Kölsche Bands beim KarnevalWelche neuen Songs man in diesem Jahr kennen sollte
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Köln – Ein gutes Gespür für den Zeitgeist ist eine wesentliche Anforderung für einen guten Songschreiber. In der veranstaltungsarmen Corona-Session war das den Musikern von Brings voriges Jahr mit ihrer stillen Alaaf-Ballade bestens geglückt. Viele kölsche Bands haben die Pandemie notgedrungen für kreative Albumprojekte genutzt, die Folge sind viele neue Lieder zur bevorstehenden Karnevalssession. Ein Schnelldurchlauf mit WDR4-Experte Reinhard Kröhnert.
Hitverdächtig – Kasalla und die „Ruudeldiere“
Die Pandemie hat historische Einschnitte hervorgebracht, die Ausgangssperre gehörte dazu, aber auch die Vorgabe, sich maximal mit Menschen aus zwei Haushalten treffen zu dürfen. Nun stellt die Band Kasalla fest, dass wir doch eigentlich alle „Ruudeldiere“ sind, eine rockige Nummer, die schon Vorfreude auf das Stadionkonzert im Sommer weckt. „Der Liedtext passt wunderbar zur Situation. Ich denke, die Band wird mit dieser Nummer einen Hit landen“, lautet die Prognose von Reinhard Kröhnert. Ein starkes Lied ist auch den Höhnern mit „Die schönste Stroß“ gelungen.
Gesungen wird das Stück übrigens von Keyboarder Micky Schläger, denn der Noch-Frontmann Henning Krautmacher überlässt nach seinem angekündigten Abschied die neuen Lieder den Kollegen. Starke Stücke haben auch Cat Ballou (Oh wie schön), die Bläck Fööss (Fierdaach) und die Paveier mit ihrer Partynummer „Hau op die Trumm“geschrieben. Wer sich übrigens die Nummer „Nous sommes“ (Wir sind zwei) des griechischen Musikers Mikis Theodorakis anhört, wird die Melodie wiederentdecken.
Der Sohn von Paveier-Sänger Detlef Vorholt steht bei der Formation „Auerbach“ auf der Bühne. Mit „Eine Million“ ist der Gruppe ein Stück gelungen, dass es auch auf den starken Sampler „Karneval der Stars“ (siehe Seite 2 dieses Artikels) geschafft hat. „Die Gruppe hat sich seit zehn Jahren als Coverband bewährt und bringt alle Grundvoraussetzungen für die Bühne mit“, sagt Kröhnert. Mit Balladen machen die Band of Plenty (1000 Leeder) und Kappes & Co (Et Millioneleed) auf sich aufmerksam. Der einstige Lupo-Sänger Yannick Weingartz steht inzwischen mit Chanterella auf der Bühne, das Stück „Veedel-Love“ ist eine feine Bewegungsnummer.
Viele solide Nummern und eine Überraschung
„Mir sin widder do“ heißt das Sessionslied von Brings, noch so eine Nummer mit Pandemiebezug, allerdings nicht so eingängig wie die starke Ballade aus dem Vorjahr. Planschemalöör besingt den „Wääch noh Huss“. „Die Gruppe hat ihr eigenes Profil gefunden und wird weiter ihren Weg gehen“, urteilt Kröhnert. Auch für Eldorado geht es mit „Doosch is schlimmer als ping“ in diesem Jahr „weiter nach vorne“, so der Experte. Eine „Überraschung“ ist für ihn die Nummer „Danzoffizier“ von der Gruppe Scharmöör. Für das Musikvideo standen übrigens die Tanzpaare aller Traditionskorps vor der Kamera.
Domstürmer und Räuber melden sich zurück
Für Country-Töne haben sich die Domstürmer um Sänger Micky Nauber entschieden, „Wann häs do“ und „Jung vun Nevvenaan“ heißen die Stücke - zwei gute Lieder, mit denen sich die Band nach kleiner Durststrecke zurückmeldet. Mit großem Tatendrang waren auch die Räuber mit ihrer runderneuerten Formation um Sänger Sven West ans Werk gegangen. Bei ihrer Shanty-Nummer „Alle für Kölle“ scheinen sie den Santiano-Ohrwurm „Wellerman“ im Ohr gehabt zu haben. Kuhl un de Gäng besingen in „Rut un wiess“ in einem Wechsel aus Kölsch und Hochdeutsch das Partygen, das auf jede Art kölscher Musik anspringt. „Die Gruppe behält ihren Discostil der vergangenen Jahre bei“, stellt Reinhard Kröhnert fest. Ebenfalls solide: Lupo mit „Matrose“ und Miljö mit „Noh Huss“.
Die Paveier haben gleich zwei schöne Stücke geschrieben, „Ich ben ich“ ist deutlich ruhiger als die Pauken-Nummer. „Das Lied strahlt sehr viel Zuversicht aus und wird sicherlich als Gänsehaut-Ballade länger im Programm der Paveier bleiben“, meint Reinhard Kröhnert. Mit der ersten eigenen Nummer präsentiert sich die Brassband „Druckluft“, das „Klimpermännche“ Thomas Cüpper singt mit „Janz janz höösch“ den ersten Tango seit vielen Jahren im Karneval. Büttenredner Jörg Runge (Tuppes vum Land) hat offenbar Gefallen am Gesang gefunden und . Und: „King Loui“ (ehemals Crocodiles) manifestieren sich als Band für die ganz junge Karnevalsgeneration.
Querbeat ist auf keinem Karnevalssampler vertreten, die Band hat sich entschieden, nur den letzten Teil der Session im Sitzungskarneval aufzutreten und nicht eigens für den Karneval neue Lieder zu schreiben.
Das Fazit: Gute Lieder und einige neue Bands
Durch mehr als 100 neue Lieder hat sich Reinhard Kröhnert gehört. „Qualitativ ist viel Gutes dabei, ein breites, solides Angebot. Dieses Mal entdeckt man öfter mal Namen, die einem noch nicht geläufig sind“, bilanziert Kröhnert. Stilistisch ist von Tango über Walzer bis zu Partynummern fast alles dabei.
Das sind die Karnevals-Sampler in dieser Session
Karneval der Stars ist inzwischen bei Folge 51 angelangt. Der Pavement-Sampler erreichte gleich nach Verkaufsstart Platz 1 in den Sampler-Charts. 20 Lieder sind hier versammelt, Bläck Fööss und Paveier sind gleich doppelt dabei. Von Kasalla bis zu den Funky Marys sind alle namhaften Bands vertreten. Der Preis: 17,99 Euro.
Kölsch & Jot des Kölner Labels „SpektaColonia“ bietet ebenfalls 20 Lieder, Cat Ballou und die Höhner sind auch hier zu hören, aber auch Björn Heuser, Fabian Kronbach und einige junge Bands wie Stadtrand. Außerdem sind die Boore zu hören, ebenso das Kinderdreigestirn mit einem Mottolied, geschrieben von Micky Brühl. Der Preis: 14,99 Euro.
Megajeck feiert Jubiläum und präsentiert die 25. Ausgabe, erschienen bei Dabbelju-Music in der Südstadt. Hier sind traditionell die nicht ganz so prominenten Bands vertreten, die Rumtreiber, Schank, Hätzblatt und Kleeblatt. Aber auch die Höhner sind mit der Nummer „Irjendwann sin mer uns widder“ dabei. Der Preis: 15,99 Euro.