Flut und StarkregenKölns „Hochwasser-Papst“ gibt Tipps für Anlieger
Köln – „25 Jahre Schneckentempo – die nächste Flut ist wahrscheinlich schneller.“ Mit dieser markigen Überschrift hat Reinhard Vogt ein Vierteljahrhundert nach der Gründung zur Mitgliederversammlung der Hochwassernotgemeinschaft (HWNG) Rhein eingeladen. Die Botschaft: Die Schaffung von notwendigem Rückhalteraum passiere viel zu langsam. Vogt leitete von 1995 bis 2014 die Kölner Hochwasserschutzzentrale, sein Einsatz beim Jahrhunderthochwasser an Heiligabend 1993 und nochmal im Winter 1995 trug ihm den Spitznamen „Hochwasserpapst“ ein.
Vorwürfe an die von der Flut betroffenen Kommunen
Heute ist Vogt Ehrenvorstand der HWNG, in der sich am 16. November 1996 über 60 betroffene Gemeinden, Städte und Bürgerinitiativen von Rheinland-Pfalz bis in die Niederlande zusammenschlossen.
Am Donnerstag gehörte Vogt zu den Beratern an einem Infomobil vor dem Historischen Rathaus, dort wo sich die HWNG vor einem Vierteljahrhundert gründete. Vogt wirft den Kommunen, die von der Flutkatastrophe Mitte Juli betroffen waren, vor, die Gefahr im Vorfeld nicht ausreichend kommuniziert zu haben. „Es gab längst die Karten, die gefährdete Gebiete ausweisen – jetzt zeigen sie das Ereignis an, wie es gewesen ist“, erklärt Vogt. „Hochwasserdemenz“ nennt er das fatale Versäumnis. Das Hochwasser-Kompetenzzentrum (HKC) verteilt am Infomobil Broschüren wie den Hochwasserpass zum Selbstcheck, ob das eigene Haus gefeit ist. Außerdem sind Beispiele für Haussicherungstechnik an Bord, zum Beispiel Rückstauverschlüsse, damit Wasser aus überfüllten Ver- und Entsorgungskanälen nicht zurückfließen kann, oder Pumpen, wasserdichte Fensterrahmen und Türbarrieren.
In Köln wird schon viel getan, aber zu wenig vorausschauend
Eines betont Vogt immer wieder: „Es gibt keinen sicheren Hochwasserschutz.“ Allerdings Vorsorgemöglichkeiten, damit Fluten Menschen nicht mit maximaler Wucht treffen. In Köln werde schon sehr viel für den Grundschutz getan, meint die HWNG, dennoch hapere es an der Vorausschau. Ein Wunsch geht dahin, Steingärten zu verbieten, vor allem in gefährdeten Zonen. Bonn habe das so gemacht. Und wenn per Baugenehmigung eine Versiegelung untersagt ist, müsse nachgeprüft werden, ob sich Antragsteller daran halten.
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„Alle Bereiche, die bis 200 Meter vom Rheinufer liegen, sind gefährdet, bei Extremregen würde zum Beispiel auch der Alter Markt unter Wasser stehen“, weiß Vogt. Aber auch Viertel, die in einem alten Rheinbett liegen, Nippes und Weidenpesch zum Beispiel, könnten volllaufen. Weil das Grundhochwasser mit dem Rheinpegel steigt. Deshalb legt die HWNG dringend ans Herz, in die Gefährdungskarten der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) zu schauen, um eigene Vorkehrungen der Lage anzupassen.