Köln – Der Unmut über die Feierlichkeiten zum Auftakt der Karnevalsession im Univiertel spitzt sich zu. Die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz will bei der nächsten Ratssitzung am 10. November, also am Tag vor dem Elften im Elften, ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleihen. „Uns geht es zwar um den Elften im Elften, aber auch um eine generelle Ballermannisierung des Viertels“, skizziert ein Vorstandsmitglied die Befindlichkeiten. Diesen Donnerstag will die Stadt ihre Planungen für den Sessionsbeginn dem Runden Tisch vorstellen, dem Vertreterinnen und Vertreter aus Gastronomie, Politik, Karneval und Verwaltung angehören.
Keine Entlastung für Zülpicher Straße in Aussicht
Mit einer gewissen Portion Spannung und noch größer Skepsis wird auch in der Politik erwartet, wie die Stadt die Feierlichkeiten rund um die Zülpicher Straße lenken möchte, um das Viertel nicht im Chaos versinken zu lassen. Denn erwartet werden Zehntausende Feiernde in Köln – das Univiertel hat sich zum Treffpunkt eines sehr jungen Publikums entwickelt. Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, wird am Runden Tisch fehlen. Denn zeitgleich wird er am Donnerstag die Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt leiten. Grüne, FPD und „Die Partei“ haben eine Aktuelle Stunde zum Elften im Elften beantragt, als Gesprächspartner wird Dirk Schmaul, Abteilungsleiter im Ordnungsamt, zur Verfügung stehen und die Fragen der Politikerinnen und Politiker beantworten.
Die übergeordnete Frage wird wohl jene sein, warum sich die Feierlichkeiten erneut auf die Zülpicher Straße konzentrieren werden und die Stadt zur Entzerrung keinen alternativen Feierort einrichten wird – genau dies hatte die Politik in einem Beschluss gefordert. „Wir sind ratlos, ob die Stadt überhaupt nach Alternativen gesucht hat“, heißt es in der Bürgergemeinschaft am Rathenauplatz, deren Vertreterinnen und Vertreter am Donnerstag auch am Runden Tisch vertreten sein werden.
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Das Ordnungsamt hatte im Laufe des Jahres beim Bonner Institut Ibit, wo die Lenkung von Menschenmassen erforscht wird, eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um die Optionen für den Karnevalsauftakt im Univiertel auszuloten (wir berichteten). Eine zusätzliche Veranstaltungsfläche – beispielsweise auf den Ringen – wird dort skeptisch bewertet, vor allem aufgrund des kaum leistbaren Mehraufwands für Sicherheits- und Rettungskräfte. Auch auf der Uniwiese soll keine Karnevalsparty stattfinden – die Wiese hatte zuletzt als Entlastungsfläche gedient, war aber auch mit Musik beschallt worden. Zuvor hatte sich die Stadt von der Bühne verabschiedet, die das Festkomitee dort bespielt hatte, um den jungen Menschen den Karneval näher zu bringen. „Man kann nicht kritisieren, dass die jungen Menschen mit Karneval hauptsächlich Alkoholkonsum verbinden, aber gleichzeitig eine Bühne und die Bemühungen ablehnen, Karnevalsprogramm zu bieten“, heißt es im organisierten Karneval.
Eine Neuerung deutete sich in vergangenen Wochen bereits an: Der Zugang zur Feierzone soll nur noch am Südbahnhof erfolgen, nicht mehr am Zülpicher Platz. Ziel ist es, die Haltestellen und Bahnstrecken auf der Ringen möglichst frei zu halten. Gefeiert wird auch auf dem Heumarkt und am Tanzbrunnen, hier sorgen Karnevalsvereine für ein ganztägiges Programm – für beide Veranstaltungen sind Tickets erforderlich. Im Studentenviertel sieht das anders aus. Auch deshalb zieht es hier junges Publikum hin.