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Kölner Musikverlag „Dabbelju“Karnevals-Sampler „Megajeck“ will Tradition hochhalten und Neues zulassen

Lesezeit 3 Minuten
Gemeinsames Lied: Ludwig Sebus hat mit Wolfgang Löhr (r.) das Stück „Süpers Häns“ gesungen.

Gemeinsames Lied: Ludwig Sebus hat mit Wolfgang Löhr (r.) das Stück „Süpers Häns“ gesungen.

Der Sampler „Megajeck“ widmet sich neben prominenten Namen vor allem Bands und Künstlern, die bisher noch unter dem Radar fliegen.

Im jährlichen Rhythmus ergießt sich im Oktober ein Schwall neuer, meist kölscher Lieder über der Stadt. Mit seinem „Dabbelju Musikverlag“ ist Wolfgang Löhr einer derjenigen, die ein Sieb in den Fluss halten, um Stücke für den Sampler „Megajeck“ rauszufischen. „Im Sommer war ich noch etwas frustriert, aber in den vergangenen Wochen hat sich viel ergeben und die Kölner Musikszene hat ihre Vielseitigkeit bewiesen“, fasst Löhr den Prozess des Aussiebens zusammen. Nun haben es 22 Lieder auf das neue Album geschafft. Auffällig: Mit „Domhätzje Nadine“ ist nur eine Frauenstimme vertreten.

Ludwig Sebus ist mit Lied über Hans Süper vertreten

„Es gibt zu wenige Frauen in der Kölner Musikszene, auch ich würde gerne aus mehr Liedern auswählen“, meint Wolfgang Löhr, der nun bereits die 28. Auflage des Samplers rausbringt – länger gibt es nur den Branchenprimus „Karneval der Stars“, der dieses Jahr die 54. Auflage präsentiert und alle namhaften Bands aufbietet. Im Gegensatz dazu finden sich auf der „Megajeck“ viele junge Bands, etwa die Gruppe, „Stadtjeföhl“ und „Karnevallica“, die auch vom Literarischen Komitee, der Nachwuchs-Schmiede des Festkomitees, gefördert werden, aber bislang komplett unter dem Radar fliegen. Die Anspielung auf „Metallica“ im Bandnamen hat durchaus ihre Berechtigung, denn auch die neue Nummer „Rhingkapitän“ kommt mit viel melodischem Wumms daher.

Jörg P. Weber, Liedermacher Björn Heuser und Ex-Räuber-Frontmann Torben Klein sind die prominenten Namen auf dem Sampler. Und natürlich Grandsigneur Ludwig Sebus, der mit Löhr gemeinsam die gesungene Hommage „Süpers Häns“ komponiert und getextet hat. Ebenso findet sich mit dem „Seilbahn-Leed“ von Bläck Fööss Urgestein Bömmel Lückerath und Freunden eine Nummer aus der vergangenen Session in der Sammlung. 19 der 22 Lieder verfügen über einen kölschen Text, auch wenn Wortwahl und Grammatik nicht immer lupenrein sind. „Aber die Sprache bleibt lebendig und wird von den jungen Bands weitergetragen“, befindet Krätzjersänger Thomas Cüpper, der mit seinem humorvollen Lied „Dat deit mer nit“ vertreten ist.

„Megajeck“: „Zwei Hillije“ widmen sich Genderdebatte

Nicht nur die traditionellen Krätzjer bilden noch immer eine Nische der karnevalesken Musik, Cüpper besetzt dieses Feld schon seit 25 Jahren. „Das Kölsche erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Was mir aber oft fehlt, ist der Humor in den Liedern“, meint Cüpper. Eine verlässliche Ausnahme bildet in dieser Hinsicht das Duo „Zwei Hillije“ mit Plattenchef Wolfgang Löhr und seinem Cousin Bernd Löhr. Dieses Mal haben sie „so ne Krawatte von der Genderdebatte“ und behaupten frech, „Autowäsche heißt jetzt Fahrzeug*innenreinigung“. Ansonsten fehlt vielen Liedtexten Wortwitz und inhaltlicher Tiefgang, eine Tendenz, die sich in dieser Session fortsetzt.

Mit der Formation „Botzeraf“ präsentiert „Dabbelju“ die neue Hausband der Kneipensitzung „Jeckespill“ auf ihrem Sampler. Das Lied „Kölsch es vegan“ bleibt nicht unbedingt im Ohr. Das Album bietet eine bunte Mischung aus traditionellen Klängen und poppigen Tanzliedern. „Wir wollen die Tradition hochhalten, Neues zulassen und jungen Künstlern eine Chance geben“, betont Wolfgang Löhr.