro alleine für Kfz-Versicherer
Rund 40 000 Autos sind laut GDV durch die Fluten beschädigt oder zerstört worden. Der Schaden für die Kfz-Versicherer liege bei rund 200 Millionen Euro. Bei geparkten Fahrzeugen zahlt die Teilkasko, Kunden haben in der Regel aber eine Selbstbeteiligung von meist 150 Euro. War das Auto in einem Hochwasser-Gefahrengebiet geparkt und wurde trotz Hochwasserwarnung nicht weggefahren, kürzt die Versicherung in der Regel die Entschädigung. Das könnte nämlich ebenso als grob fahrlässig gewertet werden wie das Einfahren in eine bereits überflutete Straße. In diesem Fall ist aber die Vollkasko zuständig.
Transportversicherer dürften laut GDV einen Schaden von rund 100 Millionen haben, ebenfalls zu Buche schlagen verschiedene versicherte Großschäden etwa bei Industriebetrieben im jeweils zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Großteil der Schäden entfällt auf Wohngebäude und Hausrat.
Die Provinzial Holding, Mitte 2020 aus der Fusion zwischen der Provinzial Rheinland und der Provinzial NordWest entstanden, ist in der Region in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Köln, Koblenz und Trier aktiv. Hier meldeten die Kunden den Großteil der insgesamt über 33 000 Schäden, ein kleiner Teil entfalle auf Westfalen mit Hagen etwa oder dem Sauerland, so ein Sprecher der Provinzial.
Naturgefahren
Elementarschadenversicherungen zahlen Schäden durch Starkregen, Hochwasser, Lawinen/Erdrutsch, Schneedruck oder auch Vulkanausbruch. Sie wird als Zusatzbaustein zur Wohngebäude- und Hausratversicherung angeboten. Erstattet werden Kosten für Reparaturen im und am Haus und/oder am Inventar. Üblicherweise wird eine Selbstbeteiligungen des Versicherten vereinbart.
Am 3. August schätzte die Provinzial die gemeldeten Schäden vorläufig auf ein Volumen von 761,3 Millionen Euro. Dabei entfallen nach einer Mitteilung auf die Sparte Sach – vor allem Wohngebäude und Hausrat – 29 045 Schäden mit einem Aufwand von 730,1 Millionen. Gut 4000 Kfz-Schäden kosten etwa 31,1 Millionen. Die Gesamthöhe des entstandenen Schadens sei noch nicht absehbar. 128 Millionen Euro Entschädigungsleistungen seien bislang zur Auszahlung gekommen.
Die Provinzial bezeichnet sich als Marktführer in ihrem Geschäftsgebiet. Bei der Gebäudeversicherung in den jetzt betroffenen Regionen nennt sie einen Marktanteil von gut 20 Prozent. Überdurchschnittliche 60 Prozent ihrer Kunden hier hätten eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen, so ein Sprecher. Die Hochwasserkatastrophe sei das bislang größte Schadensereignis für die Provinzial. Dabei kann sie einen Teil des Schadens an Rückversicherer weitergeben, die den Versicherern gegen eine Prämie einen Teil des Risikos abnehmen.
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Ein solcher Rückversicherer ist die Münchener Rück. Munich Re erwartet in der Rückversicherung und bei der Erstversicherungstochter Ergo insgesamt eine Schadenbelastung in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionen-Eurobetrags.
Die Talanx-Gruppe, etwa mit dem Versicherer HDI, erbringt nach jetzigem Stand Leistungen in Höhe von mindestens 600 Millionen vor Rückversicherung, die Allianz beziffert die Schäden infolge des Hochwassers in Deutschland auf mehr als eine halbe Milliarde.