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InterviewMirko Bäumer ist seit Jahresbeginn offiziell bei den Bläck Fööss

Lesezeit 4 Minuten

Neues Gesicht und neue Stimme für die Bläck Fööss: Mirko Bäumer will sich auf der Bühne erstmal zurückhalten, im Alltag sammelt er Ideen für neue Lieder.

Köln – Mirko Bäumer (48) gehört seit Jahresbeginn offiziell zu den Bläck Fööss. Es habe Überlegungen gegeben, die Band einzustellen, aber nun solle es mit neuen Musikern weitergehen. Mit ihm sprach Thorsten Moeck.

Alle haben den Abschied von Ihrem Vorgänger Kafi Biermann beäugt. Wie war eigentlich Ihr Abschied bei den Queen Kings?

Das war schön. Nach all den Jahren hat man eine Vorstellung davon, wie so etwas aussehen könnte. Es war sehr respektvoll, niemand hat noch lange gehadert, warum es so gekommen ist, wie es nun mal ist. Es war eine gute Mischung aus Spaß an der Musik und Trauer über das Ende.

Was ist im Band-Alltag der größte Unterschied zu den Fööss?

Bei den Queen Kings haben wir für unsere Auftritte sehr lange Anreisen auf uns genommen. Zum Teil sind wir nach Österreich gefahren. Das bleibt mir jetzt erspart.

Vorige Session hatten Sie zwei Wochen lang den erkrankten Kafi Biermann vertreten. Nun stehen sie mitten in ihrer ersten kompletten Session. Wie groß war der Respekt?

Groß. Es war hilfreich, vergangenes Jahr als Vertreter mal reinzuschnuppern. Die Leute waren dankbar, dass da jemand stand und die Lieder präsentiert hat, die eigentlich Kafi singt. Jetzt müssen sich die Menschen an mein Gesicht gewöhnen. Das macht die Sache spannend, denn jetzt bleibe ich ja dabei.

Wie tolerant sind die Fans?

Bislang gibt es viele positive Reaktionen. Sicherlich wird es aber auch Menschen geben, die sagen: Das sind nicht mehr meine Bläck Fööss. Da habe ich aber volles Verständnis für. Denn ich bin ja auch mit den Fööss groß geworden. So läuft das Leben nun mal, es wird immer mal Veränderungen geben.

Werden die Fööss weiter verjüngt?

Natürlich habe ich nicht bei den Bläck Fööss angefangen, um dann nach ein oder zwei Jahren festzustellen, dass alle aufhören. Ich weiß, dass sich die Band über die Zukunft Gedanken gemacht hat. Es stand auch mal zur Debatte, das ganze Ding einzustampfen und zu sagen: Es war eine schöne Zeit. Das war es. Aber nun soll die Verjüngung fortgesetzt werden und wir hoffen, dass die von den Fans angenommen wird. Wenn die Fööss irgendwann keiner mehr sehen will ohne die Original-Gesichter, bleibt es bei dem Versuch.

Gibt es hierfür einen Zeitplan?

Nein, den gibt es nicht. Wir werden schauen, wie sich die neue Besetzung für alle Beteiligten anfühlt.

Wie finden es Ihre Töchter, dass Sie nun zu den Fööss gehören?

Die Große ist 19, die Kleine 15, beide kennen mich nur als Queen-Sänger in der Rolle des Freddie Mercury. Aber beide Töchter meinen, dass mir auch die kölsche Musik gut steht.

Variieren die Fööss in der Session die Auftritts-Lieder oder wird täglich das gleiche Pensum gespielt?

Nein, wir haben sogar zwei Lider, die eigentlich nicht für die Session bestimmt waren, nun aber reingerutscht sind. Die Nummer „Ich ben ne Kölschglas“ wird hin und wieder gesungen.

Zuweilen könnte man meinen, die Fööss bräuchten im Grunde keine neuen Lieder mehr, weil die Leute ohnehin die Klassiker hören wollen. Wie gefährlich ist so eine Denkweise?

Das ist sehr gefährlich. Wenn ich als Neuer nur noch die Klassiker wie „Ming eetste Fründin“ singen würde, könnte ich diese Herausforderung allenfalls befriedigend erfüllen. Denn die Leute haben zu den Liedern eine Stimme im Ohr, und zwar nicht meine. Deshalb ist es gut, was Neues zu bringen. Ausruhen funktioniert nicht.

Ist der Druck spürbar gewesen, zur Session möglichst einen Hit raushauen zu müssen?

Druck ist übertrieben. Ich persönlich muss erstmal bei den Bläck Fööss ankommen und auch nicht unbedingt in der ersten Reihe stehen und meinen Platz finden. Vor allem muss ich niemandem zeigen, wie ich mir die Bläck Fööss vorstelle. Drei Lieder habe ich bislang geschrieben, ich laufe auch durchaus aufmerksamer durch die Welt, um Ideen für Lieder zu sammeln.

Wie war es, erstmals einen eigenen Text samt Melodie den neuen Kollegen vorzulegen?

Das war schon spannend. Die wissen alle, wie es geht. Es war eine Mischung aus Spannung und Vermessenheit. Ich habe ganz höflich gefragt, was sie davon halten. Dann wurde an der Geschichte gefeilt, das Lied über den Labbes, den ersten Freund meiner Tochter, ist so geblieben. Solche Geschichten aus dem Leben haben die Fööss immer ausgezeichnet, daher kam das ganz gut an.

Mussten Sie Ihre Kollegen anfangs siezen? Der Respekt ist ja immens.

Gesiezt habe ich sie nicht, aber mir passiert es noch immer, dass ich in Besprechungen in der dritten Person von „euren Liedern“ spreche und nicht von unseren. Es dauert, glaube ich, noch etwas, bis ich mich als Teil der Gruppe fühle.

Wie schwer ist es, für die Fööss ein Lied zu schreiben? Immerhin hat die Gruppe in 46 Jahren gefühlt schon mal alles und jeden besungen.

Das stimmt. Manchmal denke ich: So, jetzt habe ich ein gutes Thema und sehe dann, dass die Jungs schon ein oder zwei Lider dazu geschrieben haben. Einfach ist das nicht. Die Trefferchance ist schon sehr gering, aber genau das motiviert.

Wann haben Sie zum ersten Mal die Bläck Fööss live auf der Bühne gesehen?

Meine Eltern waren häufig bei Konzerten. Ich war als Kind gut ausgestattet mit Musikkassetten, die ich auch rauf und runter gehört habe. Live gesehen habe ich sie zum ersten Mal als bereits die Idee bestand, dass ich dort mal aushelfe.

Kölsche Musik boomt, Kasalla, Cat Ballou und Querbeat haben für viel frischen Wind gesorgt. Denken Sie manchmal: Respekt, gute Nummer?

Ich höre mir selten ein ganzes Album an, aber einzelne Stücke. Das Lied „Dä Plan“ von Querbeat finde ich sehr witzig, da kann ich mir vorstellen, wie die Meute mitgeht. Was mich total fasziniert, sind die Menschen in der Arena, die jedes Lied von jeder Gruppe mitsingen können. Es ist erstaunlich, wie die Jecken abgehen.