Die leisen Töne sind seine Spezialität. Profimusiker Philipp Oebel erzählt mit Krätzchen kölsche Geschichten und verschafft sich hiermit auch auf großen Bühnen Gehör. Am Sonntag gastiert er im Senftöpfchen.
Karneval in KölnKrätzchensänger Philipp Oebel liebt die kölschen „Kronjuwelen“
Der leichte Nieselregen, der die Stadt sachte abduscht, ist kein Hinderungsgrund. Philipp Oebel (60) ist mit dem Fahrrad zu den Balloni-Hallen in Ehrenfeld geradelt, auf dem Rücken trägt er seine Gitarre in einer schwarzen Hülle. Eine halbe Stunde später wird er wortreich von Jürgen Becker angekündigt, dann gehört die Bühne ihm. „Ich dät mich fies freue, wenn ihr mitsinge künnt“, kündigt er höflich an. Die Schiebermütze sitzt, die Hosenträger, das Hemd - und die Menschen bei „Deine Sitzung“ haben Lust zu singen.
In dieser Session gehört Philipp Oebel bei allen Vorstellungen der alternativen Sitzung zum Programm. Er, der Krätzchensänger, der sich nicht immer sicher sein darf, ob die Menschen im Saal nun gerade Lust auf ältere Klänge haben. „Aber man darf das nie persönlich nehmen“, hat er festgestellt. „Su lang mer noch Zaus im Kessel han“, stimmt er an, einen alten Gassenhauer von Toni Steingass. Es folgen „Heidewitzka, Herr Kapitän“ und das Trizonesien-Lied. Der Saal singt. Und Oebel genießt.
Groß geworden mit der Musik der Bläck Fööss
Noch nie hat Philipp Oebel in so kurzer Zeit vor insgesamt 4500 Menschen seine Musik spielen dürfen, sein Metier sind normalerweise Nostalgie- und Flüstersitzungen. Etwa 100 Auftritte hat er übers Jahr verteilt, auch Geburtstage und private Feste sind dabei. „Die Platten der Bläck Fööss waren als Kind meine erste Kölsch-Impfung“, erzählt er. Bei ihm zu Hause wurde nie Kölsch gesprochen, doch Oebel hat sich über die Jahre ein fast schon klinisch reines Kölsch angeeignet. Was er singt, lässt sich verstehen.
Auch bei der Kneipensitzung „Jeckespill“ hatte er in den vergangenen Jahren immer wieder Auftritte. Kleine Säle, eine überschaubare Gästezahl, die direkte Nähe zum Publikum - das sind perfekte Arbeitsbedingungen für den Mann der leisen Töne. „Die kölschen Kronjuwelen sind meine Leidenschaft. Ich interpretiere die Lieder, die ich liebe“, sagt Oebel. Auf der Plattform „Youtube“ sind seine Interpretationen zu sehen, alle paar Wochen fügt er ein neues Lied hinzu.
Oebel ist Kölner, „in dritter Generation“, wie er sagt, fünf Jahre hat er einst im beschaulichen Bad Ems an der Lahn gelebt, „da kam ein starkes Heimweh-Gefühl auf“, erzählt er. Nun lebt er mitten im Friesenviertel. Und fährt, wenn möglich, mit dem Rad zu seinen Auftritten.